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"Knäste zu Baulücken, Baulücken zu Wagenplätzen" - Transparent an Bauzaun in Berlin-Lichtenberg.

© Robert Klages

Verdrängung durch Erlebnispark?: Wagengruppe besetzt Grundstück an der Rummelsburger Bucht

Aktivisten haben eine Brachfläche an der Rummelsburger Bucht in Lichtenberg mit Bauwagen besetzt. Sie kritisieren die Baupolitik des Berliner Senats.

Junge Leute spielen Frisbee, es läuft Elektromusik, Kinder spielen auf einer der letzten Brachflächen im innerstädtischen Bereich von Berlin. Es sieht nicht danach aus, aber dies ist eine Besetzung. Mehrere Bauwagen und Bullys sowie rund 50 Personen haben ein Gelände an der Rummelsburger Bucht für sich in Anspruch genommen.

Das Areal ist durch einen Bauzaun abgesperrt, die Aktivisten haben ihren Zugang mit einem Fahrradschloss gesichert, rund 20 Polizisten waren am Sonnabend vor Ort. Geräumt werde zunächst nicht, sagten sie. Auch die Besetzer, die neugegründete „Wagengruppe DieselA“ will sich nicht vertreiben lassen – solange, wie es geht.

„Wir suchen einen Ort zum Bleiben“, sagt Paula, eine Sprecherin der Gruppe, die ihren Nachnamen nicht nennen will. „Es gibt immer noch Brachflächen in Berlin, aber damit wird spekuliert.“ Die Besetzung richtet sich gegen die jüngst von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschlossenen Bebauungspläne für die Rummelsburger Bucht und das Ostkreuz.

Eine Petition mit weit über 20.000 Unterschriften sowie lautstarke und zahlreiche Proteste gegen die Bebauung konnten die Politiker nicht umstimmen. Auf dem Gelände soll nun unter anderem „Coral World“ entstehen, ein Wasser-Erlebnispark, außerdem Gewerbeflächen und etwa 500 Wohnungen, rund 110 davon auch mietpreisgebunden.

Aber hier, und vor allem das kritisieren die Besetzer, liegt keine Zusicherung der Investoren vor. Der Unternehmensgruppe Padovicz gehören die heruntergekommenen Wohnhäuser neben der nun besetzten Brachfläche. Einige Mieter solidarisieren sich mit der Aktion. Denn sie fürchten, ihre Wohnungen zu verlieren.

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Das Bezirksamt Lichtenberg hatte bereits letztes Jahr angekündigt, dass die Mieter „umgesetzt“ würden. Ihnen sollen andere Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. Nur wo? Irgendwo am Stadtrand? Gijora Padovicz ist ein Feindbild der linken Szene. Besonders, da seiner Gruppe das besetzte Haus in der Liebigstraße 34 in Friedrichshain gehört. Der dortige Stadtrat Florian Schmidt (Grüne) steht mit ihm in Verhandlungen.

Die Besetzer fordern die Nutzung von Brachflächen für alternative Projekte.
Die Besetzer fordern die Nutzung von Brachflächen für alternative Projekte.

© Robert Klages

In Lichtenberg wird dem Investor vorgeworfen, die Instandhaltung der Objekte zu verweigern, Kaltmiete und Betriebskosten ständig zu erhöhen.

"Hausboote statt Coral World"

Vor Ort war die Stimmung zunächst entspannt. „Die Rummelsburger Bucht ist beispielhaft für Gentrifizierungsprozesse“, sagt Paula. Die Städteplanung renne den Geldströmen der Investoren hinterher, ansässige Menschen hätten kaum Mitspracherecht. „Wagenplätze statt Bürogebäude – Hausboote statt Coral World – Zeltstädte statt Padovicz“, steht auf Plakaten. Die Besetzer fordern die Möglichkeit der Nutzung von brachliegenden Flächen für Wagenplätze.

Bereits am Freitag wurde ein Haus in Friedenau besetzt, das seit 13 Jahren leersteht. Hier fordern Aktivisten, es solle Wohnraum entstehen.

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