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Ashley Park beim Glamour Women of the Year Award 2024 in Berlin.

© IMAGO/Eventpress/IMAGO/Eventpress Kochan

Über den kalten roten Teppich: Women of the Year Awards 2024 in Berlin verliehen

Das Magazin „Glamour“ kürte in Berlin die Frauen des Jahres. Bevor die Gewinnerinnen ihren Preis bekamen, mussten allerdings sie frieren.

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Die Gewinnerinnen standen vorab fest und auch sonst gab es wenige Überraschungen am Dienstag im Fotografie-Museum Fotografiska. Hier verlieh die deutsche Redaktion der Frauenzeitschrift „Glamour“ zum zweiten Mal Preise an Frauen, die in irgendeiner Weise etwas Herausragendes geleistet und oder trotz ihrer Prominenz den Weg ins kalte Berlin gefunden hatten.

Tatsächlich wurde es den ankündigten „Women of the Year“ und deren Laudatorinnen nicht besonders leicht gemacht: Bevor ihnen der Award, ein großes rosa G, überreicht wurde, mussten sie in hauchdünner, oftmals löcheriger, semitransparenter oder sehr kurz geschnittener, dafür aber unbedingt aufregender Sommergarderobe den roten Teppich passieren. Dieser lag – bei fünf Grad etwas ungünstig – im unbeheizten Hinterhof des Veranstaltungsgebäudes.

Kurz angebunden weil kurz angezogen

So viel zum Thema „female Empowerment“, dass die „Glamour“ über die Einladung ihrer durch eine Staubsaugermarke gesponsorte Preisverleihung schrieb. Für die geladenen Reporter und Paparazzo war es zwar auch frostig, aber irgendwie dankbar, sie konnten ohne viel Vorkenntnisse erkennen, wer wichtig war und wer nicht. Erstere konnten es sich leisten, nur kurz angebundene Antworten und flüchtige Posen zu liefern, während Letztere knapp dem Kältetod entkamen.

Das war Fluch und Segen zugleich, denn sobald Promi von internationalem Rang den Teppich betraten, war er beziehungsweise sie auch schon wieder weg. So kam es, dass das brasilianische Topmodel Valentina Sampaio (Model of the Year) keine Zeit für schreibende Reporter einräumte und Sängerin Kesha (Music Icon of the Year) die Frage, „wie sie sich dieser Tage fühlt, wenn sie morgens aufwacht“, nicht beantworten wollte.

In ihrer Dankesrede für den Preis „Music Icon of the Year“ sagte Sängerin Kesha: „Ich bin eine Ikone, weil ich Kunst aus Müll mache.“

© IMAGO/Eventpress/IMAGO/Eventpress Kochan

Das könnte natürlich aber auch an dem Umstand liegen, dass ihr das ein bisschen zu naheging: In einer Liedzeile ihres bekanntesten Hits „Tik Tok“, singt sie: „wake up in the mornin’ feelin’ like P. Diddy“ (Ich wache morgens auf und fühle mich wie P. Diddy), P. Diddy wiederum ist ein US-amerikanischer Produzent, dem aktuell eine lebenslange Gefängnisstrafe wegen unter anderem Menschenhandel droht.

Starke Worte, schwache Moderation

Wesentlich ergiebiger war der Hinweis an Schauspielerin Ashley Park (Actress of the Year), dass die Netflix-Serie „Emily in Paris“, in der sie eine Hauptrolle spielt, doch auch mal in Berlin spielen könnte. Park, die das erste Mal Berlin besuchte, stimmte zu, sie sei aber nicht „der Boss“, deswegen könne sie das nicht entscheiden. Nun gut, den Versuch war es wert.

Das dachte sich wahrscheinlich auch eine Beauty-Bloggerin, die am Rande des Teppichs die Schwimmerin Elena Semechin (Athlete of the Year) investigativ nach ihrem Make-up-Must-have befragte. Semechin musste erklären, dass sie fast blind ist, sich nicht selbst schminke und deshalb ein solches nicht habe. Unangenehm – das hätte die Bloggerin wissen können: Im Sommer gewann Semechin eine Goldmedaille bei den Paralympics in Paris.

Weitere Preisträgerinnen waren Düzen Tekkal (Human Rights Activist of the Year) – nach ihrer emotionalen Dankesrede gab es Standing Ovations –, Nina Chuba (National Music Act of the Year) – nach ihrer Dankesrede verließ sie eilig den Saal und ward nicht mehr gesehen – und Harriet Herbig-Matten (Rising Actress of the Year) – nicht weiter auffällig.

Äußerst hölzern moderiert wurde der Abend von Victoria Swarovski, die es weder schaffte, das Publikum zu unterhalten noch die zu einem Großteil mitreißenden Worte der starken ausgezeichneten Frauen miteinander zu verbinden. So störte sie den Eindruck einer stimmigen, im Sinne der Sache feierlichen Zeremonie.

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