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Nach Tod im Berliner Zoo: Elefantenbulle Victor starb wohl an einer Lungenentzündung
Er war das schwerste Tier im Berliner Zoo – und wird als besonders „sanftmütig und freundlich“ beschrieben. Vor Kurzem ist der Elefantenbulle Victor plötzlich verstorben.
Stand:
Nach dem überraschenden Tod von Elefantenbulle Victor vor wenigen Wochen hat der Berliner Zoo am Dienstag neue Erkenntnisse zur Todesursache bekannt gegeben.
„Die Befunde aus der Pathologie haben gezeigt, dass Victor an einer Lungenentzündung gestorben ist. Bei Elefanten ist dies selten und es gab keine äußerlichen Anzeichen dafür“, erklärt Zoodirektor Andreas Knieriem. Tiermediziner hätten leicht erhöhte Entzündungswerte festgestellt, woraufhin sie Antibiotika verabreichten. Im Zoo könne man „Wildtiere nicht behandeln wie Patienten in der Charité“, so Knieriem. „Das Abhören der Lunge oder das Röntgen ist bei einem Elefantenbullen, an den wir nur sehr eingeschränkt herankommen, nahezu unmöglich.“
Victors Lungenentzündung schien eine bakterielle Infektion voranzugehen, letzte Ergebnisse aus der Bakteriologie stünden aber noch aus.
Er wurde nur 31 Jahre alt
Victor starb in der Nacht auf den 29. Januar, er wurde nur 31 Jahre alt. Asiatische Elefanten können in Gefangenschaft sonst über 50 Jahre alt werden. „Der Zoo Berlin hat eine wahre Größe verloren“, teilte selbiger damals mit.
Zoo-Direktor Andreas Knieriem beschrieb den Asiatischen Elefanten, der seit dem Jahr 2000 in Berlin lebte, als den „sanftmütigsten und freundlichsten Elefantenbulle, den ich in meinem Leben kennenlernen durfte“. Victor habe das Bild des Berliner Zoos ebenso sehr geprägt wie die Zoo-Ikonen Bobby, Knautschke, Bao Bao und Knut.

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Drei Meter Schulterhöhe und einem Gewicht von fast fünf Tonnen – „das mit Abstand schwerste Tier im Zoo“. „Das einzige, was uns über unseren Schmerz hinweg tröstet, ist die Gewissheit, dass er friedlich auf seinem Heubett eingeschlafen ist“, sagte Knieriem.
Victor hatte zuletzt Gewicht verloren
Die Tierärzte des Zoos hatten Victor bereits seit Wochen unter besonderer Beobachtung. Was ihnen Sorge bereitete: Das ohnehin schlanke Tier hatte Gewicht verloren. Nachs einem Tod sind Blut-, Kot- und Urinproben an verschiedene Labore geschickt worden. Das Ziel: eine umfassende Diagnostik. Denn diese gestaltet sich in der Regel aufwendig. „Elefantenbullen gehören zu den schwierigsten Patienten für uns Tierärzte“, sagte Andreas Pauly. Der Veterinär leitet die Abteilung für Tiergesundheit, Tierschutz und Forschung im Zoo.
Zum einen kämen die Ärzte aufgrund des geschützten Kontakts nicht so einfach an die Tiere heran, erläuterte Pauly. Zum anderen eigneten sich Untersuchungen wie Röntgen und Ultraschall allein wegen der enormen Größe der Tiere für etliche ihrer Körperbereiche kaum.
Wie ein Familienmitglied für den Zoo
Zoo-Direktor Knieriem scheint die Nachricht auch persönlich nahezugehen. Für die insgesamt 30.000 Zootiere habe er sonst wenig Zeit, doch Victor habe er in den vergangenen zehn Jahren jeden Tag gesehen. Victor habe „quasi zur Familie“ gehört, „einige Pfleger haben ihr halbes Leben mit ihm verbracht“, sagte Knieriem: „Heute ist ein bitterer Tag für uns.“

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Nach Angaben des Zoos kam Victor am 23. Oktober 1993 im Zoo Ramat Gan in Israel zur Welt und zog 2000 nach Berlin. Da Elefantenbullen Einzelgänger sind und die Weibchen mit ihren Jungen im Matriarchat leben, spielen sie im Sozialverband der Gruppe keine Rolle. Die Elefantenkuh Drumbo (54), mit der Victor sich eine Anlage geteilt hatte, seine Tochter Anchali (12) sowie ihre Mutter Pang Pha (37) und Elefantenkuh Carla (51) zeigten keine sichtliche Trauer, hieß es. „Sie fressen ruhig und sind aktuell auf der Außenanlage.“
Tierschützer hatten gegen Victors Ankunft in Berlin protestiert
Der Umzug des Tieres nach Berlin war seinerzeit von Protesten begleitet. Die Tierschutzorganisation Peta hatte einen offenen Brief geschrieben, in dem sie den damaligen Bundesumweltminister aufforderte, den sogenannten Elefanten-Import für den Berliner Zoo nicht zu genehmigen. Das Tier hätte in Berlin wesentlich schlechtere Bedingungen als in Israel, hieß es. Der Elefant müsste etwa einen großen Teil des Jahres in einem viel zu engen Bullenstall zubringen. Der damals siebenjährige Victor sollte nach Berlin kommen, um im Berliner Tiergarten für Nachwuchs bei den Dickhäutern zu sorgen.

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Der Brief der Tierschützer blieb erfolglos. Victor traf per Frachtmaschine ein, begleitet von einem Chef-Tierpfleger aus Tel Aviv – und blieb. Bereits am Tag nach seiner Ankunft durfte er sich den Elefantenkühen nähern. „Wir werden die besonders attraktiven Kühe Cala und Tanja zu ihm lassen, dann können die erst einmal ausgiebig rüsseln“, meldete der Zoo damals.
Elefanten wollen nur „das Eine“
Asiatische Elefanten hätten „immer nur das Eine“ im Sinn, schreibt der Berliner Zoo auf seiner Webseite. Das ist allerdings nicht das Rüsseln, sondern das Fressen. Den Angaben zufolge futtern sie viel und schlafen wenig – etwa 17 bis 19 Stunden verbringen sie allein mit Fressen. Dabei soll es sich um recht große Mengen handeln: Täglich vertilgen sie rund 150 Kilogramm pflanzlicher Nahrung, die vorwiegend aus Gräsern, Blättern, Zweigen und Baumrinden besteht. Dazu trinken sie bis zu 150 Liter Wasser.
Als soziale Herdentiere leben Elefanten in einem „Großfamilienverband“ aus Müttern, Tanten und Töchtern zusammen, wobei die älteste Kuh die Gruppe anführt. Bullen schließen sich der Herde nur zur Paarungszeit an und ziehen ansonsten allein umher. Während männlicher Nachwuchs im Alter von acht bis zehn Jahren verlässt, bleiben die Kühe ein Leben lang zusammen.
Asiatische Elefanten leben in Süd- und Südostasien, die meisten davon in Indien. Sie haben kleinere Ohren als ihre afrikanischen Verwandten, zwei Buckel auf dem Kopf und nur einen Greiffinger am Rüssel. Afrikanische Elefanten haben zwei „Finger“ an der Rüsselspitze und sind insgesamt größer und schwerer. (mit cna)
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