zum Hauptinhalt
Berlins Landesbischof Christian Stäblein attackiert die Fraktionen im Abgeordnetenhaus. (Archivbild)

© Michael Bahlo/dpa

„Töricht und falsch“: Berliner Bischof Stäblein übt massive Kritik an Kommission zum Antisemitismus

Im Abgeordnetenhaus arbeitet ein neues Gremium an Strategien gegen Antisemitismus und andere Formen von Rassismus. Etwas an der Kommission stört den Berliner Landesbischof.

Stand:

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Christian Stäblein, hat mit deutlichen Worten Kritik an der geplanten Enquete-Kommission des Landes Berlin zum Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus geübt. „Wenn diese Stadt, wenn das Land Berlin meint, es brauche die Kirche in dieser Kommission nicht, dann wundert mich das – und dann halte ich das für töricht, ignorant und falsch“, sagte Stäblein in seinem „Wort des Bischofs“ auf der Landessynode der EKBO, die am Freitag in der Berliner Bartholomäuskirche begann.

Die Kirche unternehme länger als manch Anderer in der Kommission viel gegen Antisemitismus. „Und wir werden das auch weiterhin tun, weil es aus unserem Glauben folgt, und wir unsere Geschichte kennen“, sagte Stäblein. Es dürfe keine Kirche geben, die nicht gegen Antisemitismus aufstehe. „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.“

Kommission arbeitet abseits der Tagespolitik

Die Kommission aus Politikern, Wissenschaftlern und anderen Fachleuten soll im Berliner Abgeordnetenhaus Strategien gegen Rassismus entwickeln und hatte vor einer Woche ihre Arbeit aufgenommen. Sie soll für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegen Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jede Form von Diskriminierung arbeiten und bis 2026 abseits der Tagespolitik Ideen und Vorschläge dazu entwickeln.

Fraktionen benannten Mitglieder

Dem neuen Gremium gehören 24 Mitglieder an, darunter 13 Abgeordnete und 11 externe Experten. Alle Mitglieder wurden von den Fraktionen benannt und vom Abgeordnetenhaus gewählt.

Das Abgeordnetenhaus kann eine Enquete-Kommission einsetzen, um Entscheidungen über besonders umfangreiche oder komplexe Sachverhalte vorzubereiten. Nach Abschluss ihrer Arbeit gibt die Kommission ihre Ergebnisse dann in einem Bericht an das Parlament weiter.

Evangelische Kirche will Mitglieder besuchen

Innerkirchlich kündigte Stäblein an, das Jahr 2025 zu einem Besuchs- und Kontaktjahr machen zu wollen. In den Jahren 2025 und 2026 wolle man zu der Hälfte aller Kirchenmitglieder persönlichen Kontakt aufnehmen. Nach neusten Zahlen hat die EKBO noch 774.000 Mitglieder, von denen 448.000 in Berlin, 297.000 in Brandenburg und 28.000 in Sachsen leben. „Wenn wir sie besuchen, werden wir auf die Menschen treffen, wie sie sind“, sagte Stäblein. „Es gibt keine Mitgliederbefragung, die nicht zeigt, dass wenig so nachhaltig ist wie der persönliche Kontakt.“

Ein Besuchsjahr würde aber auch die Kirche verändern. „Wir wissen dann mehr voneinander“, sagte Stäblein. Zudem erhalte man mehr Informationen über Menschen, die vielleicht auch über einen Kirchenaustritt nachdächten. „Grade darüber werden wir nicht viel erfahren, wenn wir weiterhin vor allem in unseren Milieus und Blasen kommunizieren und dabei stets festhalten, dass schon dafür die Zeit kaum reicht.“

Vor den Synodalen plädierte Stäblein zudem für die Beibehaltung des individuellen Rechts auf Asyl. „Ich kann mir keinen Moment vorstellen, in dem ich mich dazu verständigen sollte, dass das individuelle Recht auf Asyl abgeschafft wird“, sagte Stäblein. „Unser Agieren im Blick auf Menschenrechte und das Kirche-Sein mit Geflüchteten basiert auf der Mitte der Heiligen Schrift.“

Es sei überhaupt keine Frage, dass es Regelungen brauche, „die das schwierige Geflecht von Einwanderungsland und auch Einwanderungserfordernis, Flüchtlingsschutz, Asyl und legitimen und notwendigen Sicherheitsinteressen und Entwicklungsmöglichkeiten einer Gesellschaft berücksichtigen.“ Aber eine Abschaffung individuellen Rechts auf Asyl könne es mit der Kirche nicht geben. Die EKBO sei eine Kirche mit Geflüchteten. „Das gehört zur DNA der EKBO.“ (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })