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Showdown bei den Grünen: Lagodinsky kandidiert gegen Gelbhaar in Berlin-Pankow
Weil sich der bisherige Direktkandidat Stefan Gelbhaar heftiger Vorwürfe erwehren muss, wählen die Pankower Grünen neu. Sergey Lagodinsky könnte aus Brüssel nach Berlin wechseln.
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Der EU-Abgeordnete Sergej Lagodinsky bewirbt sich neben Stefan Gelbhaar um die Direktkandidatur der Grünen in Pankow für die Bundestagswahl. Der 49-Jährige machte seine Entscheidung am Samstagvormittag öffentlich. Ihm werden gute Chancen eingeräumt, den wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung massiv unter Druck stehenden Gelbhaar von dem Posten zu verdrängen.
Lagodinsky, der seit 2019 dem EU-Parlament angehört und 2024 über die Landesliste erneut gewählt wurde, begründete seine Kandidatur im Gespräch mit dem Tagesspiegel wie folgt: „Es geht darum, auch bei uns im Kreisverband einen Wahlkampf mit einer starken Kandidatur über die Bühne zu bringen und die Einigkeit des Kreisverbands zu stärken.“
Die aktuelle Krise der Grünen in Pankow sei ein „wichtiger Beweggrund gewesen, warum ich das jetzt mache“, sagte Lagodinsky, ohne seinen Kontrahenten Gelbhaar direkt zu erwähnen. „Ich kandidiere nicht gegen einen anderen Kandidaten, sondern für einen starken Kreisverband“, sagte er. Beide gehören dem in Pankow starken Realo-Flügel der Partei an.
Ausschließlich männliche Kandidaten
Neben Lagodinsky erklärten zwei weitere Grünen-Mitglieder ihre Kandidatur. Yüksel Calis und Paul Eschenhagen bewerben sich als Basis-Kandidaten ebenfalls für die grüne Direktkandidatur auf das Bundestagsmandat in Pankow. Ihnen werden nur geringe Chancen eingeräumt. Ob noch weitere Kandidaturen eingereicht werden, ist derzeit unklar. Am Samstagabend ist eine parteiinterne Kandidatenrunde geplant. Am Montagabend findet eine ebenfalls interne Fragerunde statt, ehe am Mittwochabend die Wahl des Direktkandidaten stattfindet. Eine Frau tritt bislang nicht an.
Anlass für die Neuwahl des Direktkandidaten sind bislang ungeklärte Vorwürfe gegen Gelbhaar, der seit 2017 im Bundestag sitzt und bei der ersten Wahl Mitte November mit 98,4 Prozent der Stimmen zum Direktkandidaten gewählt wurde. Mitte Dezember wurde bekannt, dass sich die Ombudsstelle der Bundespartei mit den zahlreichen Hinweisen beschäftigt, in denen Frauen Gelbhaar vorwerfen, sie sexuell belästigt und genötigt zu haben. Der Kreisvorstand ordnete eine Neuwahl an.
Der Bundestagsabgeordnete selbst machte zuletzt einzelne Vorwürfe öffentlich, bezeichnete diese als „frei erfunden“ und erklärte, nachweisen zu können, die ihm vorgeworfenen Handlungen nicht begangen zu haben. Sein Anwalt sprach von einer „politisch motivierten Schmutzkampagne von Seiten einiger linker Vertreter der Partei und der Grünen Jugend“.
Am Freitagabend kündigte Gelbhaar an, erneut antreten zu wollen. Zuvor hatte der Bezirksvorstand der Grünen in Pankow ihn aufgefordert, darauf zu verzichten. Der Landes- und der Bundesvorstand der Grünen unterstützten diese Aufforderung.
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