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© imago/Jürgen Ritter

Nach jahrelangem Leerstand: Immobilienfirma plant Büros und Penthouse in ehemaligem Berliner Einkaufscenter

Seit Jahren steht das Schillerpark-Center leer. Nun taucht eine Immobilienanzeige für zu vermietende Büroflächen auf. Kritik kommt aus der Politik.

Seit Ende 2020 steht das Schillerpark-Center in Berlin-Wedding leer, zum Ärger vieler Anwohner:innen. Nun scheint sich etwas zu tun. Eine luxemburgische Immobilienfirma baut das Gebäude offenbar zu einem Bürohaus um – und stößt auf Kritik.

Das Grundstück gehört den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Früher waren in dem Einkaufszentrum ein Laden der insolventen Lebensmittelmarkt-Kette Real sowie weitere kleine Geschäfte untergebracht. Nachdem die Filiale geschlossen worden war, kam es zum Leerstand. Die BVG hatte das Schillerpark-Center dem Unternehmen Aroundtown über einen sogenannten Erbbaupachtvertrag zur Nutzung überlassen. Der Vertrag schließt einen Leerstand aber offenbar nicht aus. Aroundtown erfülle seine vertraglichen Pflichten, teilt das Landesunternehmen mit, eine weitere Nutzung sei gewährleistet.

Der Weddinger SPD-Abgeordnete Mathias Schulz kritisiert diese Vereinbarung. Dem RBB sagt Schulz: „Die Politik sollte in Zukunft die Musterverträge für die Erbbaurechtsverträge anpassen, sodass ganz klar geregelt ist, dass Leerstand wie dieser wenig vertragsgemäß ist und Verträge deshalb aufgelöst werden können.“

Kritik aus der Politik an Plänen fürs Schillerpark-Center

Offenbar waren aber auch die Verkehrsbetriebe nicht ganz so glücklich mit der Nicht-Nutzung des Schillerpark-Centers. Am 17. Mai gab es ein Treffen zwischen Vertretern von Aroundtown und der BVG, in dem über die weiteren Nutzungspläne gesprochen wurde. Über den Inhalt wurde Stillschweigen vereinbart.

Das Unternehmen Aroundtown teilte auf Tagesspiegel-Anfrage mit: „Der Eigentümer hat Interesse an einer Vollvermietung des Gebäudes und will das Gebäude gezielt und zeitnah an neue Nutzer heranführen.“ Ein passendes Konzept werde mit der BVG abgestimmt. 

Vor einigen Tagen tauchte auf einem Immobilienportal eine Anzeige von Aroundtown auf, mit dem Verweis auf zu vermietende Büroflächen im Schillerpark-Center: Angeboten wurden insgesamt 12.000 Quadratmeter Bürofläche, zu mieten ab dem 1. Juli 2023.

„Diese Anzeige ist mir seit ein paar Tagen bekannt. Ich bin sehr verwundert, denn seit 2020 behauptet Aroundtown an einem Umnutzungskonzept zu arbeiten“, sagte SPD-Abgeordnete Matthias Schulz dem Tagesspiegel. „Nun zeigt sich: Der luxemburgische Investor will offensichtlich hinter dem Rücken von Bezirk und Bürger:innen Fakten schaffen.“ Schulz fordert, dem Unternehmen Grenzen aufzuzeigen. „Der Wedding braucht dringend Flächen für bezahlbares Wohnen, soziale Einrichtungen und Kleingewerbe, keine seelenlosen Bürogebäude und schon gar kein Penthouse.“

Damit spielt Schulz auf eine weitere womöglich geplante Nutzung des Schillerpark-Centers an. Auf dem Immobilienportal teilte Aroundtown mit: „Ab 2023 soll im 3. OG ein Neubau entstehen, welcher als Bürofläche/Penthouse-Etage mit Dachterrasse genutzt werden könnte.“ Inzwischen hat die Aorundtown die Anzeige zur Vermietung der Büroflächen wieder offline genommen. Eine Anfrage, warum dies geschehen ist, blieb von dem Unternehmen bisher unbeantwortet.

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