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Eine der Nonnen erhält ein Abschiedsgeschenk von Erzbischof Heiner Koch.

© Cay Dobberke

Nonnenkloster in Berlin muss schließen: Abschied von den „Rosa Schwestern“

St. Gabriel war das ungewöhnlichste Kloster Berlins. Die Nonnen verließen es fast nie. Rund um die Uhr wurde gebetet. Doch es fehlten junge Frauen.

Der Abschiedsgottesdienst für die „Steyler Anbetungsschwestern“ wirkte zuerst so förmlich, wie man es aus der katholischen Liturgie kennt. Dann aber beschenkte Berlins Erzbischof Heiner Koch lächelnd die elf letzten rosa und weiß gekleideten Nonnen des Klosters St. Gabriel in Westend.

Zuvor hatte er am Dienstagabend deren „Hingabe“ gewürdigt und den „großen Einschnitt“ für die Katholiken in der Stadt bedauert. Das Kloster schließt Ende Januar, weil die Nonnen keine Nachfolgerinnen fanden.

Um ihnen den Weggang „zu versüßen“, überreichte Koch gravierte Schalen mit Schokolade darin und betonte, diese stamme aus guter Herstellung in Berlin.

Über die Gründe der Schließung und die Geschichte des Klosters können Sie mehr lesen, wenn Sie unser Digitalangebot Tagesspiegel Plus abonnieren oder es schon getan haben. Auf unseren ersten Bericht im Sommer 2021 folgte diese Reportage, die besonders auf einem langen Gespräch mit Schwesterin Mechthildis beruht.

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Als Relique gab der Bischof der langjährigen Oberin Maria Mechthildis zusätzlich ein Knochenstück von Bernhard Lichtenberg. Denn der einstige Berliner Dompfarrer, den die katholische Kirche als Märtyrer und Seligen verehrt, hatte die Klostergründung 1936 initiiert.

Er fand es während der Nazizeit wichtig, einen Ort der „Ewigen Anbetung“ Gottes in Berlin zu schaffen. Schwester Mechthildis will die Relique ins Dreifaltigkeitskloster im nordrhein-westfälischen Bad Driburg mitnehmen.

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Wer mit Oberin Maria Mechthildis vom Kloster St.Gabriel in Westend reden wollte, wurde gebeten, dies an einer hölzernen Trennwand zu tun.
Wer mit Oberin Maria Mechthildis vom Kloster St.Gabriel in Westend reden wollte, wurde gebeten, dies an einer hölzernen Trennwand zu tun.

© Cay Dobberke

Dorthin kehrt die 84-Jährige nach langer Zeit zurück. Es wäre ebenfalls fast schon aufgegeben worden. Andere Schwestern, die aus Polen und asiatischen Ländern stammen, wollen in ihrer Heimat weitermachen.

Einzigartig in Berlin war die ewige Anbetung der Monstranz auf dem Altar - rund um die Uhr. Als die Nonnen dies nicht mehr alleine schafften, halfen katholische Laien, darunter ein Berliner Taxifahrer und Hausfrauen aus Polen. Ungewöhnlich wirkte auch die extreme selbstgewählte Isolation der Nonnen. Die meisten verließen ihr Kloster nur bei den zwei Papstbesuchen in Berlin oder für Arztbesuche und Corona-Impfungen. Bei den Gottesdiensten waren Gläubige stets willkommen. Wer die Nonnen kontaktieren wollte, musste ihnen aber schreiben - oder bei einem Besuch hinter einem hölzernen Trenngitter sitzen.

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