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Lange berüchtigt, nun mit positiver Tendenz: der Görlitzer Park. 

© AFP

Bilanz zu kriminalitätsbelasteten Orten: Wo in Berlin weniger Straftaten verübt werden – und wo nicht

Görlitzer Park, Alexanderplatz, RAW-Gelände, Kottbusser Tor: Seit einem Jahr ist eine neue Polizeieinheit an den Kriminalitäts-Hotspots unterwegs. Mit Erfolg, auch dank Corona. Doch nicht überall sinken die Zahlen. 

Ein Jahr nach ersten Einsätzen einer neuen Polizeieinheit an den Berliner Kriminalitäts-Hotspots zieht die Polizei eine positive Bilanz. Es habe im vergangenen Jahr einen deutlichen Rückgang von Gewaltverbrechen und Diebstählen im Zusammenhang mit dem Drogenhandel im Görlitzer Park und Wrangelkiez in Kreuzberg sowie am Hermannplatz in Neukölln und am Alexanderplatz gegeben, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik.

Sie räumte allerdings auch ein, dass die Corona-Pandemie bei den Zahlen nicht außer Acht gelassen werden dürfte. Es seien kaum Touristen in der Stadt gewesen. Taschendiebstahl und Handtaschendiebstahl seien für die Täter nicht attraktiv gewesen. „Es gab auch deutlich weniger Autodiebstähle und Einbrüche in Wohnungen und Häuser.“

Dennoch habe die Arbeit der neuen Brennpunkt- und Präsenzeinheit (BPE) mit 125 Polizisten an den sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten in der Innenstadt seit Januar 2020 viel bewirkt. „Wir betrachten es definitiv als Erfolg, was da passiert“, sagte Slowik. „Wir sind sichtbar, wir haben uns dort bekannt gemacht, man kennt die Gesichter. Wir haben die Polizeipräsenz an den Orten deutlich verstärkt mit bis zu 300 Prozent mehr Einsatzstunden der Dienstkräfte.“ 

Am Dienstag hatte die Polizei in einer Bilanz von 249 Festnahmen, 2750 Anzeigen, 10.000 gefundenen Drogenpäckchen und 100.000 beschlagnahmten Euro gesprochen. Der Schwerpunkt dieser Einsätze lag demnach auf dem Görlitzer Park und dem benachbarten Wrangelkiez. 

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„Natürlich muss man auch dort den Corona-Faktor berücksichtigen, aber wir haben einen deutlichen Rückgang bei Raubüberfällen von 35 Prozent und beim Taschendiebstahl ein Minus von 37 Prozent“, sagte Slowik. „Da spielt auch die starke Präsenz der Kollegen eine wichtige Rolle. Gleichzeitig haben wir bei den Drogendelikten einen Anstieg um knapp 29 Prozent, das ergibt sich durch die zusätzlichen Kontrollen.“

Der Rückgang der typischen Verbrechen am Alexanderplatz habe bei 24 Prozent gelegen, am Hermannplatz sei der Trend ähnlich gewesen, sagte Slowik. Auch auf der Warschauer Brücke und am nahe gelegenen RAW-Gelände sei die Kriminalität gesunken. Gerade dort hätten aber die ausbleibenden Touristen und Wochenend-Partybesucher eine große Rolle gespielt.

Rund um das Kottbusser Tor stieg die Kriminalität um 30 Prozent

Negativ fiel vor allem die Gegend um das Kottbusser Tor auf, erklärte Slowik. Dort gab es einen Anstieg der Straftaten um bis zu 30 Prozent. Grund sei der Verdrängungseffekt. Durch die vielen Polizeikontrollen im Görlitzer Park habe sich die Drogenszene zum Teil zum Kottbusser Tor bewegt. „Wir intensivieren die Maßnahmen dort weiter.“

Deutliche Forderungen richtete Slowik an den von den Grünen geführten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und die Justiz. „Wir haben jetzt wirklich viel Kraft in den Görlitzer Park und die Umgebung investiert und sind in eine gute Vorleistung gegangen. Aber wir brauchen noch mehr von den anderen Beteiligten wie dem Bezirksamt und der Staatsanwaltschaft.“ 

Es gehe um Aspekte des Städtebaus und Zuständigkeiten des Ordnungsamtes rund um den Park. „Obdachlosigkeit und Verwahrlosung sind ein großes Problem, das kann auch zu mehr Straftaten führen. Da sollte sich der Bezirk stärker engagieren.“

In den Blick nahm Slowik auch die Staatsanwaltschaft und Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne). Nötig sei ein sogenannter Staatsanwalt vor Ort, der alle Delikte in einem definierten Bereich im Auge hat. Dieses Vorgehen habe sich am Alexanderplatz bewährt. „Wir sehen bandenmäßige Strukturen bei den Dealern, die wir aufbrechen müssen“, sagte Slowik. „Wir brauchen einen Staatsanwalt, der nur dafür zuständig ist, die Personen und Strukturen kennt. (dpa)

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