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Die Trefferfläche an der Scheibe des Lokals ist groß.

© Bajszel

Betreiberin fordert Schutz: Erneuter mutmaßlich antisemitischer Anschlag auf Kneipe „Bajszel“ in Neukölln

Erneut haben Unbekannte das „Bajszel“ in der Emser Straße attackiert. Die Kneipe wurde mit einem großen Pflasterstein beworfen, als noch Leute in der Gaststätte waren.

Stand:

Die Neuköllner Kulturkneipe „Bajszel“ wurde in der Nacht zu Mittwoch mutmaßlich erneut das Ziel eines antisemitischen Anschlags. Unbekannte haben die Scheibe mit einem Pflasterstein beworfen. Das Café wurde in der Vergangenheit mehrmals das Ziel mutmaßlich antisemitischer Angriffe. Wie eine Sprecherin der Berliner Polizei am Mittwochmorgen mitteilte, hat der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.

Ein Sprecher der Behörde teilte dem Tagesspiegel mit, dass gegen 3.10 Uhr eine Mitarbeiterin der Kneipe die Polizei alarmierte, nachdem der Stein gegen die Scheibe geworfen wurde. Die Polizei konnte zwar den Stein finden, Tatverdächtige allerdings nicht. Der Staatsschutz ermittelt nun wegen der Sachbeschädigung.

Nach Tagesspiegel-Informationen befanden sich zu der Uhrzeit noch Gäste im Laden. Eine Betreiberin sagte dem Tagesspiegel, dass sie zuspäter Stunde das Café gesäubert und aufgeräumt habe, als es plötzlich an der Fensterscheibe knallte. Sie eilte zur Straße, dort war aber niemand mehr zu sehen.

Was sie allerdings finden konnte, war ein großer Pflasterstein, den es nach ihrer Aussage nicht in der Größe in der Straße gebe. Sie geht davon aus, dass dieser mitgebracht worden sein muss. Auch ein rotes Hamas-Dreieck wurde an die Fassade geschmiert. Das ist auch auf Fotos zu erkennen, die dem Tagesspiegel vorliegen.

Die Trefferfläche an der Scheibe des Lokals ist groß.

© Bajszel

Betreiberin fordert mehr Schutz

Die Betreiberin fordert von der Polizei und dem Bezirk mehr Schutz. Die Polizei fahre trotz der vielen Anschläge gegen die Kneipe nur unregelmäßig am Gebäude vorbei. Daher fordern die Betreiber:innen eine permanente Zivilstreife vor dem Gebäude.

Auch aus dem Bezirk sei die Unterstützung bislang vor allem verbal: Trotz einer Erklärung der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung vom 16. Oktober gegen antisemitische Gewalt in Neukölln und Solidaritätsbekundungen aus dem Bezirksamt sei das „Bajszel“ weiter dieser Gewalt ausgesetzt.

Der Pflasterstein ist größer als andere in der Emser Straße.

© Bajszel

Seit dem 7. Oktober wurde die Kneipe in der Emser Straße mehrmals beschmiert, mit Steinen beworfen oder gar angezündet. Am Ende des vergangenen Monats verübten mutmaßlich pro-palästinensische Aktivisten einen Brandanschlag auf die Kulturstätte. Die Betreiberin sah „das als Mordversuch“, sagte sie damals dem Tagesspiegel.

Das rote Hamas-Dreieck auf der Hausfassade.

© privat

Nach einem Angriff im Mai sagte sie dem Tagesspiegel, dass sich die Betreiber:innen von den Angriffen nicht einschüchtern lassen wollen. „Unsere Meinung zu dem, was in Israel und Gaza passiert, sollte eigentlich egal sein. Es geht um das, was auf Berlins Straßen passiert – und hier werden die Räume für jüdische Menschen gerade immer kleiner”.

In der Kulturkneipe finden regelmäßig Veranstaltungen statt, auch immer wieder zum Thema Antisemitismus. Nur wenige Tage vor der erneuten Angriffswelle fanden etwa ein Vortrag über die als antisemitisch geltende BDS-Kampagne und eine Filmpräsentation über den Holocaust-Überlebenden Albrecht Weinberg statt.

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