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Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten, und Matthias Bräutigam (r), Sprachpate, spielen mit Handpuppen bei dem Besuch einer Kita in einem Kinderzimmer.

© picture alliance/dpa / Carsten Koall

„Sprache ist der Schlüssel zur Welt“: First Lady Büdenbender besucht Berliner Kita

Der Verein zur Förderung der deutschen Sprache hilft Vorschülern beim Spracherwerb. Das Angebot in Berlins Kitas ist klein, der Bedarf jedoch riesig.

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Als Elke Büdenbender in der Kita Bernhard-Lichtenberg-Straße eintrifft, herrscht munteres Gewusel. Nicht etwa, weil gerade mit der Gattin Frank-Walter Steinmeiers die deutsche First Lady eintrifft, sondern einfach so. Spielende Kinder tollen umher, während die Besuchertruppe durch die Räumlichkeiten geführt wird.

Mit dabei sind die ehemalige Staatssekretärin der Berliner Senatskanzlei Sawsan Chebli und Matthias Bräutigam (beide SPD), die vor zwei Jahren gemeinsam den Verein zur Förderung der deutschen Sprache gegründet haben. Das Anliegen der Beiden ist ernst – und auch persönlich.

Jedes fünfte Vorschulkind in Berlin benötige laut Verein Förderung, weil es Probleme beim Spracherwerb habe. Bei 30.000 Kindern pro Jahrgang entspräche das nicht weniger als 6.000 förderbedürftigen Vorschülern.

Chebli kenne diese Probleme aus ihrer eigenen Geschichte: „Als zwölftes von 13 Kindern hat sich mein Vater lange gewehrt, mich in die Kita zu stecken. Ich würde heute zu diesen 6.000 Kindern mit Förderbedarf gehören.“ Deutsch lernte die Tochter Geflüchteter erst mit sechs Jahren. Doch Sprachprobleme hätten auch viele Kinder ohne Migrationshintergrund.

In der Vorschule fehlt es an Sprachförderung

Zwar gebe es Förderung für Schulkinder, doch in der Vorschule herrsche akuter Mangel. Diese Lücke erkannte auch Bräutigam, der das Projekt ins Leben rief und seine Parteikollegin Chebli mit ins Boot holte. „Ich helfe, dass der Verein mit meiner Geschichte Aufmerksamkeit bekommt“, erklärt sie.

Auch Bräutigam ließ sich von seinen eigenen Erfahrungen leiten. „Ich war lange Lesepate in den Schulen. Da merkt man, dass es immer ein paar Kinder in der Klasse gibt, die sprachlich schwach sind.“ Mit Unterstützung engagierter Laien versuche der Verein, diese Lücken zu füllen, bevor sie zu groß werden.

Aktuell 35 Sprachpaten in 13 Berliner Kitas seien ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber ein wichtiger. Denn die Paten setzen sich individuell mit ihren Zöglingen zusammen, um optimal auf sie eingehen zu können. Dass man sich zum Ortstermin ausgerechnet eine Kita in Charlottenburg-Nord ausgewählt hat, ist kein Zufall: „Wir haben viele Familien an der Grenze zur sozialen Armut“, sagt Kitaleiterin Petra Tornemann.

In den Kitas und Grundschulen wird der Grundstein für unsere Demokratie gelegt.

First Lady Elke Büdenbender

Derzeit arbeitet der Verein lokal, der Großteil der betreuten Kinder und Kitas befindet sich in Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau, mit Reinickendorf als nächstem Ziel. Für all das Engagement wird Geld gebraucht, denn der Verein finanziert sich derzeit ausschließlich aus Spenden. Ein Förderantrag sei vom Berliner Senat bereits abgelehnt worden.

Ehrenamt braucht Hauptamt“, findet auch Büdenbender, die der Arbeit des Vereins große Bedeutung beimisst. „In den Kitas und Grundschulen wird der Grundstein für unsere Demokratie gelegt.“ Die hier geleistete Arbeit sei „hochpolitisch wirksam“ und „durch nichts zu ersetzen“. Bräutigam und Chebli hoffen jetzt auf Förderung als Modellprojekt durch den Bund.

Bis dahin bleibt die Arbeit der Lesepaten ehrenamtlich. Eine davon ist Doris Grothusen. Sie ist seit einem halben Jahr dabei und genießt die Tätigkeit. Durch „gezieltes Spielen“ baut sie Vertrauen zu ihrem russischen Schützling Maxim auf. Anfangs sprach er kein Wort – mit niemandem.

Grothusen hat es geschafft, ihn zum Sprechen zu bringen. „Wenn ein Kind bei mir zum ersten Mal spricht, ist das bombenmäßig“, sagt sie stolz. Dass die hier geleistete Arbeit Gold wert ist, bestätigt auch Tornemann. „Es ist eine große Win-Win-Situation. Am Ende gewinnen die Kinder.“

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