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Polizisten geleiten Kinder von einer Schule in Neukölln weg. Zwei Schulkinder sind am Mittwoch in einer Schule in Berlin-Neukölln vermutlich von einem Mann verletzt worden.

© dpa/Michael Kappeler

Nach Gewalttat in Berlin: Wie Eltern mit ihren Kindern über Verbrechen sprechen sollten

Wenn Kinder Verbrechen mitbekommen, sind oft auch Eltern ratlos. Sie wissen nicht, wie sie die Tat erklären sollen. Hier finden Familien Tipps.

Zwei Mädchen im Alter von sieben und acht Jahren sind am Mittwoch an einer Schule in Neukölln mit einem Messer schwer verletzt worden. Eines von ihnen befindet sich in Lebensgefahr. Ein 38-jähriger mutmaßlicher Täter wurde gefasst. Hinweise auf ein religiöses oder politisches Motiv gibt es bislang nicht.

Während Erwachsene Schocknachrichten dieser Art einordnen können, verstehen Kinder oft nicht, was passiert ist. Werden sie mit den Geschehnissen konfrontiert, kann dies verunsichern oder traumatisieren. Wie können Eltern die Tat mit ihren Kindern besprechen, ohne sie zu verängstigen oder ihre Sorgen zu ignorieren? Eine Pädagogin erklärt hier, worauf es dabei ankommt.

Grundsätzlich sei die Empfehlung, Kinder nicht direkt anzusprechen, sondern zu warten, bis sie selbst auf einen zukommen, sagt Isabel Ruland. Die Bonner Pädagogin ist zudem studierte Kriminologin. Sie rät außerdem: Es ist nicht zu jeder Zeit sinnvoll, belastende Themen zu besprechen. Vor allem die unmittelbare Zeit vor dem Schlafengehen sei der falsche Zeitpunkt, sagt sie. „Man sollte den Tag immer mit etwas Positivem beschließen.“

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Wer Fragen beantwortet, sollte sich immer auf seriöse Quellen und bekannte Informationen beziehen. Explizite Details zur Tat seien besser zu vermeiden, um keine größere Verunsicherung auszulösen. Mit älteren Kindern oder Jugendlichen könne man auch darüber sprechen, woher man die Informationen bezieht und wie man sie bewertet.

Eltern müssen gut zuhören

Werden Kinder mit Informationen, Bildern und Details überflutet, könne dies verstörend wirken, da sie vieles nicht einordnen können, sagt Ruland. Das könne zu Ängsten führen. Hier haben Eltern die Aufgabe, ihre Kinder aufzufangen und sie bei der Einordnung zu unterstützen. Dabei können Fragen helfen, etwa: Wie geht es dir? Was hast du gesehen oder gehört? Was löst es in dir aus? „Man sollte den Kindern gut zuhören, die wahrgenommenen Gefühle spiegeln und ihnen sagen, dass man selbst auch beunruhigt und erschreckt ist.“

Erst im vergangenen Februar war in der Nähe eines Spielplatzes im Bürgerpark Pankow ein fünfjähriges Mädchen erstochen worden. Die Tat hatte nicht nur Berliner Eltern schockiert. Silke Mrose, Psychologin, Familientherapeutin und Fachkraft für Kinderschutz, leitet die Beratungsstelle Lösungsweg in Teltow des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks. Hier gibt sie Tipps, wie Eltern auf Kinderfragen antworten können.

Mroses Rat: Eltern sollten ruhig bleiben und keine weitere Panik verbreiten. Das Verbrechen sei ein Anlass, mit dem Kind darüber zu sprechen, dass auf der Welt leider schlimme Dinge passieren. Zu viele Details über den Tathergang sollten Eltern allerdings nicht erzählen.

„Kinder stellen sich alles, was sie erfahren, bildlich vor – und da können schlimme Bilder im Kopf entstehen“, sagt Mrose. Diese könnten nicht nur Ängste, sondern auch Albträume verursachen. Eltern könnten dies vermeiden, indem sie den Kindern nicht mehr Informationen geben als unbedingt nötig. „Je mehr ein Kind über solch ein Verbrechen weiß, desto detailreicher wird das Bild im Kopf.“

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