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Wegen Asbest-Affäre am Jahn-Stadion: Anwohner stellen Strafanzeige gegen Berliner Senat
Eine Anwohnerinitiative geht gegen die Senatsbauverwaltung vor. Diese habe die giftigen Asbest-Funde beim Abriss „verschleiert“ und das Umfeld „völlig unzureichend“ geschützt.
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In der Asbest-Affäre um das Berliner Jahn-Stadion wurde nun Strafanzeige gegen die Senatsbauverwaltung erstellt. Das teilte die „Bürgerinitiative Jahnsportpark“ am Dienstag mit.
Sie wirft dem Senat vor, die Asbestfunde über längere Zeit „verschleiert“, an den Schutzmaßnahmen gespart und damit Anwohner und Sportler einer großen Gesundheitsgefahr ausgesetzt zu haben. Das Stadion befindet sich zudem in direkter Nachbarschaft zum beliebten Mauerpark, der vor allem am Wochenende zigtausende Besucher anzieht.
„Veranlasst durch zahlreiche besorgte Nachfragen aus der Anwohnerschaft hat im Auftrag der Bürgerinitiative Jahnsportpark eines unserer Mitglieder Strafanzeige gegen die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen gestellt“, hieß es in einer Mitteilung. Zudem sei Beschwerde bei der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt eingereicht worden.
Inititiative kritisiert Intransparenz
Hintergrund ist der Fund giftiger Asbestbestände beim Abriss des Stadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg. Anstelle des „Großen Stadions“ für 20.000 Zuschauer ist eine neue, zweitligafußballtaugliche Arena für knapp 200 Millionen Euro geplant.
Der Abriss der Arena aus DDR-Zeiten begann Ende Januar an der Haupttribüne. „Diese Maßnahme erfolgte über gut zwei Monate nahezu ohne Staubschutzmaßnahmen“, so die Bürgerinititiative. „Anfang April wurden dann plötzlich Schuttberge von Arbeitern in Schutzanzügen und mit Staubschutzmasken abgedeckt – das nährte schlimmste Befürchtungen.“
Die für Abriss und Neubau des Stadions zuständige Senatsbauverwaltung habe „jedoch erst zwei Wochen später“ nach einer entsprechenden Anfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus „eine dürre Pressemitteilung herausgegeben“.
Bei der folgenden Asbest-Beseitigung sei die Gefahrstoffverordnung nicht beachtet worden, kritisiert die Bürgerinitiative: „Noch vier Wochen nach Vorliegen des Schadstoffbefundes wurde Ende April die Abdeckung weiter nachgebessert und ist immer noch unvollständig.“
Senatsverwaltung verweist auf „vorschriftsmäßiges“ Vorgehen
Die Senatsverwaltung hatte die Kritik bereits zurückgewiesen und betont, mit dem Abriss fortfahren zu wollen. Der Asbest sei bei der zuvor erfolgten Schadstoffsanierung der Haupttribüne unentdeckt geblieben. Es sei nach der Entdeckung jedoch „vorschriftsmäßig gearbeitet“ und „unverzüglich auf die Funde reagiert“ worden, erklärte Verwaltungssprecher Martin Pallgen weiter.
Dies bestreitet die Bürgerinitiative – und nennt ein konkretes Beispiel. So habe am 2. Mai offenbar der Wind einige Abdeckplanen gelöst, „sodass der asbesthaltige Schutt ungeschützt und offen dalag“. Er sei erst drei Tage später wieder abgedeckt worden. „Das ist in höchstem Maße fahrlässig und beweist, dass die bisherigen Maßnahmen ungeeignet sind“, so die Initiative. „Den Umgang der Senatsverwaltung mit einem derartig krebserregenden, luft- und lungengängigen Stoff, auf einer hoch frequentierten Sportanlage mitten in einem Wohngebiet, halten wir für völlig unzureichend und inakzeptabel.“
Die Initiative forderte „eine unverzügliche Laborbefundung“ auf der Baustelle. Es müsse einen „sofortigen Stopp für jegliche Bautätigkeit auf der Baustelle (...) bis zum Vorliegen der Ergebnisse dieser Befundung“ geben.
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