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Demonstranten bei der Großdemonstration am 22.10.2022.

© imago/Future Image / IMAGO/Jean MW

Update

Solidarität mit Protestierenden im Iran: Mehr als tausend Menschen demonstrieren in Berlin

1600 Menschen sind nach Polizeiangaben zur Großdemonstration am Sonnabend gekommen. Rund um den Großen Stern kann es Verkehrsbehinderungen geben.

| Update:

Mit einer Großdemonstration unterstützen an diesem Samstag zahlreiche Menschen die seit Wochen anhaltenden Proteste im Iran. Auf der Demo ab 14 Uhr an der Siegessäule sind mehr als tausend Teilnehmende zusammengekommen. Von dort bilden sie gerade eine Menschenkette bis zur Yitzhak-Rabin-Straße kurz vor dem Brandenburger Tor.

Angemeldet waren 10.000 Menschen. Die Polizei spricht gegen Ende der Demo allerdings von 1600 Teilnehmenden. Bis zum späten Nachmittag sei die Versammlung friedlich und störungsfrei gewesen, heißt es. Noch gehe man davon aus, dass es zeitweilig zu Verkehrsbehinderungen kommen kann. Autofahrer wird empfohlen die umliegenden Straßen zu umfahren. Die Demo soll gegen 18 Uhr enden.

Die Demonstrantinnen und Demonstranten, manche haben auch ihre Wangen in den iranischen Farben bemalt, halten zahlreiche Plakate hoch. Darauf stehen Slogans wie etwa: „Ein Land trauert um seine Kinder“, „Wir sind alle Mahsa Amini“ oder „Nieder mit der Islamischen Republik. Unsere Lösung heißt Revolution.“ Ein Mann ist in eine iranische Flagge gehüllt. Weitere Männer haben eine große Flagge an ihrem Motorrad befestigt. Eine Frau im Rollstuhl hält ein Plakat mit der Aufschrift: „Frauen, Leben, Freiheit“. An einen Kinderwagen sind rote Luftballons geknotet.

Hoffnung für die Zukunft

Nariman Cazroni ist auch dabei. Der 39-jährige Physiker war seit 37 Jahren nicht mehr im Iran, dem Heimatland seiner Eltern. Rund alle zehn Jahre gäbe es dort Aufstände und Demonstrationen, sagt er. Doch diesmal sei es anders: „Diesmal haben die Frauen die Dominanz übernommen, und auch die Jugend lehnt sich gegen das Mullah-Regime auf.“ Er hofft, dass sie das Regime stürzen. „Wir erwarten von ihnen einen Change.“

 „Die ethnischen Minderheiten halten zusammen, sie fordern alle: Weg mit der Islamischen Republik!“

Bizhan, Demonstrant

Mittlerweile bewegen sich die Demonstranten weiter in Richtung des Brandenburger Tors. Sie rufen Parolen wie: „Tod der Diktatur“, „Tod dem Chamenei“, „Tod der Islamischen Republik“ und skandieren: „Weg, weg, weg – die Mullahs müssen weg.“ Auf Deutsch ertönt laut: „Hoch lebe die Freiheit“.

Dass das Mullah-Regime gestürzt werde, ist nicht nur eine Hoffnung, sagt Mina, eine junge Frau. „Wir sind uns sicher, dass es passiert“, sagt sie. „Wir sehen jetzt, dass wir alle Freiheit wollen.“ Bizhan, der sich als Halbiraner vorstellt, stimmt ihr zu. Ganze 80 Prozent der Iraner seien gegen die Islamische Republik, sagt er. 60 Prozent seien seiner Aussage nach nicht einmal Muslime. „Die gesamte Bevölkerung ist gegen das Regime“, sagt er. Das gebe ihm besonderen Grund zur Hoffnung: „Zum ersten Mal seit vielen Jahren steht die Opposition im Iran zusammen und ist nicht aufgesplittert“, sagt er. „Die ethnischen Minderheiten halten zusammen, sie fordern alle: Weg mit der Islamischen Republik!“

Zahlreiche Männer machen mit

Immer wieder sind Plakate mit Fotos von Mahsa Amini zu sehen. Der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mitte September gilt als Auslöser der seit Wochen anhaltenden Massenproteste im Iran gegen den autoritären Kurs der Regierung. Weil sie die Vorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll, war Amini von der Sittenpolizei festgenommen worden. Sie starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Auf Transparenten ist auch ein überdimensionaler Fuß mit Stöckelschuh zu sehen, der einen Mullah zu zertreten droht. In die Menschenkette reihen sich auch viele Männer ein, von denen etliche ebenfalls Plakate mit dem Protestslogan „Women Life Freedom“ (Frauen, Leben, Freiheit) hochhalten, der auch von Demonstrantinnen und Demonstranten im Iran gerufen wird.

Seit fünf Wochen gehen Iraner gegen die Islamische Republik und ihren autoritären Regierungskurs auf die Straße. Bereits am vergangenen Wochenende haben in Berlin schätzungsweise 80.000 Menschen gegen das iranische Regime demonstriert und sich mit den Protesten im Iran solidarisiert. Die Veranstalter waren zunächst von 50.000 Teilnehmenden ausgegangen.

Ebenfalls am Sonnabend werden etwa 500 Teilnehmende bei einem Aufzug unter unter dem Titel „Totale Sanktion gegen Mullah Regime in Iran“ ab 14 Uhr auf dem Pariser Platz erwartet. (mit dpa)

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