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Eine Messerspitze Kokain aus einem Paket, das der Zoll Ende April in einem Container aus Südamerika entdeckt hatte - insgesamt waren es 257 Kilo Kokain .

© dpa

Update

Größter Fund in der Berliner Nachkriegsgeschichte: 386 Kilo Kokain zwischen Bananen entdeckt

In 13 Aldi-Filialen in Berlin und in Brandenburg ist Kokain entdeckt worden. Es ist nicht der erste Fund dieser Art in Berlin, aber wohl einer der spektakulärsten. In Brandenburg waren die Funde über vier Städte verteilt.

Es ist der größte Drogenfund seit dem Krieg, möglicherweise in der gesamten Berliner Kriminalgeschichte. 386 Kilo Kokain wurden am Montag sichergestellt. Die Untersuchungen laufen noch, deshalb kann die Zahl noch steigen. Wie vor einem Jahr wurden die Drogen bei Aldi gefunden; Mitarbeiter der Lebensmittelkette fanden die Kokspakete beim Auspacken von Bananenkartons in den Filialen. Um acht Uhr am Montagmorgen ging bei der Polizei der erste Anruf eines Aldi-Mitarbeiters ein. Über das Wochenende waren die Kartons in 13 Aldi-Filialen in Berlin und Brandenburg verteilt worden, auch im zentralen Auslieferungslager von Aldi in Mittenwalde wurden Drogenkartons gefunden. Die Polizei durchsuchte am Montag vorsorglich auch den Fruchthof auf dem Großmarkt an der Beusselstraße. 2000 Bananenkisten wurden geöffnet, aber keine weiteren Kokspakete entdeckt. Das Kokain hat laut Polizei einen Reinheitsgrad von 80 Prozent, einen Marktwert im Zwischenhandel von 15 Millionen Euro und einen Verkaufswert auf der Straße von insgesamt 60 Millionen Euro.

Kunden kamen nicht in Kontakt mit den Drogen

1999 wurden beim bislang größten Drogenfund in Berlin 330 Kilogramm Kokain entdeckt. Nach Angaben der Polizei ist ausgeschlossen, dass Kunden bei Aldi etwas von den Drogen einstecken konnten. Auf den Paletten mit den Bananenkartons habe quasi in der Mitte ein Karton vollgepackt mit Drogen gesteckt. Dieser sei von den Angestellten jeweils entdeckt worden.
Im Januar 2014 waren in fünf Berliner Aldi-Filialen 140 Kilogramm Kokain in Bananenkisten gefunden worden. Die nachfolgenden Ermittlungen ergaben, dass die Drogen eigentlich nach Großbritannien geliefert werden sollten - und genau dies ist auch im aktuellen Fall der wahrscheinlichste Hintergrund. Die Firma Aldi habe auf keinen Fall irgendetwas damit zu tun, erklärte die Polizei. Am Nachmittag präsentierten Fahnder des Drogendezernates die Bananenkisten mit dem Koks den Fotografen.

Eine Rekonstruktion des Bananenkisten-Falles aus dem Vorjahr ergab, dass das Containerschiff „Maersk Niteroi“ aus Kolumbien kam. Die Container mit 1150 Bananenkisten sollten eigentlich in Rotterdam in den Niederlanden gelöscht und von dort weiter nach England verschifft werden. Doch das Schiff sei wegen schlechten Wetters auf dem Atlantik sechs Tage zu spät in Rotterdam eingelaufen. Dem Abnehmer der Bananen in Rotterdam war das zu spät. Also reisten die Container auf der „Maersk Niteroi“ weiter nach Hamburg und kamen von dort zum Fruchthof an der Beusselstraße in Moabit. Aldi kaufte diese Charge dann auf. Vermutlich in Rotterdam, möglicherweise auch in einem englischen Hafen, sollen die Organisatoren des Drogenimports damals auf die Container gewartet haben. Durch die wetterbedingte Planänderung kamen sie dann nicht mehr an die Drogen heran.

Zuletzt wurde Kokain unter Kaffeebohnen gefunden

Auch beim aktuellen Fund kamen die Bananenkartons aus einem kolumbianischen Hafen. Warum dieser Transfer scheiterte, ist noch unklar. Zuletzt waren im Dezember 2014 30 Kilogramm Kokain in der Lieferung an eine Berliner Kaffeerösterei aufgetaucht und beschlagnahmt worden. Im gesamten Jahr 2014 wurden in Berlin 177 Kilo Kokain sichergestellt. Vor knapp zwei Wochen waren 257 Kilogramm in einem Schiffscontainer in Hamburg entdeckt worden. Container werden in europäischen Häfen nicht auf ihren Inhalt überprüft, dies ist angesichts der Massen von importierten Waren unmöglich.

Lesen Sie auch: Wie Kokain nach Berlin kommt und wer daran verdient - eine Spurensuche.

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