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Ein Wallaby wurde mehrere Tage in Berlin-Spandau vermisst.

© Funke Foto Services/Stefan Arend

Update

„Unser Wallaby ist wieder da. Wir freuen uns sehr“: Besitzer Jakob Augstein äußert sich zum ausgebüxten Kladower Klein-Känguru

Seit Sonntag war ein Klein-Känguru aus dem Garten von Jakob Augstein in Berlin-Kladow verschwunden. Jetzt spricht der Verleger darüber. Und ein Helfer schildert, wie es gefangen wurde.

Stand:

Das Wallaby von Jakob Augstein, das seit Sonntag vermisst wurde, ist wieder da. Es wurde am Donnerstag unweit des Anwesens des Verlegers und „Spiegel“-Erben im Berliner Ortsteil Kladow entdeckt und gefangen.

„Ja, das stimmt, und es ist gesund“, bestätigte die Spandauer Bezirksstadträtin Tanja Franzke am Donnerstagnachmittag dem Tagesspiegel. Die CDU-Politikerin ist im Rathaus für das Veterinäramt zuständig. Später meldete sich auch Augstein selbst zu Wort: „Unser Wallaby ist wieder da“, sagte er im RTL-Podcast „Augstein & Blome“. „Es ist von alleine gekommen. Es wollte nach Hause. Wir freuen uns sehr.“

In den vergangenen Tagen hatten Anwohnerinnen und Anwohner das Wallaby immer wieder an verschiedenen Stellen im Bezirk Spandau gesichtet, ehe es am Donnerstag eingefangen werden konnte. „Es war ortsgebundener, als wir alle dachten“, sagte Stadträtin Franzke. „Es war offenbar gar nicht in Brandenburg, sondern immer in Kladow.“

Was für ein aufregender Einsatz!

Marco Kratz, Inhaber der Gartenfirma MK-Gartenservice, über die Umstände des Einfangens

Die letzten Meter des Heimwegs waren allerdings abenteuerlicher, als es Augsteins Worte vermuten lassen. Nach Tagesspiegel-Informationen entdeckten Mitarbeiter eines Gartenbauunternehmens das Klein-Känguru auf dem Grundstück eines Kunden nahe der Havel – und zwar gegen 10 Uhr, nur zwei Häuser neben dem Gehege, aus dem es Tage vorher entkommen war.

„Meine Mitarbeiter haben gerade den Rasen gemäht und die Äste geschnitten, da sprang plötzlich ein Känguru aus der Hecke“, sagte Marco Kratz, Inhaber der Firma MK-Gartenservice, dem Tagesspiegel. Seit 2016 gibt es seine Firma schon, aber so einen Einsatz hat der 41-Jährige noch nie erlebt: „Wann springt denn schon mal ein Känguru an der Havel rum?!“

Die Gartenbaufirma habe genau richtig gehandelt und das Tier nicht selbst fangen wollen, sondern das Veterinäramt angerufen, berichtete die Stadträtin. Die Fachleute schickten eine Tierärztin des Veterinäramtes los und alarmierten sofort einen Wildtierexperten des Leibniz-Instituts für Wildtierforschung. Franzke gab zu: „So viel Erfahrung haben wir jetzt auch nicht mit Kängurus in Spandau.“

So viel Erfahrung haben wir jetzt auch nicht mit Kängurus in Spandau.

Tanja Franzke, Bezirksstadträtin in Spandau

Vor Ort dann das große Happy End: „Es hat sich natürlich nicht einfach so einfangen lassen.“ Aber mithilfe eines Blasrohrs und eines Pfeils mit Betäubungsmittel nickte das Känguru schließlich weg.

Das Wallaby, das sich nicht fangen lassen wollte

Gartenbauer Kratz schilderte die dramatische Aktion. „Meine Mitarbeiter hatten sich natürlich erschreckt und mussten sich erst mal kurz orientieren, dann haben sie schnell die Polizei angerufen. Und das Ordnungsamt. Und das Veterinäramt. Und dann kamen auch noch Fachleute für Kängurus, weil sich doch niemand mit diesen Tieren auskennt“, berichtete er.

„Bis alle im Garten waren, hat das natürlich gedauert, bis etwa 15 Uhr. Gemeinsam wollten wir das Känguru einfangen, aber das wollte das Känguru nicht“, sagte Kratz dem Tagesspiegel weiter. „Dann kamen das Blasrohr und der Pfeil zum Einsatz, aber das Känguru torkelte nur, weil die Dosis wohl etwas mild war … dann haben meine Mitarbeiter angepackt, und das Känguru war eingefangen“, sagte Kratz und lachte. „Was für ein aufregender Einsatz!“

Tierärztin stellt fest: Das Tier ist gesund

Der erste Check der Tierärztin ergab: Das Tier ist gesund, hatte offenbar ausreichend Nahrung. Es wurde noch am späten Nachmittag zu seinem Besitzer und den anderen Kängurus am Kladower Havelufer zurückgefahren. Dort steht es weiter unter fachlicher Beobachtung, wie das Leibniz-Institut am Donnerstagabend mitteilte.

Wieder zu Hause: Das Wallaby von Jakob Augstein kurz nach der Betäubung durch spezialisierte Wildtierärzte in Kladow. Das Tier wurde in Berlin geboren.

© Marcus Fähndrich/Leibniz-IZW

Dem Institut zufolge stellen Temperaturen und Vegetation im Norden Deutschlands für die in Tasmanien beheimateten Bennett-Wallabys keine allzu großen Herausforderungen dar. Allerdings seien die bis zu 80 Zentimeter großen Tiere nicht an Straßenverkehr und potenzielle Feinde wie Hunde und Wölfe gewöhnt.

Diese Tiere sind ganz bezaubernd und sehr lustig.

Jakob Augstein über seine Wallabys

Mit entsprechenden Vorkehrungen, behördlicher Genehmigung und bei ausreichend großem Gehege dürfen Wallabys in Deutschland auch privat gehalten werden. Augstein besitzt sechs von ihnen. „Diese Tiere sind ganz, ganz bezaubernd und sehr hübsch und sehr süß und sehr lustig, völlig ungefährlich, ganz reizend, sehr einfach zu halten“, berichtete er.

Der Publizist hat seine Tiere aus Thüringen. Das zwischenzeitlich verschwundene Tier aber ist ein Berliner: „Das ist bei uns geboren worden.“ Nur einen Namen habe es nicht, erzählte Augstein. „Man kann sie ganz schlecht auseinanderhalten, weil sie alle gleich aussehen.“

Augstein: Tür zum Gehege wurde eingetreten

Am Sonntagmorgen war das kleine Känguru ausgebüxt, nachdem ein Unbekannter das Gehege geöffnet haben soll. Augstein gab im Podcast nun Details preis. „Dieses Tier ist nicht entlaufen“, betonte er, „sondern ein unerwünschter Besucher hat sich Zutritt zu dem Gehege verschafft – das Gehege ist sicher und wallabywürdig – und hat die Tür eingetreten.“

Die Gewalt beschäftigt den Verleger. „Es braucht etwas Aufwand, aber es ist durchaus möglich, etwas so zu bauen, dass Tiere nicht reinkommen oder rauskommen.“ Ungleich schwieriger sei es, das Gehege so zu gestalten, dass Menschen ferngehalten werden. Augstein: „Der Druck durch Vandalismus ist natürlich ein echtes Problem, ist eine Riesenkatastrophe.“

Gaza, Ukraine, Trump, mein Wallaby?

Jakob Augstein wundert sich über die mediale Aufregung um sein Tier

Wenig begeistert zeigte er sich auch von dem öffentlichen Wirbel um den zwischenzeitlichen Verlust seines Tieres, kritisierte die „Bild“ genauso wie den „Spiegel“, der „einen seiner weltberühmten Investigativreporter“ zum Anwesen in Kladow geschickt hatte.

Augstein ist als Sohn von „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein Miteigentümer des Verlags. „Es ist schon krass, das ist doch bitter“, kommentierte er die Themenauswahl. „Gaza, Ukraine, Trump, mein Wallaby?“ Auch wenn Menschen den vielen schlimmen Nachrichten dieser Zeit entfliehen wollten: „Ja, das verstehe ich, aber da müsst ihr euch bitte was anderes suchen.“

Sein Dank galt hingegen dem Leibniz-Institut, dem Umwelt- und Naturschutzamt Spandau und der Berliner Polizei für ihre „wirklich tolle Hilfe“. Augstein: „Das war sehr, sehr nett und wir sind alle sehr dankbar.“

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