zum Hauptinhalt
In Grünheide bei Berlin baut Tesla eine Batteriefabrik.

© Foto: Thorsten Metzner

Werk wird zu Ende gebaut, aber langsamer: Bau der Tesla-Batteriefabrik in Grünheide wird nicht gestoppt

Entgegen bundesweiter Spekulationen: Die fast fertige Batteriezellenfabrik von Tesla in Grünheide soll in Betrieb gehen – trotz neuer Konzernstrategie.

Die fast fertige Batteriefabrik, die Tesla auf dem Areal der Gigafactory Berlin-Brandenburg für E-Autos errichtet, wird keine Investionsruine. Das hat der US-Elektroautobauer nach Tagesspiegel-Informationen jetzt gegenüber Partnern in der Hauptstadtregion klargestellt, nachdem bundesweit unter Berufung auf das „Wallstreet Journal“ von einem generellen Stopp der Tesla-Batteriepläne für Deutschland und einem angeblichen Aus für das Batteriewerk die Rede war. Das hatte in der Region für Unruhe gesorgt.

Die Fabrik werde weiter hochgefahren und „planmäßig in Betrieb gehen“, hieß es am Freitag. Das Unternehmen äußerte sich selbst auf Anfrage nicht. Doch aus informierten Kreisen hieß es, dass weder in der Fabrik bereits eingebautes Equipment ausgebaut und in die USA verschifft und schon gar nicht das Gebäude zurück gebaut werden soll. Auch auf die Personalplanungen für das Batteriewerk gebe es „keine direkten Auswirkungen.“

Dennoch geht der Kurswechsel von Tesla, seine Pläne für die Herstellung von Batteriezellen in den USA selbst zu konzentrieren, nicht spurlos an dem Industrieprojekt in der Hauptstadtregion Deutschlands vorüber. Hintergrund ist der von US-Präsident Joe Biden und dem Kongress beschlossene weitreichende „Inflation Reduce Act“ (IRA), nach dem die USA mit Subventionen in Höhe von gigantischen 440 Milliarden US-Dollar eine Rezession verhindern wollen.

Produktionsstart in Grünheide verzögert sich

Nach dem 273-Seiten-Gesetz sollen in den USA hergestellte Batterien ab 2023 mit einem Steuererlass von 35 Dollar pro Kilowattstunde und für Akkus von weiteren zehn Dollar pro Kilowattstunde gefördert werden, also insgesamt 45 Dollar. Zum Vergleich: Nach einer Bloomberg-Analyse lagen die Herstellungskosten von Lithium-Batterien 2021 weltweit bei 132 Dollar je Kilowattstunde. Für andere Branchen gibt es ähnliche Anreize. Diese Dimension wird weltweit Konzernentscheidungen beeinflussen.

Der US-Elektroautobauer hat aktuell zwei eigene Batteriezellenwerke im Bau, parallel zum steigenden Absatz seiner E-Fahrzeuge, neben dem in Grünheide eins in der Gigafactory in Austin/Texas. Der Kurswechsel, den Tesla vornimmt, wird so beschrieben: Wegen des IRA werden mit oberster Priorität die Kräfte darauf konzentriert, das Batteriezellenwerk in Austin/Texas schnellstmöglich in Betrieb zu nehmen.

Für das Werk in Grünheide bedeute „das veränderte Priorisierungen“, hieß es. Austin hat also Vorrang. Das heißt zwangsläufig, Grünheide wird später fertig, es gibt Verzögerungen. Einen Produktionsbeginn für das Batteriewerk (geschätzte Investition vier Milliarden Euro, 2000 Mitarbeiter) hatte Tesla nie kommuniziert. Er war angesichts des Bau- und Einrichtungsfortschritts für Anfang 2023 erwartet worden. Einen neuen Termin habe Tesla auch bei seinen Klarstellungen nicht genannt, heißt es.

Der Ausbau in Grünheide geht weiter.

Jörg Steinbach (SPD), Brandenburgs Wirtschaftsminister

Die Informationen decken sich mit den Aussagen von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), dem ein guter Draht zur Tesla-Zentrale in den USA und Konzernchef Elon Musk nachgesagt wird. „Es ist nicht auszuschließen, dass sich an den Zeitplänen etwas ändern kann“, sagte Steinbach dem Tagesspiegel in Bezug auf die Batteriefabrik. „Aber der Ausbau in Grünheide, sowohl was die Geräte betrifft als auch beim Personal, geht davon unbeeinflusst weiter.“

Tesla sucht weiter Mitarbeiter für Batteriefabrik in Grünheide

Er betonte: „Das Autowerk ist davon nicht betroffen.“ Wenn Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gemeinsam mit Steinbach ab Sonntag zu einer mehrtägigen wirtschaftspolitischen Reise in die USA aufbricht, steht auch ein Termin mit Tesla auf dem Programm.

Wie berichtet, soll Teslas Batteriefabrik in Grünheide nach den bisherigen Plänen die Batteriezellen der neusten Generation des Typs 4680 für die in der laufenden ersten Ausbaustufe angepeilte Jahreskapazität von 500.000 Fahrzeugen liefern. Aktuell hat die Gigafactory Berlin-Brandenburg bereits 6000 Mitarbeiter. Wie viele davon die Batterieproduktion vorbereiten, ist nicht bekannt.

Doch sucht der US-Konzern weiterhin etwa einen „Manager für Battery Engineering“, der für das Hochfahren der Batterieproduktion verantwortlich sein soll: „Während des Hochlaufs und der Produktion kommt es zweifellos zu Produktionsstörungen und Problemen mit den Toleranzen und Spezifikationen“, heißt es etwa. „Dieses Team ist die erste Anlaufstelle und bietet eine gewisse Autonomie, während es mit dem US-Team zusammenarbeitet.“

Und: „Sie werden in unserer hochmodernen Gigafactory arbeiten, wo Sie die interessantesten Probleme der Welt mit den besten und klügsten Köpfen lösen, die die Leidenschaft teilen, die Welt zu verändern.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false