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Die beiden Angeklagten verdecken sich hinter einer Jacke und einem Poster beim Prozessauftakt im Berufungsprozess nach einer Serie rechtsextremer Straftaten.

© Carsten Koall/dpa

Rechtsextreme Anschlagsserie in Berlin-Neukölln: Ermittler sagt zu Brandanschlägen aus

Beim Berufungsverfahren gegen zwei Neonazis geht es nun um zwei Brandanschläge auf die Autos eines Buchhändlers und eines Linken-Politikers. Zeugen sagen zu Drohschmierereien aus.

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Das Berufungsverfahren zur rechtsextremen Anschlagsserie in Neukölln nähert sich seiner entscheidenden Phase. Am Donnerstag sagten erstmals im Prozess zwei Ermittler zu den Ermittlungen rund um zwei Brandanschläge aus. Den Hauptangeklagten, Sebastian T. und Tilo P., wird vorgeworfen, in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 2018 die Autos des Buchhändlers Heinz Ostermann sowie des Linken-Politikers Ferat Koçak angezündet zu haben.

Der frühere AfD-Politiker P. und der Neonazi T. stehen zudem wegen einer Reihe Drohgraffitis, rechtsextremer Propaganda, Volksverhetzung und diverser Finanzdelikte vor Gericht. Insgesamt sollen sie für eine Reihe von mindestens 72 rechten Straftaten in und rund um den Bezirk Neukölln verantwortlich sein.

Daran, dass der Angeklagte T. bei seiner Verhaftung im Dezember 2021 mit Blick auf die Brandanschläge von „Kikifax“ gesprochen habe, konnte sich der Beamte Tom W. auch auf Vorhalt der Nebenklageanwältin nicht mehr erinnern. W. war ab 2019 Leiter der Ermittlungsgruppe Resin, die in der Anschlagsserie ermittelt hat. W. sprach von diversen Durchsuchungen, Gefährderansprachen und einer weiteren Festnahme von T. im August 2018: In der Nacht vor seinem Geburtstag hatten Ermittler T. in der Nähe eines Autobrandes angetroffen.

Das Auto gehörte dem Ermittler zufolge einer Frau mit Migrationsgeschichte. Allerdings hätten die Ermittlungen keine weitere Verbindung zur Anschlagsserie oder zu T. ergeben. Bei einer Durchsuchung bei T. im September 2018 hatten Einsatzkräfte unter anderem rechte Propaganda, eine stichfeste Weste, Zettel mit Adressen und Kennzeichen möglicher politischer Gegner und Sprühdosen gefunden. Auf einem der Zettel fanden sich die Adresse des damaligen Ermittlungsleiters, das neue Kennzeichen des Buchhändlers Ostermann und Angaben zum damaligen Innensenator Andreas Geisel.

Die Sprühdosen wiederum sollen wenige Monate später womöglich bei Drohschmierereien eingesetzt worden sein: In der Nacht zum 19. März 2019 sprühten zunächst Unbekannte Morddrohungen wie „9 Millimeter für“, „Kopfschuss“ und Beleidigungen wie „Antifa-Hurensohn“ an die Adressen von vier politisch Aktiven. Eine der Sprühereien wurde dabei zufällig von einer Kamera des BKAs aufgezeichnet. Ermittler W. ist sich sicher: Die Aufnahme zeigt Sebastian T. Das Verfahren wird am 4. November fortgesetzt.

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