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Andre Lotterer vom Team DS Techeetah fährt beim Training am Vortag der Formel-E-Meisterschaft Testrunden auf der Rennstrecke.

© Britta Pedersen/dpa

Viel los beim Rennen in Berlin: Formel E wird zum Schaufenster für Elektromobilität

Kein Benzingeruch, dafür Zukunftstechnik vor historischer Kulisse: Beim Formel-E-Rennen auf dem Tempelhofer Feld präsentierte sich auch eine ganze Branche.

Von Sabine Beikler

Hans-Joachim „Striezel“ Stuck ist schon frühmorgens um 8 Uhr auf dem Tempelhofer Feld unterwegs. Es ist nicht das erste Mal, dass der zweimalige Le-Mans-Sieger und DTM-Champion die Formel E in Berlin besucht. „Die Formel E ist cool, alternativ, umweltfreundlich. Und wenn du so eine Location wie hier in Berlin hast, ist das ideal“, sagt Stuck, heute Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB). Denn auf dem Gelände in Tempelhof würde Tradition in historischer Kulisse auf moderne Zukunftstechnologien treffen.

Die elektrische Rennserie Formel E, die am Freitag und Sonnabend auf dem Tempelhofer Feld ihre Runden drehte, hat in den Weltmetropolen ihr Publikum gefunden: New York, Paris, Hongkong, Mexico City und zum fünften Mal in Berlin.

Anders als Stuck sind Jerry und Helena aus Tschechien tatsächlich das erste Mal bei der Formel E zu Gast. Das Paar, das vergangenes Jahr das Studium beendete, findet es „super, dass hier so viele Hersteller und Unternehmen ihre Produkte präsentieren“. Die Formel E habe ein deutlich besseres Marketing als die Formel 1, sagt Jerry. Er vermisst bei den leisen Formel-E-Rennwagen zwar „Benzingeruch und Sound“, aber er findet Elektromobilität für Klimaschutz und Nachhaltigkeit alternativlos.

Spannend wird das Rennen dann trotzdem: Audi-Werksfahrer Daniel Abt belegt als bester Deutscher den sechsten Platz. Der 26-Jährige aus Kempten kann seinen Vorjahressieg in der vollelektrischen Rennserie nicht wiederholen und hatte am Sonnabend 6,551 Sekunden Rückstand auf seinen siegreichen Teamkollegen Lucas di Grassi. Der frühere Formel-1-Pilot aus Brasilien setzt sich auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof vor Polesetter Sébastien Buemi (Schweiz) und Jean-Eric Vergne aus Frankreich durch.

Rund um das 45 Minuten dauernde Rennen präsentierten sich die elf Teams und 22 Fahrer der zweiten Generation des bis zu 240 km/h schnellen Elektrorennwagens „Gen2“. Auf 25.000 Quadratmetern stellten sich zudem rund 60 Unternehmen vor. Neben Autoherstellern wie BMW, Audi und Tesla auch branchenferne Unternehmen wie DHL. Der Logistikkonzern präsentierte die Flugdrohne Paketkopter 4.0 oder E-Streetscooter. Harley Davidson zeigte seinerseits erstmals in Deutschland das Elektromotorrad „LiveWire“, das eine Reichweite zwischen 142 und 225 Kilometern hat und ab September für rund 33.000 Euro auf dem deutschen Markt erhältlich sein wird.

Ex-Weltmeister Nico Rosberg lädt zum Greentech-Festival

Das Rahmenprogramm der Veranstaltung hat sich als richtiges Familienfest etabliert: Für die Kinder gab es einen kleinen Bobby-Car-Parcours und E-Kart-Strecken, die Erwachsenen konnten E-Scooter ausprobieren, einen Drohnensimulator der Allianz besichtigen oder selbst im Simulator auf Rennstrecken fahren.

Studierende der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) aus der Schweiz präsentierten ihr Elektrorennauto „Grimsel“, das in nur 1,513 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt. Damit hält „Grimsel“ seit 2016 den Beschleunigungsweltrekord. Die angehenden Ingenieure entwickeln, bauen und fahren zum Teil selbst bei der „Formula Student“ mit. Bei dem weltweit größten Wettbewerb für junge Ingenieure treten rund 650 Teams an. „Wir fahren inzwischen in zwei Kategorien, nämlich elektrisch und mit autonom fahrenden Fahrzeugen“, erzählte Johannes Aiche, der Fahrwerksmodul-Leiter. „Und in beiden Kategorien sind wir Weltranglistenerste.“

Lucas di Grassi vom Team Audi Sport ABT Schaeffler freute sich über den Sieg beim Formel-E-Rennen in Berlin.
Lucas di Grassi vom Team Audi Sport ABT Schaeffler freute sich über den Sieg beim Formel-E-Rennen in Berlin.

© Britta Pedersen/dpa

Das Greentech-Festival von Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg zeigte im Hangar 6 Zukunftstechnologien und zog nicht nur das Fachpublikum an, sondern auch viele Fans der Formel E. Am Sonnabend besuchten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) das Rennen. Müller freute sich über die „große Resonanz auf die Leistungsshow der Elektromobilität“. Dass sich das Formel E-Rennen auch mit dem Greentech-Festival weiterentwickle, zeige ja auch, dass die Menschen an Elektromobilität interessiert seien. „Und da muss die Industrie liefern“, sagte Müller.

Für Hersteller ist die Formel E mit den Rennwagen das härteste Prüffeld. „Die Reichweite spielt genauso wie die Effizienz des Motors eine Rolle“, sagte Malte Huneke, Projektleiter der Formel E bei Porsche. Der Zuffenhausener Hersteller wird wie Mercedes in der kommenden Saison in die Formel E einsteigen: Dann fahren schon elf Hersteller mit in der Elektrorennserie. Das nächste Formel-E-Rennen findet am 22. Juni in Bern statt.

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