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Betroffene häuslicher Gewalt benötigen meist Unterstützung, um sich aus der Partnerschaft zu befreien (Symbolbild).

© Getty Images/Moment RF

Nach erneutem Femizid in Berlin: Wie können Frauen sich vor häuslicher Gewalt schützen?

In Zehlendorf hat ein Mann seine Ex-Frau am Donnerstag brutal ermordet. Was können Frauen tun, um sich vor Übergriffen in der Partnerschaft zu schützen? Eine Expertin gibt Ratschläge.

Stand:

Im Schnitt über 100.000 Frauen werden jährlich in Deutschland von ihrem Ex-Partner oder Partner körperlich attackiert. Im Schnitt alle zwei Tage überlebt eine Frau das nicht. Am Mittwoch wurde in Berlin-Zehlendorf eine 36-Jährige wohl von ihrem Ex-Mann brutal vor ihrem Haus mit mehreren Messerstichen ermordet. Und das, obwohl dem Mann gerichtlich untersagt wurde, sich ihr zu nähern.

Was können Frauen tun, um sich aus gewaltvollen Partnerschaften zu retten? Nua Ursprung ist Sprecherin der kostenlosen BIG-Hotline, die in Berlin Frauen und ihre Kinder rund um die Uhr bei häuslicher Gewalt berät. Die Hotline wird von der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG) betrieben.

Ursprung rät Betroffenen, sich in jedem Fall an eine Beratungsstelle zu wenden. „Man kann auch anrufen, wenn an sich gar nicht sicher ist, ob das, was man erlebt, häusliche Gewalt ist“, sagt Ursprung.

Bei der BIG-Hotline berät dann eine Sozialarbeiterin zu weiteren Schritten: Wie gefährlich ist die Situation, welche Hilfe können Behörden geben? Kommt ein Umzug in eine Schutzeinrichtung wie ein Frauenhaus infrage?

„Wir vermitteln an Zufluchtsorte, aber auch an langfristige Beratungsstellen“, sagt Ursprung. Sie rät Frauen, auch direkt bei Frauenhäusern anzurufen. Die seien zwar oft belegt – aber es würden auch immer wieder Plätze frei.

Im akuten Fall Polizei informieren

In akuten Gewaltfällen sollten Betroffene in jedem Fall die Polizei informieren, sagt Ursprung. „Die Polizei kommt dann mit doppelt so vielen Einsatzkräften, weil sie wissen, dass die Einsätze gefährlich werden können.“ Die Polizei kann Männer für bis zu 14 Tage der Wohnung verweisen. „Dann hat die Frau Zeit, sich zu organisieren und die nächsten Schritte zu überlegen“, sagt Ursprung.

Gerichte können Männern zudem dauerhaft verbieten, sich der Frau zu nähern. Allerdings sei es immer noch nicht möglich, diese Verbote rechtlich wirklich durchzusetzen, sagt Ursprung – was offenbar auch im Zehlendorfer Fall ein Problem war.

Auch Menschen, die vermuten, dass eine Person in ihrem Umfeld von häuslicher Gewalt betroffen ist, rät Ursprung: „Man sollte die Person darauf ansprechen, lieber einmal zu viel als zu wenig.“ Auch wenn die Person das im ersten Moment vielleicht abstreite – „wichtig ist, ein Angebot zu machen: Ich bin da, höre dir zu, unterstütze dich“, sagt Ursprung.

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