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Vor dieser Bar am Britzer Damm ereignete sich im September 2018 die Tat, die jetzt zu einer Verhaftung führte.

© Paul Zinken/dpa

Update

Nach Schüssen in Berlin-Neukölln: Mann aus Clanmilieu wegen versuchten Mordes festgenommen

Berlins Polizei hat einen 42-Jährigen verhaftet. Er soll im September in Neukölln bei einer Verfolgungsfahrt geschossen haben – offenbar auf Verbündete.

Mit einem Spezialeinsatzkommando haben Berliner Polizisten in der Nacht zu Sonntag einen 42 Jahre alten Mann wegen Verdachts des versuchten Mordes festgenommen. Der Beschuldigte soll an einer Schießerei im Milieu arabischer Großfamilien beteiligt gewesen sein.

Neben seiner Neuköllner Wohnung wurden auch zwei Lokale durchsucht. Der Mann hat der Staatsanwaltschaft zufolge am 3. September 2018 während einer nächtlichen Verfolgungsfahrt auf der Neuköllner Gradestraße aus seinem Auto heraus auf einen anderen Wagen geschossen – und zwar mit einer halbautomatischen Waffe.

Verhafteter schoss aus Rache - verwechselte aber die Fronten

Kurz zuvor waren zwei Männer, die am nahen Britzer Damm aus einer Sportbar kamen, aus einem Auto heraus niedergeschossen worden. Der nun Verhaftete wollte diese beiden Männer offenbar rächen – und raste den vermeintlichen Attentätern hinterher. Doch die Lage verwirrte ihn wohl, jedenfalls habe der 42-Jährige den Ermittlern zufolge ausgerechnet auf einen Wagen geschossen, in dem ebenfalls Männer saßen, die zum Lager der Sportbar-Opfer gehörten. In einer ersten Fassung dieses Textes hieß es irrtümlich, der Verhaftete sei derjenige, der zuerst die Männer vor der Sportbar niedergeschossen haben soll. Die Staatsanwaltschaft erklärte dann am Sonntag, dem sei nicht so.

Verletzt wurde bei der Fahrt damals niemand; die beiden zuvor Niedergeschossenen befanden sich allerdings in Lebensgefahr und mussten notoperiert werden. Sie gehören der in Berlin bekannten, aus dem Libanon stammenden Familie C. an. Männer dieser Familie befanden sich mit Angehörigen anderer deutsch-arabischer Clans im Streit. So hatte es 2018 deswegen auch an der Urbanstraße heftige Auseinandersetzungen gegeben. Die betroffene Sportbar ist der Polizei seit längerem bekannt. Dort treffen sich einschlägig aktenkundige Angehörige diverser Clans.

Dritte Festnahme im Clanmilieu in zwei Wochen

Im vergangenen Jahr waren Streits zwischen Kontrahenten aus dem Milieu mehrfach eskaliert. So ist Berlins wohl bekanntester Intensivtäter, der Libanese Nidal R., am Tempelhofer Feld erschossen worden. Dann hatte es Streit zwischen den Großfamilien R. und Abou-Chaker gegeben. Letztere machte bis März 2018 über Jahre erfolgreich Geschäfte mit dem Musiker Bushido. Der sagte sich von den Abou-Chakers los und traf sich mit einem bekannten Mann der Familie R., die zudem größer ist.

Beim Zugriff am Wochenende handelt es sich um die dritte Verhaftung im Clanmilieu innerhalb von zwei Wochen. Am 15. Januar war ein Haftbefehl gegen Arafat Abou-Chaker vollstreckt worden, eine Woche später wurde in Dänemark sein Bruder Yasser festgenommen. Den beiden wird vorgeworfen, die Entführung der Kinder des Rappers Bushido geplant zu haben.

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