
© Jörn Hasselmann
Schon ab Ende April – und teilweise für immer: Berlin bekommt temporäre Fußgängerzonen für den Sommer
Noch in diesem Monat entstehen in Berlin drei neue Fußgängerbereiche. Einer davon bleibt auch nach dem Sommer bestehen.
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Berlin bekommt in den Sommermonaten mehrere zusätzliche Fußgängerzonen. Insgesamt drei Straßenabschnitte werden in dieser Zeit teilweise oder ganz für den Autoverkehr gesperrt – und bleiben zum Teil auch danach dauerhaft bestehen. Ein Projekt, das den fußgängerfreundlichen Umbau Berlins in den nächsten Jahren weiter befeuern könnte.
In den kommenden Wochen bis Ende April werden dazu in der Steinmetzstraße in Schöneberg, der Ackerstraße in Mitte und der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg sogenannte „Sommerstraßen“ eingerichtet. Unter diesem Slogan fassen Senat und Bezirke die temporäre Umgestaltung der Straßen zusammen – die manchmal auch danach bestehen bleiben sollen.
Sommerstraßen können uns zeigen, wie in den warmen Monaten mit verhältnismäßig einfachen Mitteln neue klimaresiliente Aufenthaltsräume in den Kiezen entstehen können.
Bettina Jarasch (Grüne), Verkehrssenatorin
Mit einem Straßenfest wird am Samstag, 29. April, die Fußgängerzone in der Steinmetzstraße eröffnet. Ab dann wird ein rund 30 Meter langer autofreier Bereich im nördlichen Abschnitt der Straße zwischen den Hausnummern 3 und 5 eingerichtet.

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In Mitte soll in der Ackerstraße noch vor dem Monatsende auf einem 50 Meter langen Abschnitt ein größerer Aufenthaltsbereich für Fußgänger entstehen. Dieser liegt auf Höhe des zwischen Acker- und Bergstraße befindlichen Spielplatzes. Zwar wird die Straße nicht komplett für den Autoverkehr gesperrt. Kraftfahrzeuge können die Stelle jedoch nur noch auf einer verengten Fahrbahn passieren.
Fußgängerzone in der Wilmersdorfer Straße soll dauerhaft bleiben
Noch etwas größer sind die Pläne in Charlottenburg. Dort verlängert der Bezirk die bestehende Fußgängerzone nördlich der Schillerstraße um 75 Meter. Und zwar nicht nur temporär: Der Abschnitt soll auch nach Ende des Sommerstraßenprojekts dauerhaft für Flaneure erhalten bleiben.
In allen Abschnitten werden dafür in den kommenden Wochen neue Stadtmöbel auf der Straße aufgestellt. Neben Bänken gehören dazu auch mobile Blumenbeete, die sommerlich bepflanzt werden sollen.
„Sommerstraßen können uns zeigen, wie in den warmen Monaten mit verhältnismäßig einfachen Mitteln neue klimaresiliente Aufenthaltsräume in den Kiezen entstehen können“, sagte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne). Die überfüllten und übernutzten Grünanlagen an heißen Tagen zeigten deutlich, dass es einen großen Bedarf für Aufenthaltsorte im öffentlichen Raum gebe. „Sommerstraßen sind dabei in Berlin eine neue Ergänzung.“
Insgesamt 250.000 Euro stellt das Land in diesem Jahr für das Projekt bereit, insbesondere für die Anschaffung der Stadtmöbel. Doch der richtig große Wurf ist das Vorhaben offenbar nicht.
So kündigte der Senat zunächst an, insgesamt vier Straßenzüge zu Sommerstraßen umwandeln zu wollen. Aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, der zunächst Interesse angemeldet hatte, gab es letztlich jedoch keinen Vorschlag für eine temporäre Fußgängerzone. Auch andere Bezirke hielten sich zurück.
Offen ist, wie der neue Senat mit dem Projekt umgeht
Auch die Sommerstraße in der Wilmersdorfer Straße ist nur eine Notlösung, gestand Charlottenburg-Wilmersdorfs Verkehrsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne): „Leider haben wir es in der kurzen uns zur Verfügung stehenden Zeit nicht geschafft, für infrage kommende Straßen in meinem Bezirk Initiativen zu gewinnen. Daher haben wir uns nun für die Verlängerung der Fußgängerzone in der Wilmersdorfer Straße entschieden, die sowieso schon auf der Agenda des Bezirksamts stand.“
Er sei jedoch zuversichtlich, im kommenden Jahr Bürgerinitiativen für die Einrichtung weiterer Sommerstraßen zu gewinnen. „Der Erfolg von Sommerstraßen steht und fällt mit der Initiative der Anwohnenden“, sagte Saskia Ellenbeck (Grüne), Verkehrsstadträtin aus Tempelhof-Schöneberg. „Das Konzept kann nur funktionieren, wenn die Menschen vor Ort sich ihre Straße in Eigenregie aneignen und in eine tolle neue Aufenthaltsfläche umwandeln.“
Ihre Amtskollegin aus Mitte, Almut Neumann (Grüne), geht davon aus, 2024 „an vielen Stellen in Mitte“ temporäre Fußgängerzonen einrichten zu können. „Ich hoffe dabei auf die Unterstützung der Senatsverkehrsverwaltung.“
Ob es die geben wird, ist derzeit unklar. Sollte der Mitgliederentscheid der SPD dem schwarz-roten Koalitionsvertrag zustimmen, dürfte schon ab Mai wohl CDU-Politikerin Manja Schreiner das Ressort leiten. Ob das besonders von den Grünen forcierte Projekt dann bestehen bleibt, ist offen.
„Es wäre besser, wenn der neue Senat – der absehbar in neun Tagen amtieren wird – solche Entscheidungen trifft und nicht der Senat, der noch geschäftsführend ist“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Oliver Friederici, dazu.
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