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Trotz Stau und Chaos: Mehrheit der Berliner für Weiterbau der A100
Seit Ende August ist der 16. Abschnitt der A100 eröffnet. Rund um die Elsenbrücke sorgt das für viel Verkehr. Dennoch spricht sich eine Mehrheit in einer Tagesspiegel-Umfrage für den Weiterbau der Autobahn aus.
Stand:
Trotz Verkehrschaos und Stau seit der Eröffnung der A100 Ende August ist eine Mehrheit der Berliner für den Weiterbau der Autobahn bis nach Lichtenberg. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den Tagesspiegel. Demnach sprechen sich 57 Prozent der Befragten für den 17. Bauabschnitt aus, 32 dagegen.
Seit der Eröffnung des 16. Bauabschnittes, der in Treptow nahe der Elsenbrücke endet, herrschen dort und in Friedrichhain teils chaotische Zustände. Die Opposition von Grüne und Linke, aber auch die Lobbyverbände pro Verkehrswende und gegen Autoverkehr sehen sich in ihrer Kritik an einer angeblich zu autofreundlichen Verkehrspolitik des schwarz-roten Senats bestätigt. Doch tatsächlich sind die A100-Gegner in der Minderheit, wie die Civey-Umfrage zeigt.
Für die Umfrage wurden 2.500 Berlinerinnen und Berliner im Alter ab 16 Jahren und im Zeitraum vom Eröffnungstag am 27. August bis zum 20. September befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ, der statistische Fehler im Gesamtergebnis liegt bei 3,9 Prozentpunkten.
Nur Anhänger der Linken und der Grünen gegen Weiterbau
44 Prozent der Befragten bewerten den Weiterbau der A100 demnach positiv und 13 Prozent eher positiv. 32 Prozent stehen dem Weiterbau der Autobahn negativ oder eher negativ gegenüber. Elf Prozent der Befragten sind in der Frage unentschieden.
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Nach der Parteipräferenz der befragten Berliner im Bund zeigt sich ein klares Bild. Anhänger von CDU (83 Prozent), FDP (79 Prozent), AfD (75 Prozent) und BSW (64 Prozent) sind klar pro Weiterbau. Selbst bei der mit der CDU regierenden SPD ist die Stimmung eher für die A100. 49 Prozent der SPD-Anhänger sind für den Weiterbau, 34 Prozent dagegen.
Linken-Anhänger lehnen den Weiterbau am stärksten ab. 79 Prozent von ihnen stehen der Verlängerung der A100 negativ gegenüber, 17 Prozent positiv. Bei den Sympathisanten der Grünen sind 23 Prozent für den Weiterbau und 71 dagegen.
Allerdings ist unklar, wann die A100 weiter gebaut werden kann. Die für das Projekt zuständige Autobahn GmbH des Bundes geht nicht mehr davon aus, dass der Bau der Strecke noch in diesem Jahrzehnt starten kann. Das Vorhaben wurde in seiner Priorität heruntergestuft.
Kein Zeitplan für Weiterbau der Autobahn
Im neuen Finanzplan 2025 bis 2029 verschiebt die Bundesgesellschaft den Bau nicht nur um eine Legislaturperiode, vielmehr ist der 17. Bauabschnitt im neuen Bedarfsplan aus der Kategorie B, „Planungsprojekte, für die bis 2029 bestandskräftiges Baurecht erwartet wird“, gestrichen worden. Die Strecke taucht nun nur noch unter Kategorie C, „weitere wichtige Projekte“, auf – komplett ohne Zeitplan.
Seit der Eröffnung des neuen Teils der A100 hat sich die Situation für Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger rund um die Elsenbrücke teils deutlich verschlechtert. Zwischenzeitlich stellten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den Betrieb der über die Behelfsbrücke führenden Buslinien ein.
Allerdings führt die A100 nicht nur zu mehr Verkehr. Wie eine Datenanalyse des Tagesspiegel Innovation Lab zeigt, ist die Lage rund um die Elsenbrücke und in den Straßen drumherum, auch auf der Schlesischen Straße in Richtung Kreuzberg angespannter.
Doch in vielen Straßen im Süden herrschte weniger Verkehr als vor einem Jahr. Vor allem von Neukölln in Richtung Plänterwald fließt der Verkehr seit Eröffnung schneller. Offenbar nutzen viele den neuen A100-Abschnitt als alternative Route nach Treptow und Friedrichshain.
SPD, Grüne und Linke forderten die Schließung des neuen Autobahnabschnitts der A100 zwischen Neukölln und Treptow, bis die Bauarbeiten am westlichen Teil der Elsenbrücke abgeschlossen sind. Aber der Neubau der Elsenbrücke wird wegen schlechten Wetters und Personalmangel länger dauern als bislang geplant.
Der westliche Teil der Brücke wird nicht wie vorgesehen im Dezember fertig. Fachleute gehen davon aus, dass der westliche Teil der Brücke frühestens im Januar eröffnet werden kann, möglicherweise auch später. Derzeit wird der Verkehr über eine Behelfsbrücke geführt, die als Nadelöhr gilt.
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) kündigte an, stadteinwärts künftig zwei Fahrspuren für Autos auf der Elsenbrücke zur Verfügung zu stellen. Dafür soll ein Radweg wegfallen und der verbleibende Radweg in beiden Richtungen befahren werden. Das erhöhe zumindest stadteinwärts die Kapazität der Behelfsbrücke für Autos und reduziere so den Rückstau auf der A100 und deren Abfahrt.
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