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Einsatzkräfte der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) simulieren die Rettung einer Person.

© dpa/Thomas Banneyer

Update

„Das tödlichste Wochenende“: DLRG meldet 15 Opfer bei Badeunfällen – Zahl könnte noch steigen

Dass an nur einem Wochenende so viele Menschen ertrinken, können die Lebensretter nicht erklären. Sie haben aber klare Forderungen – und warnen zudem vor Kopfsprüngen in trüben Gewässern.

Stand:

Der Sommer hat vielerorts gerade erst so richtig begonnen – und bereits jetzt gibt es alarmierende Zahlen von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft: Die DLRG hat am vergangenen Wochenende mindestens 15 Tote bei Badeunfällen verzeichnet.

„Es war das tödlichste Wochenende in diesem Jahr und eines der tödlichsten der letzten zehn Jahre“, sagte DLRG-Sprecher Martin Holzhause dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Zahl könne weiter steigen, da bisher nicht alle Fälle ausgewertet worden seien.

Die beste Prävention gegen das Ertrinken ist es, gut schwimmen zu können.

Martin Holzhause, DLRG-Sprecher

Bereits seit drei Jahren steigt die Zahl der Ertrunkenen in Deutschland der DLRG zufolge jährlich. Allein 2024 ertranken demnach 411 Menschen – 31 mehr als im Vorjahr. „An heißen Wochenenden steigt die Gefahr immer, dass Menschen beim Baden verunglücken. Aber warum am vergangenen Wochenende so viele Menschen gestorben sind, kann ich auch nicht erklären“, sagte Holzhause.

Durch den Klimawandel nehme die Gefahr generell aber zu. „Durch die klimatischen Veränderungen gibt es mehr heiße Sommertage. Also steigen auch die Gefahren durch Hitze.“ Deshalb müssten die bewachten Badeorte bundesweit ausgebaut werden.

Die meisten Badeunfälle würden durch leichtsinniges Verhalten, Selbstüberschätzung und fehlendes Gefahrenbewusstsein verursacht, sagte Holzhause. Auch Alkohol und Vorerkrankungen würden häufig eine Rolle spielen. Kämen Kinder ums Leben, sei das vorwiegend mangelnder Aufsicht geschuldet.

Besonders häufig würden Badegäste unterschätzen, wie gefährlich es ist, bei Hitze schnell in kühles Wasser einzutauchen. Der schnelle Temperaturunterschied sei eine große Belastung für den Herz-Kreislauf. „Kollabiert der Kreislauf, ist das im Wasser viel schneller lebensbedrohlich als an Land“, sagt der DLRG-Sprecher.

Der DLRG fordert die Politik auf, mehr Verantwortung zu übernehmen. Einerseits brauche es mehr Prävention – etwa durch überregionale Aufklärungskampagnen zur Badesaison oder verständliche Warnhinweise an Gewässern. Andererseits müsse der Schwimmunterricht an Schulen gefördert werden: „Die beste Prävention gegen das Ertrinken ist es, gut schwimmen zu können“, so Holzhause. Es brauche mehr qualifizierte Schwimmlehrer und weitere Schwimmbäder.

Die meisten Todesfälle ereignen sich in Seen und Flüssen

Um sich selbst zu schützen, empfiehlt der DLRG Badegästen, vor allem bewachte Badestellen und Schwimmbäder zu besuchen und auf die Warnflaggen zu achten: Eine rote Flagge bedeute beispielsweise Lebensgefahr.

Außerdem solle man auf die Menschen in seiner Umgebung achten: Wenn diese erschöpft wirkten oder gar bewegungslos im Wasser lägen, sollte sofort geholfen werden.

Bereits zuvor hatten die Rettungsschwimmer wiederholt auf ein weiteres Problem hingewiesen. Demnach sind in den vergangenen 25 Jahren Hunderte Bäder dauerhaft geschlossen worden. „Stehen uns weniger Schwimmbäder zur Verfügung, suchen die Menschen anderswo Abkühlung und Erholung“, so die DLRG. Das Unfallrisiko steige dort: „Die allermeisten Todesfälle ereignen sich in Seen und Flüssen.“

Schwimm- und Freibäder seien hingegen „Orte des sicheren Badevergnügens“. „Mit dem Personal für die Badeaufsicht sind Retter unmittelbar vor Ort.“ Gefährliche Situationen entstünden im Schwimmbad viel seltener als in Freigewässern.

DLRG warnt vor Kopfsprüngen in trübe Gewässer

Am Donnerstag warnte die DLRG zudem vor unbedachten Kopfsprüngen in flache und trübe Gewässer. Jedes Jahr gebe es rund 80 Patienten mit teils schwerwiegenden Rückenmarksverletzungen nach „Flachköppern“, teilten die Lebensretter am Donnerstag im niedersächsischen Bad Nenndorf gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie einem Bericht der Agentur epd zufolge mit.

Übermut könne von einer Sekunde auf die andere im Rollstuhl enden oder sogar tödlich – darauf solle die Aktion „Tiefenwissen“ hinweisen.

„Ein kurzer Moment des Leichtsinns kann auch an einem entspannten Badetag das Leben in nur wenigen Sekunden für immer verändern“, sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Sie riet: „Vergewissern Sie sich vor dem Sprung, dass das Wasser tief genug und frei von Felsen oder Gegenständen ist, von denen Verletzungsgefahr ausgehen kann.“

Angesprochen fühlen sollten sich insbesondere männliche Jugendliche und Erwachsene: „In den meisten Fällen sind es junge Männer, die sich auf diese Weise verletzen“, sagte der Unfallchirurg Matthias Königshausen von der Universitäts- und Poliklinik am BG Klinikum Bergmannsheil Bochum. „Aber auch ältere Familienväter mussten schon mit solchen Unfallmustern behandelt werden.“

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