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Probleme nach Cyberangriff: Flughafen BER nach wie vor im „Ausnahmemodus“ – Lage stabilisiert sich nur langsam
Am Hauptstadtflughafen BER wird nach einem Cyberangriff auf ein IT-System weiterhin improvisiert. Berlins Finanzsenator fordert Konsequenzen.
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Der Hauptstadtflughafen BER befindet sich auch Tage nach dem Cyberangriff auf ein IT-System nach Angaben eines Flughafensprechers im „Ausnahmemodus“. Das lahmgelegte System für die Passagier- und Gepäckabfertigung funktioniert immer noch nicht. Es gebe weiterhin eine Reihe von Verspätungen, sagte Flughafensprecher Axel Schmidt der Deutschen Presse-Agentur.
Abgesagt wurden heute acht Ankünfte und sieben Abflüge, wie Schmidt am Abend sagte. In den Abendstunden könnten noch weitere Flüge dazukommen. Am Mittwoch wurden seinen Angaben zufolge zwölf Abflüge und zwölf Ankünfte abgesagt.
Inzwischen stabilisiere sich die Lage allerdings, weil sich eine gewisse Routine bei den Beschäftigten eingespielt habe, so der Sprecher. Die Airlines und die Unternehmen für die Bodenabfertigung bringen nach seinen Angaben nach und nach mehr Personal und zum Teil auch eigene Systeme und eigene Laptops an den Start, um die Situation zu verbessern.
Feuerwehr und Personal des Flächenservices unterstützten weiterhin bei der Gepäcksortierung, sagte Schmidt. Es gehe vor allem darum, den Rückstau abzubauen. „Wir versuchen alles, um die Lage weiter zu stabilisieren, und um die Beeinträchtigungen für die Reisenden möglichst gering zu halten“, betonte der Sprecher. „Das eigentliche Kernproblem ist aber noch nicht im Griff.“
Flughafen gibt Tipps an Reisende
Inzwischen seien daher mehrere Mitarbeiter des vom Cyberangriff betroffene IT-Dienstleisters Collins Aerospace am Flughafen Berlin-Brandenburg. Vor Ort versuchten sie etwa, infizierte Rechner neu aufzusetzen.
Menschen, die Zeit sparen möchten, empfiehlt der Flughafen die Sicherheitskontrollen mit CT-Scannern. An den Geräten müssen Flüssigkeiten und Elektronik nicht ausgepackt werden, wie es in einem Instagram-Beitrag des BER heißt. Die entsprechenden Sicherheitskontrollen befänden sich in den Pavillons Nord und Süd sowie im Terminal 2.
Aus Sicht des Berliner Finanzsenators Stefan Evers (CDU) ist es notwendig, aus dem Cyberangriff die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Allen sei bewusst, dass es sich bei dem Flughafen um kritische Infrastruktur mit entsprechend hohem Schutzniveau handele, sagte Evers bei der jüngsten Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses am Donnerstag. Das Land Berlin ist einer der Gesellschafter der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH.
Finanzsenator: Vergleichbare Attacken in Zukunft ausschließen
Es sei umso wichtiger, dass Schwachstellen in der Software-Architektur jetzt aufgedeckt und die richtigen Schlussfolgerungen für die Zukunft so gezogen würden, dass sich ein vergleichbarer Fall nicht wiederholen könne, sagte Evers.
Der Vorfall zeige einmal mehr, wie wichtig es sei, bei der Cybersicherheit immer auf der Höhe der Zeit zu sein. Insofern sei es wichtig, sicherzustellen, dass vergleichbare Attacken in der Zukunft ausgeschlossen seien oder jedenfalls keine Aussicht auf Erfolg hätten.
Der IT-Dienstleister Collins Aerospace war am Freitagabend Opfer eines Cyberangriffs geworden. Der Hackerangriff legte elektronische Systeme lahm, die für die Passagier- und Gepäckabfertigung genutzt werden.
Betroffen waren neben Berlin insbesondere die Flughäfen in Brüssel, Dublin und London (Heathrow). Die anderen großen deutschen Flughäfen waren nicht betroffen. Die britischen Behörden haben in dem Zusammenhang einen Verdächtigen festgenommen. Der Mann wurde unter Auflagen wieder freigelassen. (dpa)
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