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Claus Kaminsky (SPD, l-r), Oberbürgermeister von Hanau, Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin, und Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident von Hessen, stehen auf dem Hanauer Hauptfriedhof zwischen Gräbern der Opfer.

© dpa/Frank Rumpenhorst

Update

Gedenkstunde drei Jahre nach Hanau: „Wir sind mehr und wir sind stärker als euer Hass!“

Vor drei Jahren wurden in Hanau neun Menschen bei einem rassistischen Anschlag ermordet. Bei einer Gedenkstunde ruft der Oberbürgermeister zum Kampf gegen Hass auf.

| Update:

Im Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau hat der Oberbürgermeister der hessischen Stadt, Claus Kaminsky (SPD), zum Kampf gegen Hass, Rassismus und Hetze aufgerufen. „All das richtet sich gegen Menschen, die unter uns leben, die zu uns gehören, zu unserer Stadt und unserer Nachbarschaft“, sagte Kaminsky am Sonntag auf dem Hanauer Marktplatz.

Bei einer Gedenkstunde wurde dort an die neun Menschen erinnert, die ein 43-jähriger Deutscher am 19. Februar 2020 aus rassistischen Motiven ermordet hatte, bevor er seine Mutter und sich selbst tötete.

Unter den mehreren Hundert Gästen der Veranstaltung waren auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), die zuvor auf dem Hanauer Hauptfriedhof Blumengestecke für die Ermordeten niedergelegt hatten.

Eine Frau (M) hält ein Plakat mit Abbildungen der Opfer in der Hand bei einer Gedenkstunde auf dem Marktplatz, bei der an die neun Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau vor drei Jahren erinnert wird.
Eine Frau (M) hält ein Plakat mit Abbildungen der Opfer in der Hand bei einer Gedenkstunde auf dem Marktplatz, bei der an die neun Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau vor drei Jahren erinnert wird.

© dpa/Frank Rumpenhorst

Hanaus Oberbürgermeister Kaminsky forderte, dass die Demokratie „endlich ihr wehrhaftes Antlitz zeigen“ müsse. „Nehmen wir die Verantwortung an, die uns alle trifft, und halten wir dagegen an, wenn Einzelnen oder Minderheiten in unserem Land die Würde genommen wird“, sagte Kaminsky.

Die Grundrechte seien wertvoll, teils aber auch fragil und müssten geschützt werden. „Deshalb sagen wir allen Rassisten, allen Antidemokraten, ja allen, die mit ihren Parolen unser Land vergiften wollen: Wir sind mehr! Und wir sind stärker als euer Hass!“

Auch Staatsministerin Claudia Roth (Grüne) forderte am Sonntag, dass das Leid der Opfer und ihrer trauernden Hinterbliebenen mehr Beachtung finden müsse. Sie nannte den Anschlag in Hanau einen „Schock für uns alle“ gesprochen, der bis heute nachwirke. Die Namen der Getöteten „sind unvergessen“.

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Hanau sei kein Einzelfall, sondern Teil einer Kette rassistisch motivierter Gewaltexzesse im wiedervereinten Deutschland, sagte Roth. Überall, wo Rassismus sich zeige, wo Menschen diskriminiert würden, sei auch das gesamte demokratische Zusammenleben gefährdet.

Hanau ist kein Einzelfall, sondern Teil einer Kette rassistisch motivierter Gewaltexzesse.

Staatsministerin Claudia Roth (Grüne)

„Deshalb sind wir alle gefragt“, sagte die Staatsministerin. Es gehe darum, Haltung und Gesicht im Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu zeigen.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erinnerte an die Toten. „Wir können den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft nur stärken, indem wir die Erinnerung an die Opfer sichtbar machen“ schrieb Scholz auf Twitter.

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Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte am Samstag erklärt, der Anschlag in Hanau bleibe eine Wunde, die nicht verheilt.

Gedenkgottesdienst für die Opfer des Anschlags

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat bei dem Gedenkgottesdienst ebenfalls für die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau zum Widerstand gegen Rassismus aufgerufen.

Es werde nie den Augenblick geben, in dem wir sagen können: „Jetzt sind wir fertig damit“, sagte Kurschus. Dem entgegenzutreten bleibe eine tägliche Aufgabe, betonte sie laut Predigtmanuskript in der Marienkirche bei dem Gedenkgottesdienst am Sonntag anlässlich des Anschlags vor drei Jahren.

Die Menschen sollten nicht erst dann handeln, „wenn sich der Rassismus besonders aufdringlich und spektakulär aufbläst“, sagte Kurschus. Es gehe viel früher los, in ganz kleinen Alltagssituationen.

Nach dem Gedenkakt auf dem Hanauer Marktplatz kamen die Teilnehmenden am Sonntag auf dem Hauptfriedhof zusammen. Dort wurde für jedes der Opfer ein Blumengesteck niedergelegt, ebenso auf den anderen Friedhöfen im In- und Ausland, auf denen die Opfer beerdigt sind.

Am Nachmittag und Abend sollten in Hanau eine Demonstration gegen Rassismus und weitere Gedenkveranstaltungen stattfinden. (dpa/epd/AFP)

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