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Wohnungsbau ist eines der zentralen Themen in Berlin.

© imago images/Sabine Gudath

Nachverdichtung und Aufstocken bestehender Häuser: Naturschutzbund sieht Potenzial für tausende Wohnungen in Berlin

Der Nabu kritisiert den Senat für die zunehmende Versiegelung von Flächen. Wohnungsbau sei mit viel kleineren Eingriffen in die Natur möglich.

Um die zunehmende Bodenversiegelung durch den Wohnungsbau in Berlin zu stoppen, fordert der Berliner Landesverband des Naturschutzbunds (Nabu) den Senat auf, weitere Wohneinheiten zunächst durch Nachverdichtung und Aufstocken bestehender Häuser zu errichten.

Allein dadurch ergebe sich ein Potenzial, um Wohnraum für 75.000 Menschen zu schaffen. Zu diesem Ergebnis kommen Recherchen des Nabus, die der Umweltverband am Donnerstag vorgestellt hat. „In Berlin werden Friedhöfe, Landschaftsschutzgebiete und Freiflächen, die für die Biodiversität wichtig sind, noch bebaut“, kritisierte Juliana Schlaberg, Naturschutzreferentin beim Berliner Nabu.

Dabei sei der Versiegelungsgrad in der Hauptstadt bereits heute hoch. Insgesamt 70,9 Prozent des Landes seien mit Siedlungs- und Verkehrsflächen bedeckt. Die Zahl werde sich weiter erhöhen, erklärte Schlaberg, wenn der Wohnungsbau wie von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) vorgesehen vor allem durch neue Stadtquartiere auf bisherigen Freiflächen realisiert werde.

In Frage kommen große Parkplätze und Supermärkte

Der Nabu sieht jedoch Potenzial, einen großen Teil des nötigen Wohnungsbaus mit viel kleineren Eingriffen in die Natur zu erreichen. Dafür müssten nur die vielen bereits heute versiegelten Flächen besser genutzt werden, erklärte Schlaberg. In Frage kämen dafür vor allem große Parkplätze, Supermärkte und andere Flachbauten, von denen es tausende in der Stadt gebe.

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Mit einer kleinteiligen Recherche haben die Naturschützer die ganze Stadt untersucht und sind dabei auf insgesamt 4892 Potenzialflächen gestoßen. Zusammengenommen hätten sie eine Größe von 985 Hektar. Das entspreche etwa fünfmal der Fläche des Großen Tiergartens, sagte Schlaberg.

Für die Berechnung der potenziellen Zahl an Bewohnern haben die Naturschützer die Bevölkerungsdichte der Berliner Siedlungsfläche zugrunde gelegt. Mitberücksichtigt sind darin aber auch alle Einfamilienhaussiedlungen mit niedrigerer Bewohnerdichte. „Das tatsächliche Potenzial könnte also noch höher sein“, sagte Schlaberg, denn natürlich solle auf den Flächen Geschossbau stattfinden. Ein näherer Blick auf die Karte zeigt allerdings, dass auch Grundstücke berücksichtigt wurden, die wegen ihrer Form oder städtebaulichen Lage nicht für neue Wohnungen in Frage kommen.

Gebäude aufstocken

Daneben fordert der Nabu, auch über die klassische Berliner Traufhöhe zu gehen. Bestehende Gebäude könnten um weitere Etagen aufgestockt werden. Vom Ziel des Senats, 200.000 Wohnungen zu bauen, bleiben die Ideen jedoch deutlich entfernt. Schlaberg erklärt dazu, dass jedoch unsicher sei, ob der Zuzug wirklich im selben Maße anhalte. Zunächst sollte deshalb Nachverdichtung stattfinden. Würden in Zukunft mehr Wohnungen gebraucht, könnten die Quartiere immer noch gebaut werden.

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