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Der Charité-Campus in Berlin-Mitte.

© Mario Heller/Tagesspiegel

Nach Mordverdacht an Berliner Charité: Senat spricht mit Kliniken über Medikamentenüberwachung – Linke will Einsatz von Stationsapothekern

Ein Arzt soll mit überdosierten Medikamenten zwei Patienten getötet haben. Nun wird auch in Berlin über den etwaigen Einsatz von Stationsapothekern diskutiert.

Nach der Festnahme eines Charité-Kardiologen will Berlins Senatsgesundheitsverwaltung mit den Kliniken der Stadt über den Umgang mit Arzneimitteln sprechen. Man nehme den Vorfall zum Anlass, „die besondere Problematik der Medikamentenüberwachung in die regelmäßigen Gespräche mit der Berliner Krankenhausgesellschaft aufzunehmen“, schreibt Staatssekretärin Ellen Haußdörfer (SPD) auf Anfrage des Linke-Gesundheitsexperten Tobias Schulze, die dem Tagesspiegel vorab vorliegt.

Ein 55-jähriger Kardiologe soll 2021 und 2022 am Virchow-Campus der Charité in Wedding zwei schwerkranke Patienten durch überdosierte Medikamente getötet haben. Nach einem internen, anonymen Hinweis war der Arzt im August 2022 von der Leitung der landeseigenen Universitätsklinik freigestellt worden. Die Staatsanwaltschaft beauftragte daraufhin einen Gutachter, um die fraglichen Behandlungen zu überprüfen. Nach dessen Stellungnahme sahen die Ermittler den Vorwurf bestätigt: Der Kardiologe wurde im Mai wegen Verdachts des zweifachen Mordes verhaftet, er befindet sich in Untersuchungshaft.

Niedersachsens Krankenhäuser beschäftigen Stationsapotheker

Der Linken-Abgeordnete Schulze verweist nun auf den möglichen Einsatz von Apothekern auf den Krankenstationen – so wie in Niedersachsen: „Klinische Pharmazeuten können Ärzten beraten, insbesondere mit Blick auf Neben- und Wechselwirkungen. Todesfälle wie die an der Charité könnten durch mehr pharmazeutischen Sachverstand in den Kliniken möglicherweise vermieden werden. Wir sollten uns in Berlin die Erfahrungen aus Niedersachsen anschauen und unser Landeskrankenhausgesetz dahingehend ergänzen.“

Seit 2022 müssen niedersächsische Kliniken eigene Stationsapotheker beschäftigen, die in jeder Abteilung die Arzneigaben prüfen. Die Vorschrift folgte auf die Mordserie des Krankenpflegers Niels H., der zwischen 1999 und 2005 mindestens 80 Patienten niedersächsischer Kliniken mit Medikamenten getötet hatte.

Berlins Gesundheitsstaatssekretärin Haußdörfer schreibt, inwiefern ein vorgeschriebener Einsatz von Stationsapothekern sinnvoll sei, werde geprüft. Allerdings werde eine Evaluation aus Niedersachsen „noch einige Zeit“ dauern.

In den Landeskrankenhausplan werden jene staatlich, privat, gemeinnützig oder konfessionell betriebenen Kliniken aufgenommen, die für die Versorgung als notwendig eingestuft werden und deshalb Anspruch auf öffentliche Gelder für Bauten und Technik haben. In Berlin sind das mehr als 50 Kliniken, die sich in der Krankenhausgesellschaft organisiert haben, mit insgesamt 23.000 Betten.

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