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Viel Schatten, wenig Licht: Inzwischen sind die Flutlichtmasten im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark außer Betrieb.

© Oliver Mehlis/dpa

Verwirrung um Stadion-Neubau in Berlin: SPD-Alleingang? Koalitionszoff um Jahnsportpark

Sportverwaltung stellt Pläne vor und spricht von „ Neubau“ des Stadions – will aber Teile erhalten. Anwohner sind empört. Die Grünen wollen eine Krisensitzung.

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Umstrittener Beschluss nach einer jahrelangen Debatte: Der Jahn-Sportpark soll zu einer "Inklusionssportanlage" entwickelt werden und dabei sollen die "identitätsstiftenden Merkmale" des bestehenden Jahnsportparks "einbezogen" werden - aber dennoch ein "Neubau" des Stadions entstehen. So hat es die Senatssportverwaltung in einer Pressemitteilung bekanntgegeben.

Bisher war über zwei Varianten gestritten worden: Ein Umbau des Großen Stadions bei Erhaltung der weithin sichtbaren Flutlichtmasten sowie der Haupttribüne und der denkmalgeschützten Hinterlandmauer, die das Gelände zum Mauerpark abgrenzt. Die Alternative waren der komplette Abriss der alten Anlage und der Neubau einer Arena. Die nun getroffene Formulierung klingt wie ein Kompromiss.

In ihrer Mitteilung rückt die Sportverwaltung in der Tat erstmals von dem von ihr präferierten Ziel eines Komplettneubaus ab. Sie erklärte vielmehr, dass das zuständige Lenkungsgremium sich im Wesentlichen der Ansicht der ehemaligen Senatsbaudirektorin Regula Lüscher anschloss, die "ikonischen" Landmarken insbesondere des Stadions nicht einfach abzureißen, sondern einen Erhalt in Erwägung zu ziehen.

"Die Merkmale können struktureller, topografischer oder architektonischer Natur sein", heißt es in der neuen Mitteilung. Damit dürften die Hinterlandmauer, die Haupttribüne und die Lichtmasten gemeint sein. "Zitate und Reminiszenzen an das Bestandsstadion sind ebenso möglich wie der Erhalt einzelner Merkmale", heißt es weiter.

Kritik von den Grünen und der Bürgerinitiative

Dennoch rief die von der Sportverwaltung gewählte Vorgehensweise Kritik hervor. "Anders als noch im November klugerweise vereinbart, wird nun nicht im Architektenwettbewerb geklärt, was und wie viel vom bestehenden Stadion umgebaut werden kann", erklärt die "Bürgerinitiative Jahnsportpark".

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Statt einer Begutachtung vieler Entwürfe "durch ein fachkundiges Preisgericht" würde nun "hinter verschlossenen Türen auf der Basis eines einzigen Entwurfs eine Entscheidung gefällt". Das sei ein "Skandal". Die Initiative machte insbesondere die SPD für den Kurswechsel verantwortlich: "Linke und Grüne können den zerstörerischen Kurs korrigieren, wenn der Wille vorhanden ist."

Zumindest die Grünen sind offenbar nicht gewillt, die nun bekannt gegebene Route mitzugehen. "Die Koalition hat klar verabredet, eine breit getragene Lösung zur Erneuerung des gesamten Sportparkes zu erarbeiten", erklärte Andreas Otto, der baupolitische Sprecher der Berliner Grünen. Das sei bei dieser Pressemitteilung nicht der Fall. Sie sei vage und ein nicht abgesprochener Alleingang der Sportverwaltung. "Ich deute sie so: Die Sportverwaltung scheint jetzt wieder ausschließlich auf Abriss und Neubau des Stadions zu zielen."

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Es gebe "dringenden Gesprächsbedarf", bevor ein Wettbewerb ausgelobt werde, sagt Otto. "Was mich stört, ist, dass Frau Spranger eine Mitteilung herausgibt, die nicht von der Koalition mitgetragen wird." Man habe in der Koalition generell vereinbart, Abrisse zu vermeiden: "Diese Maxime muss auch der neue Bausenator Geisel beim Stadion durchhalten." Otto kündigte an, nun eine Koalitionsrunde zum Thema einberufen zu wollen.

Fraglich ist auch, wie genau der Wettbewerb jetzt aussehen soll, den die Sportverwaltung angekündigt hat. „Wir freuen uns, dass der Wettbewerb um das beste Konzept für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark jetzt starten kann", sagte Sportsenatorin Iris Spranger (SPD). Ein Planungsbüro arbeite bereits seit Januar an der Vorbereitung des Realisierungswettbewerbs. Er sollte nach bisherigem Sachstand im Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein.

Senatorin: "Entscheidender Schritt"

"Damit haben wir einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu mehr Inklusion in unserer Stadt unternommen", sagte Spranger weiter. Die Koalitionsfraktionen hatten bereits am 2. Oktober 2020 beschlossen, dass auf dem Gelände ein "Inklusionssportpark" errichtet werden. Dazu wurde am 20. Februar 2021 auch eine Bürgerbeteiligung durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen eingeleitet.

Das Projekt steht in der Liste des 100-Tage-Programms, mit dem der Senat seine Tatkraft unter Beweis stellen will.

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