
© Die Linke/Maik Brückner
Sie legte sich mit Lederer und Breitenbach an: Kerstin Wolter will neue Chefin der Berliner Linken werden
Die Linkspartei hatte in Berlin zuletzt Grund zum Feiern. Nun blickt sie auf die wichtige Wahl im kommenden Jahr und stellt sich personell neu auf – jedenfalls zum Teil.
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Die Berliner Linke, die bei der Bundestagswahl in der Hauptstadt stärkste Partei geworden war, bekommt eine neue Doppelspitze. Der Vorsitzende Maximilian Schirmer kündigte an, beim Parteitag im Mai gemeinsam mit Kerstin Wolter anzutreten. Wolter ist Linke-Bezirksvorsitzende in Friedrichshain-Kreuzberg und bezeichnet sich selbst als „Marxistische Feministin“.
Im Gespräch mit dem Tagesspiegel freute sich Wolter über den aktuellen Aufschwung ihrer Partei, der die Entscheidung zur Kandidatur beeinflusst hat. „Die Linke hat nur dann Erfolg, wenn sie zusammensteht. In Pluralität beieinander zu stehen, muss das Rezept sein“, erklärte sie und kündigte an, im Falle ihrer Wahl zur Landeschefin eine „integrative Strategie“ zu fahren.
Wolter, die noch im Oktober zu jenen gehört hatte, die sich im Antisemitismus-Streit der Berliner Linke mit den Ex-Senatoren Klaus Lederer und Elke Breitenbach anlegten, bekannte sich klar gegen jeden Antisemitismus. „Jede Form von Antisemitismus muss entschieden bekämpft werden. Das ist die Position der Partei Die Linke und das ist auch meine Position“, sagte Wolter.

© Christoph Soeder/dpa
In einer gemeinsamen Erklärung kündigten Wolter und Schirmer an, „den Kampf ums Rote Rathaus“ aufzunehmen. Der jüngste Wahlsieg in Berlin gebe der Partei Rückenwind, jetzt mit voller Energie und Entschlossenheit an die Vorbereitung der Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksparlamenten im kommenden Jahr zu gehen.
Die Linke wolle sich mit vielen anderen gesellschaftlichen Kräften in der Stadt vernetzen, um für „fortschrittliche Mehrheiten“, gegen soziale Kürzungen, für bezahlbaren Wohnraum und Zusammenhalt zu kämpfen. Die enge Verzahnung mit außerparlamentarischen Bewegungen und das Regieren „ist für mich überhaupt kein Gegensatz und auch kein Widerspruch“, erklärte Wolter.
Franziska Brychcy, die gemeinsam mit Schirmer seit 2023 die amtierende Doppelspitze der Linke stellt, begründete ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur unter anderem mit der Doppelbelastung als Parteivorsitzende und Abgeordnete. Hinzu kämen persönliche Gründe. Sie habe fünf Kinder. „Und die haben mir auch gespiegelt, dass sie mich brauchen.“ Im Abgeordnetenhaus ist Brychcy stellvertretende Fraktionsvorsitzende sowie bildungspolitische Sprecherin der Fraktion.
Brychcy zieht Bilanz
„Wir hatten zwei sehr bewegte Jahre mit einer Bundestagswiederholungswahl, einer Europawahl und jetzt mit der Bundestagswahl, wo wir in Berlin als Linke erstmals stärkste Kraft geworden sind“, blickte die scheidende Vorsitzende zurück. „Und wir hatten auch einige schwierige Zeiten durchzustehen“, gab sie zu und verwies unter anderem auf den Landesparteitag im Oktober 2024.
Dort hatte es über die Haltung der Berliner Linke zum Antisemitismus erregte Diskussionen gegeben. Anschließend traten mehrere prominente Mitglieder aus der Partei aus, darunter Ex-Kultursenator Klaus Lederer.
Zuletzt verzeichnete die Partei in Berlin einen starken Mitgliederzuwachs und zählt inzwischen mehr als 14.000 Mitglieder. Der nächste Landesparteitag ist vom 17. bis 18. Mai geplant. (mit dpa)
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