zum Hauptinhalt
Das T-Shirt Teil eines Charity-Projekts, um Frieden und Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern zu fördern. Die iranische Designerin Golnar Kat Rahmani, die in Berlin lebt, der israelische Designer Liad Shadmi und der deutschen Designer Nikolai Dobreff, beide aus Hamburg, haben es entworfen.

© Liad Shadmi/Instagram

Neuköllner „K-Fetisch“ reagiert auf Antisemitismus-Vorwurf: Falafel-Shirt reduziere „ganze Region auf ein kulinarisches Symbol“

Eine Frau wurde aus dem Lokal geworfen, weil sie ein Shirt einer Friedensinitiative mit hebräischen Buchstaben trug. Nun verteidigt sich das Betreiberkollektiv.

Stand:

Das Neuköllner Kollektiv-Café „K-Fetisch“ hat mit einem Statement auf Antisemitismusvorwürfe reagiert – und verstrickt sich damit teils mehr in Widersprüche. Was war passiert?

Vergangenen Freitag soll eine Mitarbeiterin des Lokals an der Weserstraße ein Paar – Raffaela, eine Deutsche, und Abby, ein Israeli – rausgeworfen haben, weil die Frau ein T-Shirt trug: Darauf stand in arabischen, hebräischen und lateinischen Buchstaben das Wort „Falafel“.

„Als ich an der Theke etwas bestellen wollte, musterte die Bedienung mein T-Shirt und fragte mich dann, ob das Hebräisch sei“, schilderte Raffaela dem Tagesspiegel. „Daraufhin weigerte sie sich, mich zu bedienen“, sagte sie. „I don’t serve you“, habe die Mitarbeiterin am Tresen sagt. Und dass sie keine Zionisten bediene.

Raffaela mit ihrem T-Shirt.

© privat

„Sie begann, mich lautstark zu beschimpfen, ich würde den Genozid in Gaza unterstützen, Hebräisch sei die Sprache des Unterdrückers. Und dass sie keine Menschen wie mich in ihrem Café dulden würden.“ So berichtete es Raffaela dem Tagesspiegel. „Sie forderte mich auf, das Café unverzüglich zu verlassen, woraufhin meine Begleitung und ich gingen.“ Zudem habe die Mitarbeiterin sie und ihren Freund fotografiert und ein Hausverbot erteilt. Für sie sei der Vorfall eindeutig antisemitisch motiviert gewesen, sagte die Frau dem Tagesspiegel.

Das Kollektiv hinter dem „K-Fetisch“ schildert den Vorfall nun anders: In einem englischsprachigen Statement sprechen die Betreiber:innen von „falschen Vorwürfen in den Medien“. So sei die Frau nicht wegen der hebräischen Schrift nicht bedient worden, sondern wegen der „kulturellen Auswirkungen“ des Shirts: Man sehe das Design als „kulturell anstößig“, weil der Begriff „Falafel“ eine „ganze Region auf ein kulinarisches Symbol“ reduziere.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zudem sei es anstößig, während einer Hungersnot in Gaza von Essen zu sprechen, heißt es weiter in dem Statement. Daher sei das Shirt auch schon in den sozialen Medien kritisiert worden. Zudem soll das Paar sich aggressiv und beleidigend gegenüber der Mitarbeiterin verhalten haben. Wie genau sich das geäußert haben soll, bleibt unklar.

Das Paar widersprach den Vorwürfe. Bis die Mitarbeiterin sie rausgeworfen habe, seien sie selbstverständlich freundlich gewesen, sagte Raffaela dem Tagesspiegel am Donnerstag. Vielmehr habe die Mitarbeiterin sie aggressiv aufgefordert, das Café zu verlassen. „Wir sagten, das sei antisemitisch, da sie per se die hebräische Sprache ablehnt. Und dass das wie in den 1930er-Jahren wäre, dass sie uns nicht kenne und kein Recht habe, uns zu verurteilen“, sagte die Frau. Doch die Mitarbeiterin habe sie weiter beleidigt und ihnen zugerufen, dass sie sich schämen sollen. „Die Situation war insgesamt zutiefst feindselig und einschüchternd“, berichtet die Betroffene.

Wie das Lokal mit Menschen umgeht, die sich antisemitisch verhalten, schreibt das Kollektiv nicht

Das „K-Fetisch“ wird von einem Kollektiv aus trans und queeren Personen betrieben. Im Nachgang des Vorfalls seien Mitarbeitende und auch Gäste bedroht und beleidigt worden, schildert das Kollektiv. Der Kritik direkt stellen will man sich offenbar aber nicht: Das Kollektiv ließ eine Tagesspiegel-Anfrage bis heute unbeantwortet, auf den sozialen Medien wurde die Kommentarfunktion unter den Posts deaktiviert.

Antisemitismus selbst spielt für das „K-Fetisch“ in der Erklärung keine Rolle – außer beim Vorwurf gegen das Kollektiv. Im Statement heißt es nur: „Die intersektionale Politik, auf der der Raum aufbaut, zielt niemals darauf ab, Menschen aufgrund ihrer Religion, Ethnie oder Nationalität auszuschließen.“ Und weiter: „Vielmehr heißen wir Menschen aller Herkunft willkommen, sofern sie sich nicht rassistisch, transphob, homophob, sexistisch oder anderweitig diskriminierend verhalten.“ Wie das Lokal mit Menschen umgeht, die sich antisemitisch verhalten, schreibt das Kollektiv nicht.

Das „Falafel Humanity Shirt“ ist Teil eines Charity-Projekts, das die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinenser:innen fördern will. „Falafel sind Kulturerbe, sowohl in Israel als auch in Ländern des Nahen Ostens. Falafel bringen Menschen zusammen, Falafel sind Frieden“, finden die Macher:innen.

Der Erlös aus dem Verkauf geht an „Women Wage Peace“. Die Organisation ist mit 50.000 Mitgliedern eine der größten Friedensinitiativen in Israel. Sie wird von Frauen geführt und setzt sich für eine gewaltfreie und respektvolle Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts ein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })