zum Hauptinhalt
Peter Buchner, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin GmbH, fotografiert im Januar 2024.  

© IMAGO/Funke Foto Services, Bearbeitung: Tagesspiegel

Trauer um Berlins S-Bahn-Chef Peter Buchner: „Was er geleistet hat, lässt sich kaum in Worte fassen“

Kurz vor seinem 59. Geburtstag starb Peter Buchner an Krebs. Voller Hochachtung und teils sehr persönlich äußern sich Kollegen und Politiker über Berlins S-Bahn-Chef.

Stand:

Seit 95 Jahren ist das Logo der Berliner S-Bahn grün-weiß. Aber seit Mittwoch ist die Homepage des Unternehmens schwarz-weiß. Nicht nur die S-Bahner trauern um ihren Chef Peter Buchner. Die Reaktionen auf seinen Tod kurz vor seinem 59. Geburtstag gehen weit über die erwartbaren Beileidsbekundungen hinaus. Sie zeigen, welches herausragende Ansehen Buchner genoss – als Manager und als Mensch.

„Der Tod von Peter Buchner reißt eine Lücke, die mit Worten nicht zu beschreiben ist.“ Damit hatte Harmen van Zijderveld, Regionalverkehrsvorstand der Deutschen Bahn und Aufsichtsratschef der Berliner S-Bahn, den Ton gesetzt, der bei vielen anderen anklang. 

Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU), die vor ihrem Wechsel in die Politik in leitenden Positionen für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und den Verkehrsverbund VBB gearbeitet hatte, schrieb, sie habe „fachlich viel von ihm gelernt, und dank seines besonderen Humors haben wir oft und herzlich gelacht. Dazu gehörte auch sein bewundernswert offener Umgang mit seiner Krankheit. Es bewegt mich nach wie vor, wie er uns allen damit die Beklemmung und die Angst genommen hat, falsch zu reagieren“.

Sigrid Nikutta postete eine Reihe schwarzer Herzen

„Zugewandt, offen und dabei immer kollegial und freundlich“ sei das Miteinander mit Buchner gewesen, der seit Jahren an Krebs litt und sich für sein Unternehmen engagierte, bis es nicht mehr ging. Bondes einstige Chefin bei der BVG, die später zur Bahn gewechselte Sigrid Nikutta, postete im Karrierenetzwerk Linkedin eine Reihe schwarzer Herzen und schrieb: „Was Peter für die Bahn und für Berlin geleistet hat, lässt sich kaum in Worte fassen. Mit seiner Energie, seiner Lebensfreude, seinem klaren Kompass und seinem unerschütterlichen Engagement hat er die S-Bahn Berlin GmbH erfolgreich gemacht und Maßstäbe gesetzt. Und das wirklich bis zum letzten Atemzug.“ Darunter fügte sie hinzu: „Peter, wir werden Dich vermissen. Ich werde Dich vermissen!“

Für ‚seine‘ S-Bahn kämpfte er wie ein Löwe.

Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtiger der DB für Berlin

Vor dem offiziellen Statement der DB hatte der Berliner Bahnchef Alexander Kaczmarek die regionalen Führungskräfte des Konzerns am Mittwoch in einer Mail über Buchners Tod informiert. Darin schrieb er: „Er war die Seele der Berliner S-Bahn, ein Eisenbahner von ganzem Herzen und darüber hinaus ein menschlich zutiefst angenehmer Kollege. Für ‚seine‘ S-Bahn kämpfte er wie ein Löwe und man greift nicht zu hoch, wenn man sagt, dass er die wichtigste S-Bahn Deutschlands aus der Krise geführt und den Berlinerinnen und Berlinern wieder zurückgegeben hat. Unsere Gedanken gelten seiner Familie, die ihm in den schweren Zeiten seiner Krankheit die wichtigste Stütze war.“

Auf ihrer Homepage bekundet die Berliner S-Bahn ihre Trauer um den verstorbenen Peter Buchner.

© Screenshot/S-Bahn Berlin GmbH

Jure Mikolcic, Chef des S-Bahn-Zugherstellers Stadler in Pankow, beschreibt Buchner als „sehr geschätzten Geschäftspartner“ und guten Freund, mit dem er in den vergangenen Wochen oft „über die großen und kleinen Fragen des Lebens, über die S-Bahn und über Berlin“ gesprochen habe. Er denke oft an die Besuche von S-Bahnern im Pankower Werk, wo die neuen Züge gebaut wurden. „Peter war bei jedem Besuch persönlich dabei, ist mit der S-Bahn angereist und hat leidenschaftlich zu seinen Mitarbeitenden und für unsere Züge gesprochen.“ Der Manager habe „nie den einfachsten Weg gewählt, sondern immer den, den er für richtig hielt“.

Es gibt Menschen, die einem sofort das Gefühl geben, dass alles gut wird – ganz egal, wie schwierig die Situation ist.

Jenny Zeller-Grothe, Managerin bei S-Bahn und BVG

Die ehemalige S-Bahn-Managerin und jetzige BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe schrieb: „Es gibt Menschen, die einem sofort das Gefühl geben, dass alles gut wird – ganz egal, wie schwierig die Situation ist. Peter war so ein Mensch. Peter hatte diese seltene Fähigkeit, anderen Mut zu machen, auch wenn es schwer wurde.“ Sie sei dankbar für die gemeinsame Zeit mit ihm. „Eine S-Bahn Berlin ohne Peter – den Gedanken zuzulassen, wird lange brauchen.“

Tobias Mertens, Leitstellenchef der Berliner S-Bahn, beschreibt die 16 Jahre mit Buchner als Unternehmenschef als einen Marathon, bei dem der Verkehrsbetrieb aus seiner tiefsten Krise heraus wieder in Gang kommen und das Vertrauen der Kundschaft zurückgewinnen musste. „Peter war ein Mentor, ein inspirierender Treiber von Ideen und Veränderungen, eine beeindruckende Führungskraft, der es verstand, bei der Fokussierung auf den Kundennutzen immer auch die gesamte Mannschaft mitzunehmen.“

Der Verkehrsverbund VBB würdigte Buchner im Namen des Teams als „hochgeschätzten Kollegen, auf dessen Zuverlässigkeit, Engagement und Ehrlichkeit wir stets bauen konnten“. DB-Personalvorstand Martin Seiler schrieb: „Mit ruhiger Stärke, Verlässlichkeit und einem feinen Gespür für Menschen hat er die S-Bahn wieder auf Kurs gebracht und vielen Mut gemacht, an den Erfolg zu glauben.“ Buchner „war nicht nur ein außergewöhnlicher Eisenbahner, sondern vor allem ein beeindruckender Mensch“.

Freundlich, offen, klug, verantwortungsbewusst und aufrichtig habe ich ihn erlebt.

Johannes Kraft, CDU-Verkehrspolitiker

Auch die Reaktionen der verkehrspolitischen Sprecher im Berliner Abgeordnetenhaus sind von immenser Wertschätzung geprägt. Tino Schopf (SPD), der selbst lange bei der Bahn gearbeitet hat, lobte Buchners „Herzblut, Leidenschaft und Weitblick. Die guten und aufrichtigen Gespräche mit ihm und seine herzliche Art werden fehlen.“

Johannes Kraft (CDU) schrieb: „Freundlich, offen, klug, verantwortungsbewusst und aufrichtig habe ich ihn erlebt; als jemanden, der zuhören konnte und für gute Ideen immer ein offenes Ohr hatte.“ Besonders verbunden bleibe er Buchner für dessen Engagement für einen Zehnminutentakt der S2 nach Bernau.

Die Hochachtung für Buchner reicht über alle Parteigrenzen hinweg

Kristian Ronneburg (Linke) beschrieb Buchner als „höchst bescheidenen Mensch, der die Bahn geliebt hat“ und bei den Mitarbeitenden sehr beliebt gewesen sei. „Sein Vermächtnis als Bahn-Manager wird für immer damit verbunden sein, dass er die Berliner S-Bahn aus ihrer tiefsten Krise herausgeholt hat. Er wird fehlen.“ Antje Kapek (Grüne) bezeichnete Buchners viel zu frühen Tod als Schock. Bis zum letzten Moment habe er „als Bahner mit Leib und Seele für die bestmögliche Aufstellung der Berliner S-Bahn gekämpft“.

AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker konstatierte, Buchner werde schwer zu ersetzen sein: „Wo immer die S-Bahn seither besser wurde, war das sein Verdienst; wo keine Verbesserungen eintraten, lag das an den Versäumnissen der Berliner Politik und des Mutterkonzerns Bahn AG.“ Buchner sei ein „in jeder Hinsicht außergewöhnlicher“ Manager gewesen.

Ein Tagesspiegel-Leser schildert in den Kommentaren zum Nachruf, wie er Buchner vor Jahren auf einer Fachveranstaltung erlebt habe: „Wir kamen ins Gespräch, ich hatte aber keine Ahnung, mit wem ich es zu tun hatte, und fragte ihn ganz unbedarft, von welchem Unternehmen er denn sei. ‚Ich bin bei der S-Bahn‘, sagte er, und nach etwas Zögern korrigierte er sich: ‚Ich bin Geschäftsführer der S-Bahn.‘ Ich wäre ob meines Fauxpas am liebsten in den Erdboden versunken, aber es wurde ein sehr angenehmes Gespräch und er war aufrichtig interessiert an meiner Arbeit.“

Am Sonnabend wäre Peter Buchner 59 Jahre alt geworden

Im Fahrgastverband Igeb, der die Bahn nie geschont hat, ist die Trauer über Buchners Tod groß: „Wir hatten sehr gehofft, dass er es auch diesmal wieder schafft“, sagte der Vereinsvorsitzende Christfried Tschepe, der schon lange von Buchners Erkrankung wusste. Buchners Tod sei „ein Riesenverlust für die S-Bahn, die Fahrgäste und für Berlin“. Angesichts der „katastrophalen Krisensituation“, in der er die S-Bahn übernommen habe, sei seine Leistung umso herausragender. „Er hat es geschafft, Probleme zu lösen, Mitarbeiter bei der Stange zu halten und auch nach außen offen zu kommunizieren.“

Diese Offenheit sei das Gegenteil des sonst in Krisen Üblichen gewesen – und die Basis für das riesige Vertrauen, das Buchner genoss. Er hoffe sehr, dass der als kommissarischer Chef eingesetzte S-Bahn-Produktionsgeschäftsführer Karsten Preißel das Unternehmen in Buchners Stil und Sinne weiterführen werde.


Die ehemalige Berliner Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal postete ein Foto, das sie gemeinsam mit Buchner und Kaczmarek beim Müllsammeln am Bahnhof Warschauer Straße zeigt. Dazu schrieb sie: „Lieber Peter, wir werden dich vermissen, aber nie vergessen!“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })