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Pyronale 2024 auf dem Maifeld: Rock ‘n’ Roll in der Luft
Scorpions-Gitarrist Rudolf Schenker und Star-Köchin Sarah Wiener beschreiben ihre Faszination fürs Feuerwerk. Das Publikum darf aber mitabstimmen.
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Wer sich von der Magie des Feuerwerks einmal hat einfangen lassen, kommt schwer wieder los davon. Scorpions-Mitgründer Rudolf Schenker ist so ein Fall. Seit 15 Jahren ist der Gitarrist Chef der Kreativ-Jury bei der Pyronale, die am 30. und 31. August wieder auf dem Maifeld ausgetragen wird.
„Beim ersten Mal war ich so überrannt von Emotionen, dass ich einfach mitmachen musste“, erinnert sich der Musiker an die Anfänge. „Pyronale ist für mich Rock ’n’ Roll in der Luft.“ Bei der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Feuerwerker kämpfen diesmal Teams aus Finnland, Kanada, den Niederlanden, Rumänien, Polen und Großbritannien um den von Designerin Jette Joop entworfenen Cup.
„Metal Hammer“ und Maifeld
Wenn es am 31. August ins Finale geht, hat Rudolf Schenker eigentlich jede Menge anderer Dinge zu tun. Er muss den Rock Award des Musikmagazins „Metal Hammer“ entgegennehmen und außerdem seinen Geburtstag (76.) feiern. Das Feuerwerk auf dem Maifeld will er sich dennoch auf keinen Fall entgehen lassen.
Pyronale ist für mich Rock ’n’ Roll in der Luft.
Rudolf Schenker, Scorpions-Gitarrist und Jurymitglied
Erst zum zweiten Mal ist der Schauspieler Claus Theo Gärtner („Ein Fall für zwei“, „Matula“) in der Jury. Freimütig verrät er bei der Vorstellung des Events am Donnerstag im Hotel Luc am Gendarmenmarkt, was ihn dazu verlockt. „Da bekommt man die Plätze mit der besten Aussicht“, sagt er augenzwinkernd.
Von Anfang an dabei ist Sternekoch und Impresario Hans-Peter Wodarz. Dass den Erfinder der Dinner-Show die Poesie der musikalisch inszenierten Feuerblumen am Himmel anzieht, lässt sich gut nachvollziehen. Erstmals in der Jury dabei ist dagegen Köchin und Politikerin Sarah Wiener.
Nach fünf Jahren im EU-Parlament (parteilos, für die österreichischen Grünen) kann sie sich seit drei Wochen wieder verstärkt den schönen Seiten des Lebens widmen. Dazu zählt für sie, zwölf Stunden am Herd zu stehen, um für Freunde und Familie neue Gerichte auszuprobieren – oder auch in die uckermärkischen Seen zu springen. Oder eben Feuerwerk zu gucken und weiblicher zu machen.
In der 14-köpfigen Jury ist sie nämlich erstaunlicherweise erst die zweite Frau. Freimütig offenbart sie ihre Motive. Sie sei Gegnerin der Amateur-Silvester-Ballerei, sagt sie. Da habe sie nie mitgemacht, schon als Kind nicht. Anders sieht sie die Pyronale. „Das ist ein hochprofessionelles, ästhetisch hervorragendes Gemeinschaftserlebnis.“ Und fügt hinzu: „Feuerwerk ist immer auch ein Handwerk.“
Im Wettstreit treten die Teams mit jeweils einer dreiteiligen Show an. Im ersten Teil geht es um vorgegebene Farben, im zweiten Teil muss das Feuerwerk mit einer modernen und eigens für die Pyronale komponierten Musik harmonieren, die für alle Mannschaften gleich ist.
Feuerwerk ist immer auch ein Handwerk.
Sarah Wiener, Pyronale-Jurymitglied
Und im dritten Teil kann sich jedes Team aus einer Liste mit 100 Klassikstücken Kompositionen zum Beispiel von Verdi, Beethoven oder Mozart aussuchen – und in Harmonie mit diesen den Himmel über Berlin mit Farben und Mustern gestalten.
Gerhard Kämpfe, als künstlerischer Berater ebenfalls ein Pyronale-Veteran, ist immer wieder neu fasziniert vom Zusammenklang des „Fade out“, wie es in der Musikbranche heißt, wenn die Musik langsam verklingt, während hoch über den Köpfen das Feuerwerk in den letzten Funken verglüht.
Die Bewertung, wer das am besten kann, wird allerdings nicht nur den prominenten Jury-Mitgliedern überlassen. Mit 30 Prozent der Stimmen, die via SMS abgegeben werden können, ist auch das Publikum aktiv an der Bewertung beteiligt.

© dpa/Soeren Stache
Der quirlige Veranstalter Mario Hempel legt Wert darauf, dass dieses Ereignis trotz allseits gestiegener Kosten familienfreundlich bleibt, weswegen er bewusst die Preise nicht erhöht habe. Als Schirmherrn konnte er den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gewinnen, der auch am Eröffnungsabend selbst dabei sein will. Eine Absage habe er leider vom früheren Jurymitglied Roland Kaiser erhalten. Der Sänger müsse ausgerechnet an den beiden Abenden selbst auf der Bühne stehen, erzählt Hempel.
Nächstes Jahr sei der Schlagerstar aber bestimmt wieder dabei, denn der sei auch „Feuerwerksfreak“. Mario Hempel wirkt selbst ansteckend mit seiner Begeisterung für das Event, das seit 2006 Medienaufmerksamkeit in 127 Ländern gefunden habe.
Die Kombination von Olympiastadion und Maifeld sei ideal und weltweit einzigartig. Außerdem, wirft Gerhard Kämpfe ein, seien zu den letzten Championships der Feuerwerker jeweils 6000 bis 10.000 Besucher eigens dafür nach Berlin gereist.
Noch gibt es Karten. Als Einstiegsdroge mag manchen aber auch der Blick aus der Ferne auf die flammende Himmelsmalerei reichen. Nur die Musik muss man sich dann dazu denken.
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