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Die Auswahl des Publikums beim ZDF-„Schlagabtausch“ sorgt für Diskussionen.

© dpa/Christoph Soeder

Update

Einseitige Reaktionen im ZDF: So kam es zum Beifall-Aufreger beim „Schlagabtausch“

Kam das Publikum am Donnerstagabend aus dem linken Lager? Nach der Sendung stimmt das ZDF dieser Kritik indirekt zu. Auf Nachfrage verteidigt sich der Sender.

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Den ersten Aufreger lieferte dieser „Schlagabtausch“ schon nach wenigen Sekunden. Schon bei der Vorstellung der Gäste, die sich am Donnerstag in dem ZDF-Format rund zwei Wochen vor der Bundestagswahl gegenüberstanden, zeigte sich, dass die Sympathien im Publikum klar verteilt sind: Grünen-Chef Felix Banaszak und Linken-Chef Jan van Aken wurden mit Applaus empfangen.

Bei FDP-Chef Christian Lindner, Tino Chrupalla von der AfD, BSW-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht und dem Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, blieb das Studio hingegen auffallend still.

Lindner bissig: „Grüne Jugend“

Diese Aufteilung blieb auch im weiteren Verlauf der Live-Sendung bestehen, das Publikum schien vor allem Aussagen von Banazak und van Aken beizupflichten. Als ersterer etwa die Positionen der FDP in der Migrationspolitik kritisierte, erntete er dafür Beifall. 

Daraufhin kommentierte Lindner bissig: „Grüne Jugend“. Banaszak hielt dagegen: „Ich glaube, das sind mündige Menschen, die selbst ihre Meinung bilden können“, sagte er.

Auch in den sozialen Medien war die vermeintliche Parteilichkeit des Publikums Thema – auch aus dem eher linken Lager: „Das Publikum beim ZDF-Schlagabtausch ist nicht ausgewogen“, schrieb etwa der SPD-Mann Ali Kaan Sevinc bei X. „Die Balance stimmt gar nicht.“

Daten: wahlrecht.de, Stand 09.09.2025

Bereits nach der Sendung stimmte das ZDF dieser Kritik indirekt zu. Im Format „Heute-Journal Update“ sagte ZDF-Korrespondent Dominik Rzepka, dass das Publikum hauptsächlich aus Studierenden der Humboldt- und der Freien Universität bestanden habe: „Zwei eher linke Universitäten“, so Rzepka.

Außerdem seien Studierende der Hertie School, einer Berliner Privathochschule, anwesend gewesen. „Es war so gesehen nicht wirklich repräsentativ“, sagte Rzepka.

ZDF: „Kein Publikum gecastet“

Wie es dazu kommen konnte, ist unklar. Für die Sendung hätten sich interessierte Bürger anmelden können, sagte ein ZDF-Sprecher dem Tagesspiegel. Die politische Einstellung der Gäste sei nicht abgefragt worden. Rzepka hingegen hatte davon gesprochen, dass die betreffenden Unis eigens angeschrieben worden seien.

„Für die Sendung ,Schlagabtausch’ wurde kein Publikum gecastet. Um interessierte Menschen für einen Besuch der Sendung zu gewinnen, wurden im Vorfeld unter anderem auch verschiedene Berliner Institutionen kontaktiert. Das ist ein übliches Verfahren und erfolgt auch mit Blick auf die Möglichkeit einer kurzen Anreise des Publikums“, erklärte das ZDF.

Der Sender erklärte zunächst, kontaktiert worden seien unter anderem das J.F.K.-Institut für Nordamerikastudien, Politik- und Kommunikationswissenschaften der Freien Universität, die Hertie School of Governance, die Humboldt-Universität, die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, das Demographie Netzwerk e.V., der Tönissteiner Kreis und die Familienunternehmen e. V.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung erklärte daraufhin, dass sie nicht angefragt worden sei. Das ZDF korrigierte seine Mitteilung und erklärte, weder die FDP-nahe Stiftung, noch das Demographie Netzwerk seien angefragt worden.

Vom ZDF hieß es weiter, man bedauere die einseitigen Reaktionen. Die Redaktion habe in der Live-Sendung aber keinen weiteren Einfluss nehmen können.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version hieß es auf Basis einer ZDF-Informationen, die Friedrich-Naumann-Stiftung und das Demographie Netzwerk seien angefragt worden. Das war nicht der Fall. Wir haben es im Text korrigiert.

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