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Roter Teppich für Patienten. Die neue Komfortklinik des Vivantes-Konzerns.

© dapd

Spandau: Vivantes eröffnet Station für Medizin erster Klasse

Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin? Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes bietet in Spandau Komfortzimmer für zahlungskräftige Patienten.

Ein schöner Ausblick, weit über Spandau, auf dem Balkon eine Leselampe, im lichtdurchfluteten Zimmer gibt es Internet und Satellitenfernsehen, auf der Speisekarte werden neben Lachsfilet fünf weitere Hauptgerichte angeboten – die neue Komfortstation im Spandauer Vivantes-Klinikum soll zahlungskräftige Patienten nicht nur mit guter Medizin sondern auch mit einem ausgeprägten Hotelgefühl anlocken. Am Mittwoch wurde die Station offiziell eröffnet, stolz hatte die Krankenhausleitung Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) eingeladen, Schirmherr ist der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD).

Mit der neuen Station stehen den Patienten des Spandauer Hauses von mehr als 550 Betten nun 53 Komfortbetten zur Verfügung. Um dem Vorwurf vorzubeugen, es handele sich um einen Schritt zur Zwei-Klassen-Medizin, erklärte Vivantes, dass die Sektion allen Patienten offen stehe, also privat und gesetzlich Versicherten. Wessen Krankenkasse die luxuriöse Station nicht komplett bezahlt – und das dürften die meisten Versicherungen sein – muss allerdings zuzahlen: 140 Euro fallen dann pro Tag für ein Einzelzimmer extra an. Von der in der Komfortstation üblichen Chefarztbehandlung abgesehen, sei der medizinische Versorgungsstandard aber krankenhausweit auf „gleich hohem Niveau“, erklärte Andreas Schmitt, Direktor der Vivantes-Station. Allerdings würden sich zusätzlich vier Servicekräfte wie in einem Hotel um die Wünsche der Patienten kümmern. Für ausländische Patienten stehen Dolmetscher bereit, denn Vivantes erwartet internationale Nachfrage. Der größte kommunale Klinikkonzern Deutschlands hat eigenen Angaben zufolge insgesamt rund 1,5 Millionen Euro in die Station investiert.

Ein ähnliche, größere Komfortklinik gibt es bereits im Vivantes-Humboldt-Klinikum. Dort kommen Krankenhausangaben zufolge schon jetzt rund 25 Prozent der Patienten aus dem Ausland – etwa dem Nahen Osten und Russland. In Spandau haben die Vivantes-Ärzte in den vergangenen Tagen ebenfalls schon Patienten aus der Ferne behandelt: ausgerechnet zwei Libyer, deren Termin jedoch vor dem Aufstand in dem nordafrikanischen Land vereinbart worden war. Vivantes teilte mit, in den nächsten Jahren weitere Luxusstationen zu eröffnen.

Der Klinikkette geht es finanziell gut. Vivantes konnte 2009 einen Gewinn von 2,6 Millionen Euro erwirtschaften. In seinen Kliniken hatte der Berliner Konzern 2009 knapp 487 000 Patienten und damit 14 000 mehr als 2008 behandelt – dadurch kam mehr von den Krankenkassen. Für 2010 wird mit einem höheren Überschuss gerechnet. Das interessiert auch die Beschäftigten. Am Freitag tagt dazu die Gewerkschaft Verdi. Sie will volles Weihnachtsgeld für die Pflegekräfte durchsetzen: Als Vivantes vor Jahren noch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten war, hatte man die Zulage mehr als halbiert. Hannes Heine

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