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Am Alexanderplatz trauern die Menschen weiter um Jonny K.

© dpa

Tod von Jonny K.: Zwei Tatverdächtige wieder auf freiem Fuß

Gegen zwei Tatverdächtige der tödlichen Prügelattacke vom Alexanderplatz wurde zwar am Donnerstag Haftbefehl erlassen, der Richter sah jedoch keinen Grund, die beiden einzusperren. Die Grünen fordern derweil, solch heftige Straftaten schneller aufzuklären.

Nach der tödlichen Gewalttat am Alexanderplatz sind weiterhin nicht alle Verdächtigen gefasst. Doch mittlerweile gehen die Ermittler der Mordkommission offenbar davon aus, dass derjenige, der sich in die Türkei abgesetzt haben könnte, der Haupt-Tatverdächtige ist. Die zwei 19 und 21 Jahre alten Verdächtigen, die sich am Mittwoch im Beisein ihrer Anwälte der Berliner Polizei gestellt hatten, sind entgegen dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf ihre Unterbringung in Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuß. Der bereits am Dienstag gefasste Osman A. (19) sitzt dagegen mit Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge in U-Haft. Er soll in seiner Vernehmung die Tat auf die anderen Verdächtigen abgeschoben haben. Wegen der Freilassung der beiden anderen Verdächtigen sind Staatsanwaltschaft und Haftrichter heftig aneinander geraten. Bei dem Älteren hatte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge beantragt. Am Donnerstagabend erließ ein Richter zwar Haftbefehl, setzte den Vollzug aber aufgrund der familiären Bindungen des Mannes, seines Vorlebens und seines Geständnisse aus. Dagegen legte die Staatsanwaltschaft eine Haftbeschwerde ein, über die in den nächsten Tagen entschieden wird. Ihr zusätzlicher Versuch, kurzfristig einen Aufschub der Freilassung zu erwirken, wurde richterlich abgelehnt. Dem 19-jährigen Verdächtigen könne nur vorgeworfen werden, dass er einen Begleiter von Jonny K. gefährlich verletzte. Damit entfalle ein Haftgrund, befand der Richter. Hier prüft die Staatsanwaltschaft, dagegen Beschwerde einzulegen.

Der mutmaßliche Haupt-Tatverdächtige, ein Deutscher mit Migrationshintergrund „könnte die treibende Kraft“ bei dem Angriff gewesen sein, heißt es bei den Ermittlern. Obwohl er sich ins Ausland abgesetzt habe, sei es nur eine Frage der Zeit, bis auch er ausfindig gemacht werde. Die am Donnerstag Freigelassenen haben nach Angaben der Polizei in ihren Aussagen nur Teilgeständnisse abgelegt und andere mutmaßlich Beteiligte schwer belastet. Das sei „reine Taktik“, erklärten ein Ermittler. Bei der Prügelattacke am 14. Oktober war der 20-jährige Jonny K., der mit Freunden aus einem Club am Alexanderplatz kam, so schwer verletzt worden, dass er an einer Gehirnblutung starb. Die sechs jungen Männer sollen zuvor aus dem „Cancun“, unweit des Tatorts, gekommen sein. Dort gab es die Aftershow-Party eines türkischen Musikers, zu der mehrere hundert Gäste kamen. Da etliche Besucher mit ihren Handys fotografiert und Videos gedreht haben, waren die Ermittler rund um die Uhr beschäftigt, die Bilder auszuwerten. Durch Zeugenhinweise waren sie den Verdächtigen auf die Spur gekommen.

Die Grünen forderten am Donnerstag im Abgeordnetenhaus, „derartige Straftaten mit Priorität“ zu verfolgen, wie Innenexperte Benedikt Lux sagte. Das Vertrauen in das staatliche Gewaltmonopol dürfe nicht gefährdet werden, sagte er und ergänzte, dass absolute Sicherheit nicht versprochen werden könne. Gewalt dürfe niemals eine Lösung sein und in Berlin keinen Platz haben.

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