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Berlin 2030 – Romano

© Foto: Tagesspiegel/Lydia Hesse

Romanos Vision für Berlin 2030: „Leerstand sollten wir dringend für Jugendzentren nutzen!“

Ist Berlin noch der Ort, an dem Kreativität entsteht? Ja!, sagt Romano. Damit das auch so bleibt, möchte der Rapper beim Nachwuchs ansetzen.

Roman Geike
Ein Gastbeitrag von Roman Geike, alias Romano

Stand:

Im Alter von 16 Jahren hatte ich das erste Mal einen Auftritt von Zombi Squad aus den Niederlanden im all eins Club in Köpenick gesehen und dachte: Das will ich auch mal! Auf ner Bühne stehen und die Leute begeistern.

Als sie das nächste Mal in Berlin waren, war ich vorbereitet und wartete wie ein Luchs auf den Open Mic Part. Ich stürmte die Bühne, war extrem aufgeregt, aber schaffte es, ein paar Zeilen zu rappen. Die Stimmung war ausgelassen und der Kick unbeschreiblich.

Wenn ich so an meine Jugend zurückdenke, hatten wir damals in Köpenick eine unglaubliche Auswahl an Freizeitbeschäftigungen und Jugendclubs. Der besagte all eins Club, der Bölscheclub, das CAFE, das ABC, das Horn, die Mansarde, um nur ein paar zu nennen.

Ich habe immer wieder gerne Zeit im Jugendclub verbracht als Teenager. Man konnte die unterschiedlichsten Leute treffen, abhängen, aber eben auch kreative Projekte starten, sich ausprobieren. Zum Beispiel selbst Pullover und T-Shirts gestalten und dann siebdrucken. Fand ich gut, weil ich mir die ganzen teuren Klamotten, auf die ich scharf war, nicht leisten konnte. Zum Schluss hatte ich etwas viel Geileres: ein Unikat.

Es gab Breakdance-, Graffiti- und DJ Workshops. Der soziale Austausch war mir wichtig und ich bekam einen positiven Antrieb in der Competiton immer besser zu werden, mit den Dingen, die ich machte. 1996 stand ich dann mit meiner ersten Band selber vor meinem ersten Auftritt beim Köpenicker Sommer auf der all eins Bühne, mit großer Sonnenbrille. Dahinter konnte ich mein Lampenfieber verstecken. Der Auftritt ist dann aber echt super gelaufen und ich wusste, dass ich das mit der Musik unbedingt machen will.

Um solche freien Gedanken haben zu können, braucht es freie Orte. An denen man sich entfalten und ausprobieren kann und nicht immer alles sofort zielgerichtet sein muss. Deshalb finde ich, dass wir hier in Berlin dringend in Jugendzentren investieren müssen. Es braucht vernünftige Räumlichkeiten, aber auch engagierte Menschen, die dort arbeiten. Leerstand sollten wir dringend für Jugendzentren nutzen!

Man investiert das Geld hier richtig: Es sind schließlich auch Orte, die Jugendliche und Kinder auffangen, denen es zu Hause vielleicht nicht so gut geht oder die nicht genau wissen, wohin. Ist doch besser, wenn sie sich in solchen Zentren aufhalten, wo man vielleicht Freunde trifft, mal ein Instrument in die Hand nimmt oder so, als wenn sie auf der Straße landen oder jeder alleine zu Hause vor seinem Computer sitzt oder aufs Handy starrt. Außerdem sind es nun mal Orte, an denen Kreativität entsteht und die ist wichtig für eine Stadt wie Berlin. Wir sollten in unseren Nachwuchs investieren und in Kreativität.

Für mehr spontane Kommunikation

Jungen Leuten, die gerne kreativ arbeiten wollen, rate ich aber vor allem auch dazu, mal ganz offen im eigenen Umfeld zu schauen und nachzufragen, wer da schon Musik macht und wer vielleicht auch Lust hat. Wenn ihr noch Leute für die eigene Band sucht, auch mal Internetforen checken oder einen Zettel aushängen, zum Beispiel im ORWOhaus, das ja auch Proberäume anbietet.

Würde ich übrigens allen raten: Einfach mal mit seinen Mitmenschen sprechen. Wenn ich morgen zum Bürgermeister von Berlin gewählt werden würde, würde ich als allererstes anordnen, dass jeder Mensch einmal pro Tag für fünf Minuten mit einem Fremden sprechen muss. Wir würden so mehr zusammenrücken und dabei auch noch interessanteste Geschichten erfahren.

Zurück zum kreativen Nachwuchs: Legt einfach mal los. Und noch viel wichtiger: Bleibt dran! Ich habe 1996 angefangen Musik zu machen, davon leben konnte ich dann aber erst 19 Jahre später. Bis dahin habe ich nebenher gearbeitet, habe durchgehalten, hatte Selbstvertrauen in die Sache entwickelt. Ich habe was gewagt. Und ich denke, dass der Nachwuchs den Mut für genau das braucht: ein Wagnis.  

Ich habe jedenfalls Hoffnung in Berlin als Ort für Kreative! Ich werde immer Hoffnung haben.

Romano, Popkünstler aus Berlin-Köpenick

Und wenn man dann dabei ist und sich vernetzt hat, dann sollte man sich dringend mit den grandiosen Förderprogrammen Berlins beschäftigen. Die meisten wissen gar nicht, dass es sie gibt und was man da alles beantragen kann. Klar, ist so ein erfolgreich geschriebener Förderantrag ein bisschen anstrengend. Aber man kann dann mit Geld schöne Projekte realisieren. Am Anfang braucht man nur eine gute Idee, und dann geht das schon!

Mir fällt da zum Beispiel das Musicboard oder die Initiative Musik ein. Oder das Popkultur-Festival, das jedes Jahr in der Kulturbrauerei stattfindet. Da hab ich auch schon mal gespielt. Die musikalische Auswahl, die die treffen, ist jedes Mal spannend und eigenwillig. Das mag ich.

Berlin gilt ja als Stadt des Techno, aber es ist so viel mehr. Berlin ist die Stadt der Nischen. Hier findet jeder auch seine Subkultur. Neues und Aufregendes entsteht genau da, wo die Menschen eben nicht die bereits ausgetretenen Pfade gehen oder nur darauf achten, dass das, was sie machen, sofort Geld abwirft. Dafür sollte Raum geschaffen werden, sonst gibt es nur langweiligen Einheitsbrei.

Ich habe jedenfalls Hoffnung in Berlin als Ort für Kreative! Ich werde immer Hoffnung haben. Die Kunst, die kriegt man nicht klein, die wird ihren Weg auch aus dem Morast finden. Die bleibt bestehen, da können wir positiv sein und bleiben. Und wenn es irgendwelche Hindernisse gibt, dann gibt es immer Menschen mit Visionen, die sich dahinterklemmen und es möglich machen. Das Bedürfnis der Menschen, zu träumen, ist einfach zu groß.

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