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Nach gescheitertem Sprengstoffanschlag 1995: Mutmaßliche Linksextremisten am Flughafen BER festgenommen
30 Jahre nach einem versuchten Anschlag auf ein Gefängnis sind zwei Männer angeklagt. Um sich dem Prozess zu stellen, kehrten sie aus dem Ausland zurück und wurden festgenommen.
Stand:
Zwei mutmaßliche ehemalige Mitglieder der linksextremistischen Gruppe „Das Komitee“ sind in Deutschland festgenommen worden. Peter K. und Thomas W. seien am Mittwoch bei der Ankunft am Flughafen Berlin-Brandenburg festgenommen worden, am Donnerstag sei der Haftbefehl verkündet worden, bestätigte eine Sprecherin des Kammergerichts Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatten „B.Z.“ und RBB berichtet.
Laut „B.Z.“ sind Peter K. und Thomas W. am späten Mittwochabend in einem Iberia-Flug aus Madrid am BER gelandet.
Die Rückkehr der beiden Angeklagten war erwartet worden: Zuletzt hatte einer ihrer Verteidiger angekündigt, dass die Männer aus Venezuela zurückkehren und sich dem Verfahren stellen würden. Der Prozess soll am 17. März vor dem 2. Strafsenat des Kammergerichts beginnen. Basis seien Gespräche mit der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, sagte Rechtsanwalt Lukas Theune der Deutschen Presse-Agentur. Seine Mandanten kämen wenige Tage vor Prozessbeginn nach Deutschland zurück.
Versuchter Anschlag auf Gefängnis in Grünau
Die oberste deutsche Anklagebehörde wirft den Männern vor, im April 1995 einen Sprengstoffanschlag auf ein Gefängnis in Berlin-Grünau geplant zu haben, das damals zu einem Abschiebegefängnis umgebaut wurde.
Die Beschuldigten hätten sich spätestens im Herbst 1994 mit einem dritten, inzwischen gestorbenen Komplizen zu der linksextremistischen Vereinigung „Das Komitee“ zusammengeschlossen, teilte die Bundesanwaltschaft nach Anklageerhebung mit. Ihr Ziel sei es gewesen, gesellschaftspolitische Veränderungen durch Brand- und Sprengstoffanschläge auf staatliche Einrichtungen herbeizuführen.
Für den geplanten Anschlag auf das Berliner Gefängnis hätten die Täter Propangasflaschen mit mehr als 120 Kilogramm Sprengstoff gefüllt und mit selbstgebauten Zeitzündern präpariert. Auf einem Parkplatz in der Nähe der Haftanstalt sollten die Sprengvorrichtungen umgeladen werden – doch eine zufällig vorbeifahrende Polizeistreife kam dazwischen. Die Männer flüchteten.
Das Bundeskriminalamt hatte den dritten Verdächtigen fast 20 Jahre später in Venezuela aufgespürt. Die Polizei nahm ihn fest, ein Auslieferungsersuchen Deutschlands wurde aber abgelehnt. Die beiden Angeklagten erhielten Asyl in Brasilien. Nun wollen sich die inzwischen 62 und 64 Jahre alten Männer dem Verfahren stellen.
Laut Anwalt Theune habe es eine sogenannte Verständigung mit den Beteiligten gegeben. Demnach können die Angeklagten bei einem Geständnis mit einer Bewährungsstrafe rechnen. Das Kammergericht hat für den Prozess vier Verhandlungstage angesetzt, am 8. April soll das Urteil gesprochen werden. (dpa, Tsp)
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