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Blick auf den sonnigen Gendarmenmarkt.

© dpa/Jens Kalaene

Proteste und ein antisemitischer Vorfall: Eröffnung des israelischen Restaurants „Gila and Nancy“ in Berlin erneut abgesagt

Am Mittwochabend gab es eine propalästinensische Demonstration gegen das „Gila and Nancy“. Nicht zum ersten Mal wurde die Eröffnung des israelischen Restaurants abgesagt.

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Schon vor vier Wochen sollte in Berlin-Mitte ein neues israelisches und queerfreundliches Restaurant eröffnet werden – und zwar in guter Lage, direkt am Gendarmenmarkt, gegenüber vom Deutschen Dom. Doch bislang passierte nichts. Auch weil verschiedene Gruppen, etwa die vom Verfassungsschutz als extremistische eingestufte israelfeindlichen Boykottbewegung BDS, zum Protest aufgerufen hatten.

Darunter war auch die erst zu Jahresbeginn gegründete deutsche Sektion des „International Jewish Anti-Zionist Network“ (IJAN). Die 2008 in den USA gegründete Gruppe fordert die Auslöschung des Staates Israel. Für sie ist die „indigene Souveränität (...) grundlegend für unsere gemeinsamen Kämpfe gegen Kolonialismus, Imperialismus, Militarismus und Zionismus“.

Mitte Juli gab es eine Kundgebung. Die Eigentümer des „Gila and Nancy“ sagten die Eröffnung dann ab. Am Mittwochabend gab es erneut eine Demonstration gegen die Eröffnung des Restaurants. Das Motto lautete: „Wir sind eine Gruppe antizionistischer, jüdischer, israelkritischer und queere Menschen.“

In einem Demoaufruf wird den Restaurantbetreibern „Pinkwashing“ und „Instrumentalisierung queerer und transsexueller Identitäten und Gemeinschaften“ vorgeworfen. Am Ende gab es einen mutmaßlich antisemitischen Vorfall.

Die Pro-Palästina-Szene will kein Pendant des „Gila and Nancy“

Das Restaurant am Hotel Hilton gilt wie das Mutterhaus in Tel Aviv als queerfreundlich und weltoffen, inklusive Dragshows. Doch die propalästinensische Szene will kein Pendant in Berlin. Rund 50 Personen demonstrierten am Mittwochabend. Tagesspiegel-Informationen aus dem Umfeld der Betreiber, dass die Eröffnung nun erneut wegen der Demo verschoben wurde, wollte ein PR-Berater nicht bestätigen. Er sprach von technischen Problemen in der Küche.

Bekannte Aktivistinnen und ein Aktivist der israelfeindlichen Szene sollen am Ende der Kundgebung beim Heimweg vier israelische Frauen beleidigt haben. Diese arbeiten nach eigenen Angaben in Berlin und verbrachten den Abend draußen mit Wein vor einem Restaurant. Und sie unterhielten sich auf Hebräisch.

Beschimpfte Israelinnen unterhielten sich auf Hebräisch

Als die Anti-Israel-Aktivisten das bemerkten, sollen sie die Frauen laut als Rassisten beschimpft haben. Es sollen Worte gefallen wie „Fuck Israel“ und „alle zurück nach Europa“. Dann griffen Polizisten ein. Der Tagesspiegel sprach mit zwei Augenzeugen.

Am Ende der Kundgebung gab es einen Polizeieinsatz – vier israelische Frauen sollen beleidigt worden sein.

© privat

Die Polizei bestätigte, dass es einen Vorfall gab, aber nur zwischen zwei Frauen. Es werde wegen Beleidigung und Bedrohung ermittelt – und zwar gegenseitig. Die Israelin stellte Strafanzeige, eine Aktivistin stellte Gegenanzeige.

Einer der bekanntesten antiisraelischen Aktivisten Berlins behaupte bei Instagram, sie seien von den Israelinnen zuerst beleidigt worden, weil sie sich im Vorbeigehen auf Arabisch unterhalten hätten. Seit Begleiterin sagte im Video, das das Wortgefecht zeigt: „Seit wann gibt’s Israel.“ Der Influencer schrieb: „Fuck Israel.“

Der Protest gegen des „Gila and Nancy“ hat mit einem der Eigentümer zu tun. Shahar Segal war eine Zeit lang Sprecher der israelisch-US-amerikanischen Organisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Die Stiftung verteilt seit Mai 2025 in Gaza in Verteilzentren Lebensmittel. Das Vorgehen steht in der Kritik, weil im Umfeld der Verteilzentren immer wieder Menschen zu Tode kommen und erschossen worden sein sollen.

Anfang Juli beendete Segal sein Engagement bei der GHF, laut „Times of Israel“ postete er dazu auf Instagram, dass seine Arbeit „immer von dem Wunsch getragen“ gewesen sei, „die vom Krieg Betroffenen zu unterstützen“. Der Job sei immer als vorübergehend gedacht gewesen.

Als die Eröffnung des „Gila und Nancy“ im Juli verschoben wurde, beklagte das Restaurant auf Instagram einen „Sturm“, der es unmöglich mache, eine fröhliche Eröffnung zu feiern. Zudem erklärten die Betreiber, dass der Krieg „in unserem Heimatland“ schon lange hätte enden sollen – „durch Dialog und Mitgefühl“. Sie träumten von einer sicheren Zukunft für alle Menschen, unabhängig von Nationalität, Geschlecht oder Identität.


Nachtrag: Wir haben die Angaben, wer zu der Demonstration aufgerufen hat, ergänzt.

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