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Angriff mit einem Pflasterstein auf das „Bajszel“ in Neukölln am 18. April 2025.

© Bajszel

Update

Unbekannte werfen Pflasterstein in Kneipenfenster: Erneuter antisemitischer Angriff auf Neuköllner Lokal „Bajszel“

Zum wiederholten Male wurde die Kulturschänke antisemitisch attackiert. Die Betreiber werfen der Polizei vor, Beweismittel nicht ausreichend gesichert zu haben.

Stand:

Am Freitagmittag haben Unbekannte mindestens einen Pflasterstein in gegen die Scheibe der Neuköllner Kulturkneipe „Bajszel“ geworfen. Das erfuhr der Tagesspiegel von den Betreiber:innen. Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie antisemitischer Angriffe und Drohungen gegen die Kneipe.

Seit rund zwei Jahren wird die Kneipe, in der regelmäßig Veranstaltungen zu Themen wie Antisemitismus und dem Nahost-Konflikt stattfinden, immer wieder antisemitisch attackiert.

Polizei soll Zeugen nicht befragt haben

Gegen 15 Uhr sollen Unbekannte an diesem Freitag mindestens einen Pflasterstein gegen die Scheibe geworfen haben. Verletzt wurde demnach niemand, die eigens installierte Sicherheitsscheibe hielt stand. Ein Mitarbeiter war zu diesem Zeitpunkt bereits vor Ort – eigentlich öffnet das „Bajszel“ um 16 Uhr. Die Betreiber:innen haben Anzeige erstattet und erheben Vorwürfe gegen die Polizei.

Alexander Renner, Andrea Reinhard und Alexander Carstiuc betreiben seit 2022 das „Bajszel“ in Neukölln. 

© Madlen Haarbach

So sollen alarmierte Einsatzkräfte potenzielle Zeug:innen nicht befragt und auch zwei Pflastersteine nicht als Beweismittel gesichert haben. Laut dem Mitarbeiter wurden kurz vor der Attacke drei schwarz gekleidete junge Männer vor dem Laden gesehen.

Zu den Vorwürfen äußerte ein Polizeisprecher gegenüber dem Tagesspiegel, die Einsatzkräfte vor Ort hätten Pflastersteine vor dem Lokal vorgefunden. Einen „unmittelbaren Zusammenhang“ mit der Sachbeschädigung habe man jedoch nicht feststellen können.

Dies begründete der Sprecher auch mit dem zeitlichen Ablauf. Der Mitarbeiter habe die zerstörte Scheibe vorgefunden und sich an ein lautes Geräusch einige Zeit zuvor erinnert. Die zeitliche Differenz zwischen der mutmaßlichen Tatzeit und der Kontaktaufnahme mit den Polizeibeamten gegen 16.15 Uhr habe eine Verknüpfung erschwert. Die Beamten nahmen die Sachbeschädigung auf, nun ermittelt der Staatsschutz.

Erst Anfang April bedrohten mehrere Personen Mitarbeiter der Kneipe unter anderem als „Kindermörder“, ein islamistischer Streamer hielt eine Kundgebung auf der anderen Straßenseite ab. Immer wieder wurden in der Vergangenheit rote Hamas-Dreiecke und israelfeindliche Parolen an die Wände geschmiert, Gäste und Mitarbeiter:innen beleidigt und bedroht.

Im September verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf die Kneipe, im Oktober flog ebenfalls bei laufendem Betrieb ein Pflasterstein gegen die Scheibe. Seither patrouillieren Objektschützer der Polizei vor der Kneipe.

Das reicht offenbar nicht aus: Erst am Mittwoch hatten die drei Betreiber:innen besseren Schutz und härtere Konsequenzen für Straftäter:innen gefordert. „Das sind keine pro-palästinensischen Aktivisten“, sagte Alexander Carstiuc über die Angreifer. „Das sind Hamas-Unterstützer.“

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