zum Hauptinhalt
Kleine Kinder auf dem Schulweg (Archivbild)

© dpa/Monika Skolimowska

Sicherheit von Schulwegen untersucht: Auch die Eltern gefährden ihre Kinder

Der Auto Club Europa hat die Verkehrssituation vor 167 Grundschulen geprüft – und viele Mängel gefunden. Vor beteiligten Berliner Schulen gefährden nicht nur Elterntaxis die Kinder.

Stand:

Keine Ampel, schneller Autoverkehr und jeden Morgen Elterntaxi-Chaos: Mehr als ein Drittel der Schulwege in Deutschland ist mangelhaft oder sogar gefährlich, nur jeder 20. kann als sicher gelten. Das hat der Auto Club Europa (ACE) bei einer Untersuchung an 167 Grundschulen herausgefunden, davon vier in Berlin.

Für die Studie haben 700 Ehrenamtliche zwischen April und Juli Infrastruktur und Verkehr vor Grundschulen in allen Bundesländern nach einheitlichen Kriterien dokumentiert. Bei der Präsentation der Ergebnisse am Mittwoch in Berlin beschrieb Stefanie Radtke, Leiterin der Jeanne-Barez-Grundschule in Französisch Buchholz – der größten im Bezirk Pankow –, die täglichen Probleme: Vor einem der beiden Schulstandorte fahre die Tram auf Schottergleisen ohne Querungsstelle in der Fahrbahnmitte. Die Kinder hielten sich davon fern, „aber nicht die Eltern“; manche „ziehen ihre Kinder hinter sich her“.

27.260
Kinder bis 14 Jahre verunglückten 2024 auf Deutschlands Straßen

Ärger machten auch die Elterntaxis: „Manche parken gnadenlos auf dem Radweg; es wird alles genutzt, was da ist.“ Fast monatlich gebe es Unfälle an einer Supermarktzufahrt neben der Schule, in die vor allem Linksabbieger rücksichtslos einbögen. Einen Zebrastreifen habe man der Verwaltung nur dank Hilfe von Eltern und Demos abtrotzen können.

Wenn auf dem Display „Langsam!“ blinkt, bremsen die meisten

Als großen Gewinn beschreibt die Schulleiterin ein im April installiertes „Dialog-Display“: 95 Prozent der zu schnellen Autofahrer würden abbremsen, wenn sie das rot blinkende „Langsam!“ sähen. Als Nächstes wolle man sich um die Verlängerung des kurzen und von „erstaunlich vielen Eltern“ missachteten Tempo-30-Bereichs vor der Schule bemühen.

Die Jeanne-Barez-Grundschule erhielt ebenso wie die anderen drei, die der ACE – unterstützt von Freiwilligen und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat – in Berlin untersucht hat, das Gesamturteil „in Ordnung“. Die Bewertung speist sich zum einen aus dem Elterntaxiverkehr, der immerhin zu 80 Prozent fehlerfrei ablief, also ohne gefährliche Rangiermanöver, Stopps im Halteverbot oder nach links aussteigende Kinder.

Eltern sind Schlüsselakteure – wir prägen das Verhalten unserer Kinder.

Sven-Peter Rudolph, Präsident des Auto Club Europa

Bei der Infrastruktur kommt die Schule mit zehn von 14 möglichen Punkten ebenfalls relativ gut weg. Punktabzug gab es für den schlechten Zustand der Gehwege, fehlende Verkehrshelfer, Zebrastreifen, Mittelinseln, Barrieren wie Absperrgitter – und weil der Bereich vor der Schule nicht verkehrsberuhigt ist. Letzteres „ist für uns die Benchmark“, sagt Studienleiter Falk Hoffmann.

Zwei Schulen in Treptow-Köpenick bekommen gute Noten

Noch einen Punkt mehr für die Infrastruktur erhält die Johann-Strauß-Grundschule in Biesdorf, die allerdings trotz vorhandener Elterntaxi-Haltestelle beim Bringverkehr relativ schlecht abschneidet: nur 69 Prozent des Elterntaxiverkehrs verliefen dort fehlerfrei. Besser lief es an zwei Schulen in Treptow-Köpenick – obwohl vor der Schule an den Püttbergen in Rahnsdorf viele Eltern in der Einfahrt hielten, was auch an fehlenden Alternativen lag. Am besten schnitt beim Thema Elterntaxis die Grundschule am Berg in Altglienicke ab.

Den bundesweiten Spitzenplatz in diesem Punkt erreichte mit 100 Prozent korrektem Verhalten die Grundschule am Waldrand im brandenburgischen Schwedt. Am schlechtesten schnitt mit nur 14 Prozent eine Schule im baden-württembergischen Pforzheim ab.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })