
© dpa/Sebastian Gollnow
SPD Berlin im „Kampf gegen die Mietmafia“: Steffen Krach mit 100 Prozent zum Spitzenkandidat seiner Partei gewählt
Am Sonnabend hat die Berliner SPD ihren Spitzenkandidaten offiziell gekürt. Krach kündigte Verbesserungen für Familien an – und einen Kampf gegen die „Mietmafia“.
Stand:
Der SPD-Politiker Steffen Krach ist mit 100 Prozent Zustimmung zum Spitzenkandidaten seiner Partei für die Abgeordnetenhauswahl 2026 gewählt worden. Bei der Abstimmung per Akklamation gab es keine Gegenstimmen oder Enthaltungen. Im Anschluss an die Abstimmung gab es langanhaltenden Applaus.
„Ich bin überwältigt“, sagte Krach am Sonnabend auf dem Landesparteitag. „Es wird ein langer Wahlkampf, aber ich glaube, wir haben heute gesehen, was in uns steckt“, sagte er an die Delegierten gerichtet.
Zuvor hatte Krach in seiner Rede angekündigt, er wolle Berlin zur Familienmetropole Europas machen – mit sauberen Spielplätzen, einer besseren Versorgung durch Kinderärzte und einer „vernünftigen Infrastruktur“.
„In dieser Stadt leben über 370.000 Familien und über 630.000 Kinder. Sie alle sollen hier ein gutes Leben führen können“, sagte er.
Ich will das Rote Rathaus von der CDU zurückholen.
Steffen Krach, Spitzenkandidat der Berliner SPD
In Paris habe er gesehen, was die Stadt vor den Schulen erreicht habe. „Da würde keiner sich hinstellen und sagen, das wollen wir nicht. Außer möglicherweise Frau Bonde“, sagte er mit Blick auf die aktuelle Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU), deren Verkehrspolitik er als „gescheitert“ bezeichnete. Paris hat vor vielen Schulen verkehrsberuhigte Bereiche eingeführt und die Straßen begrünt.
Familienfreundlichkeit bedeute eine bezahlbare Stadt, in der sich Familien mit kleinem Geldbeutel ein gutes Leben für sich und ihre Kinder leisten könnten, sagte Krach. Egal, ob Alleinerziehende, Patchworkfamilien, Mann und Frau, queere Familien, kleine oder große.
Krach rief seine Partei nach einer turbulenten Woche zu Geschlossenheit auf. „Wir alle zusammen sind die SPD, wir brauchen die unterschiedlichen Flügel zum Fliegen“, sagte er.
„Ich will das Rote Rathaus von der CDU zurückholen“, wiederholte er seinen Anspruch, trotz aktuell bescheidener Umfragewerte die Berliner SPD zum Wahlsieg zu führen. Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf das Thema bezahlbarer Wohnraum. „Das Thema Wohnen und Mieten ist die soziale Frage der Zukunft“, sagte er. Berlin müsse den „Kampf gegen das Treiben der Mietmafia“ konsequent führen. „Ich will, dass wir alle Register ziehen“, sagte Krach.
Kai Wegner läuft durch die Stadt, aber er regiert nicht, er besichtigt diese Stadt.
Steffen Krach (SPD) über den Regierenden Bürgermeister
Er forderte eine Sozialquote für den Wohnungsneubau und bessere Unterstützung für die Verwaltung, gegen Mietwucher vorzugehen. Er rief auch den Bund auf, ein „scharfes, gesetzliches Schwert mit hohen Bußgeldern“ zu schaffen. „Wir brauchen klare Botschaften an die Management-Etagen dieser skrupellosen Unternehmen. Systematischer Betrug muss strafrechtliche Folgen für die verantwortliche Person haben“, sagte er.
Krach attackiert Wegner
Den aktuellen Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) griff Krach an. Er sehe Wegner, aber er sehe keinen Regierenden Bürgermeister. „Kai Wegner läuft durch die Stadt, aber er regiert nicht, er besichtigt diese Stadt“, sagte Krach.
Zu Beginn seiner Rede bezeichnete der SPD-Politiker die AfD als „größte Gefahr für unsere Demokratie“. Diese Partei stelle alles infrage, wofür die Sozialdemokratie seit 75 Jahren gekämpft habe. „Die AfD als Partei ist der Feind unserer Demokratie und den werden wir alle bekämpfen“, sagte er unter Applaus der Delegierten.
Zu Beginn des Parteitags war er mit lang anhaltendem Applaus zu dem antifaschistischen Lied „Bella Ciao“ gemeinsam mit den ehemaligen SPD-Regierenden Berlins Walter Momper, Klaus Wowereit und Franziska Giffey in den Saal eingelaufen.
Die Berliner SPD hat eine Woche scharfer innerer Auseinandersetzungen und Debatten hinter sich. Am vergangenen Wochenende hatte der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel nach einer emotionalen Kreisdelegiertenkonferenz und einem Wahlergebnis von 68,5 Prozent erklärt, nicht erneut in seinem Bezirk kandidieren zu wollen.
Diese Entscheidung hätte man auch anders treffen können, sagte Krach im Anschluss an Hikel gerichtet, der auch Co-Landesvorsitzender ist. Auf dem Parteitag appellierte Krach, innerparteiliche Debatten fair auszutragen. „Wenn wir uns selber streiten, dann wird es umso schwieriger nach außen deutlich zu machen, dass wir Geschlossenheit wollen“, sagte er. Hikel selbst war zu Beginn des Parteitags nicht anwesend, hielt aber gegen Mittag eine kurze Ansprache.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false