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© Doris Spiekermann-Klaas

Ausstellungs- und Forschungszentrum: Parteien fordern Museum für friedliche Revolution

In Berlin soll ein Zentrum für die Widerstands- und Oppositionsgeschichte gegen die SED-Diktatur entstehen. Dafür setzen sich SPD und CDU, Grüne und Linke in einem gemeinsamen Antrag ein - womöglich in Prenzlauer Berg oder Mitte.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Antrag soll am Donnerstag vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden. Nur die FDP lehnt dies ab, weil der DDR-Widerstand schon anderenorts hinreichend gewürdigt werde. Zum Beispiel in Leipzig.

Das neue Zentrum, so fordern die vier Parteien, soll ins Gedenkstättenkonzept des Bundes aufgenommen werden. Träger des „Revolutions-Museums“, das gleichzeitig Forschungsstätte wäre, soll die Robert-Havemann-Gesellschaft werden, die in diesem Jahr 20 Jahre alt wird und in ihren Räumen in der Schliemannstraße (Prenzlauer Berg) aus allen Nähten platzt. Der Senat soll mit dem Bund über die Gründung und Finanzierung verhandeln. Dem Vernehmen nach gibt es Signale, dass zumindest die Union auf Bundesebene das Vorhaben unterstützt.

Grundstock eines Zentrums für den DDR-Widerstand könnte die sehr erfolgreiche Open-Air-Ausstellung „Friedliche Revolution 1989/90“ auf dem Alexanderplatz werden. Sie wurde am 7. Mai 2009 – in Anknüpfung an die Proteste gegen die Fälschung der letzten DDR-Kommunalwahlen – eröffnet. Viele hunderttausend Menschen haben die Ausstellung gesehen. „Das hat uns ermutigt, unsere Idee eines Zentrums für die DDR-Widerstandsgeschichte voranzutreiben“, sagt Olaf Weißbach, Geschäftsführer der Havemann-Gesellschaft.

Es gibt auch schon ein Konzept: eine Dauerausstellung zur Opposition in der DDR von 1945 bis 1990, Wechselausstellungen zu zeitgeschichtlichen Themen, die Bewahrung und Erweiterung des bestehenden Archivs, der Aufbau eines Zeitungsarchivs und Bildungsangebote. Zum Beispiel Führungen und Zeitzeugengespräche, Filme, Seminare und Unterrichtseinheiten für Schulen. Langfristig möchte die Robert-Havemann-Gesellschaft ihr Zentrum als Institution für die deutsche und europäische Oppositions- und Widerstandsgeschichte etablieren. Vorgeschlagen wird ein Standort am Alexanderplatz.

Dagegen nennt die Grünen-Politikerin Alice Ströver, Vorsitzende des Kulturausschusses im Landesparlament, einen anderen Ort: leer stehende Räume in der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg. Der Kulturausschuss hatte sich schon seit geraumer Zeit in aller Stille mit dem Antrag befasst, auf den sich nach einigem Hin und Her vier Fraktionen einigen konnten. Ströver freut sich über diese „breite Mehrheit“. Das sei „eine längst überfällige Sache“, sagt Weißbach von der Robert-Havemann-Gesellschaft. Das Zentrum gehöre in die deutsche Hauptstadt und sei auch keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zur Gedenkstätte in Leipzig.

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