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Hochwasser in Süddeutschland: Baden-Württemberg meldet zwei Tote
Einsatzkräfte der Feuerwehr haben zwei Leichen aus einem leer gepumpten Keller geborgen. In Bayern verlagert sich die Hochwassergefahr derweil immer weiter nach Osten
Stand:
Gebrochene Dämme, zwei Tote in Bayern, zwei weitere Tote in Baden-Württemberg: Im Süden Deutschlands hat der Dauierregen in den vergangenen Tagen für zahlreiche Überschwemmungen gesorgt. Entspannung ist nicht in Sicht: Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert auch weiterhin heftige Regenfälle.
Einsatzkräfte der Feuerwehr haben zwei Leichen aus einem leer gepumpten Keller in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis geborgen. Das bestätigte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Der Keller war zuvor aufgrund des Hochwassers vollgelaufen. Die genauen Hintergründe des Todes sind noch unklar.
Bei den Verstorbenen handelt es sich einer Mitteilung zufolge um einen Mann und eine Frau. Die Identität der beiden sei aber noch nicht gesichert geklärt. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen aufgenommen. Zunächst sei eine tote Person entdeckt worden, dann die zweite.
In Baden-Württemberg konnten die Behörden außer in Oberschwaben und im Allgäu im Verlauf des Tages zunehmend Hoffnung machen und Warnungen aufheben. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) bezeichnete die Lage im Land als „angespannt statisch“.
In Bayern verlagert sich die Gefahr derweil immer weiter nach Osten, wo laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Schlimmste noch bevorsteht. Regensburg an der Donau rief den Katastrophenfall aus.

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Am Montag traf Bundeskanzler Olaf Scholz im Flutgebiet in Oberbayern ein. Gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will er sich im überschwemmten Markt Reichertshofen ein Bild von der Lage machen. Vor Ort dankte der Bundeskanzler den Einsatzkräften und sprach den Betroffenen des Hochwassers seine volle Solidarität zu.
Scholz, Faeser, Söder und Habeck im Hochwassergebiet
Bereits am Montagnachmittag war Bundeskanzler Scholz im Flutgebiet in Oberbayern eingetroffen und sagte den Betroffenen schnelle Hilfen zu. „Die Naturgewalten sind groß“, so der SPD-Politiker. Jetzt sei Solidarität nötig und das, „was wir als Menschen am meisten brauchen“, sagte er am Montag. „Wir werden alles dazu beitragen, auch mit den Möglichkeiten des Bundes, dass hier schneller weiter geholfen werden kann.“

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Viele Einsatzkräfte seien bereits vor Ort, auch von der Bundeswehr. Scholz dankte allen Helfern und erinnerte an einen Feuerwehrmann, der im Einsatz ums Leben gekommen ist. Solche Hochwasserereignisse kämen wegen des Klimawandels nun verstärkt vor. Er sei dieses Jahr bereits vier Mal in einem Einsatzgebiet gewesen.
Das ist in diesem Jahr das vierte Mal, dass ich in ein konkretes Einsatzgebiet gehe.
Olaf Scholz
Die „Aufgabe, den Menschengemachten Klimawandel aufzuhalten“, dürfe nicht vernachlässigt werden, so der Bundeskanzler. „Auch das ist eine Mahnung, die aus diesem Ereignis und dieser Katastrophe mitgenommen werden muss.“
Söder: Hochwasser-Lage „bleibt ernst und kritisch“
„Die Lage ist und bleibt ernst und kritisch und angespannt“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Es gebe immer wieder Durchbrüche von Dämmen und damit Überflutungen. Über 3000 Personen seien evakuiert worden, Tendenz steigend. Aktuell seien 20.000 Helfer im Freistaat im Einsatz.
Es geht zwar etwas zurück, aber eine Totalentwarnung kann man nicht geben.
Markus Söder zur Hochwasserlage
Die Landesregierung werde bei ihrer Kabinettssitzung am Dienstag über Hilfen beraten und wäre auch dankbar für eine Beteiligung des Bundes. Das Hochwasser werde sich nun verlagern Richtung anderer Donau-Städte wie Regensburg, Straubing und Passau, so Söder. Es bestehe aber die Hoffnung, dass die dortigen Vorbereitungen das Schlimmste verhindern könnten. Insgesamt sei viel investiert worden in den Hochwasserschutz. Es gebe aber „keine Vollkaskoversicherung gegen den Klimawandel“.
Faeser drückte im Gespräch mit Lokalpolitikern ihre Betroffenheit über den Tod eines Feuerwehrmannes im Hochwasser-Einsatz aus: „Das ist wirklich furchtbar, was da passiert ist“, sagte sie am Montag. „Da sieht man, wie gefährlich diese Einsätze sind.“

© dpa/Peter Kneffel
Bei ihrem Besuch zeigte sich Faeser beeindruckt von dem Zusammenhalt in der Region und wie gut die Rettungskräfte zusammenarbeiten. Ihr Eindruck sei, „dass nach dem Ahrtal auch die Lehren daraus gezogen wurden, dass das viel besser funktioniert in der Koordinierung, in der Zusammenarbeit“, sagte sie am Montag.
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besuchte bereits zuvor betroffene Hochwassergebiete. Dabei dankte der Vizekanzler allen Einsatzkräften in den Hochwasserregionen.
Der Familie des gestorbenen Feuerwehrmannes drückte er sein Mitgefühl aus: „Es ist furchtbar. Er starb, als er Menschen vor dem Hochwasser retten wollte.“

© dpa/Sven Hoppe
Dass sie diesen Mut, diese Einsatzbereitschaft aufbringen, ist keine Selbstverständlichkeit.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)
Aktuelle Hochwasser-Lage in Baden-Württemberg
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Im baden-württembergischen Ostalbkreis spitzt sich die Hochwasser-Lage zu. Wegen vorhergesagter Überflutungen wurden in der Nacht zu Montag vorsorglich Menschen in Teilen der Gemeinden Leinzell, Heuchlingen und Göggingen aus ihren Häusern gebracht, wie eine Sprecherin des Krisenstabs am frühen Montagmorgen mitteilte.
Die Gemeinde Täferrot sollte ebenfalls komplett evakuiert werden. Erste Überflutungen hätten den Ort am Morgen bereits erreicht, hieß es. Etwa 250 bis 300 Menschen wurden in der Nacht an sichere Orte gebracht. Es drohten bis zum Morgen Überflutungen der Orte entlang der Lein, sagte die Sprecherin.

© dpa/Jason Tschepljakow
Im Nordwesten des Ostalbkreises und im Rems-Murr-Kreis erreichten zwei Rückhaltebecken in der Region ihre maximalen Füllstände. Sie liefen kontrolliert über. Welches Ausmaß die Flut in den Gemeinden haben könnte, war noch unklar. Die Menschen wurden per Warnapps über die Situation informiert.
Ebersbach: Menschen in Häusern eingeschlossen
In der Nacht zu Montag waren wegen Überflutungen auch in der Stadt Ebersbach an der Fils südöstlich von Stuttgart nach Einschätzung des Landratsamts zahlreiche Menschen in Gefahr. Nach Angaben der Polizei sind einige Bewohner in ihren Häusern eingeschlossen.
Es wurde Vollalarm ausgerufen, das heißt, alle Feuerwehrkräfte sind im Einsatz. An der Bundesstraße 10 haben Wassermassen eine Lärmschutzwand durchbrochen und die Straße überflutet, wie auf einem Video des TV-Senders „Filstalwelle“ zu sehen ist, das die Stadt am späten Sonntagabend auf ihrer Facebookseite veröffentlichte.

© dpa/Jason Tschepljakow
An die Bevölkerung wurde eine eindringliche Warnung gerichtet: „Bitte bleiben Sie Zuhause und kommen Sie nicht zu den Einsatzstellen. Es herrscht teilweise Lebensgefahr, wie Sie auf dem Video sehen können. Laufen Sie bitte nicht in das Wasser rein, überall könnten Schachtdeckel geöffnet sein, die Sie nicht erkennen können!!!“
Die Überflutungen betrafen ein Wohngebiet, es wurde eine sogenannte außergewöhnliche Einsatzlage angeordnet, wie das Landratsamt Göppingen am frühen Montagmorgen mitteilte.
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Rudersberg: „Land unter, alles ist überflutet“
Heftige Unwetter führten am Sonntagabend auch zu Hochwasser im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg. Die Lage sei vor allem in der Gemeinde Rudersberg angespannt, sagte ein Sprecher der Polizei am frühen Montagmorgen.
„In Rudersberg ist Land unter, alles ist überflutet.“ Menschen seien in ihren Häusern eingeschlossen und würden von der Feuerwehr evakuiert. Die Lage sei noch komplett unübersichtlich.

© dpa/Bernd Weißbrod
In der Gemeinde haben Wassermassen Autos mit sich gerissen. Mehrere landeten auf Bahngleisen, eines auf einem Brunnen, wie auf Bildern vom Montag zu sehen ist. Auf verschlammten Straßen lag aus Häusern weggespülter Hausrat. Auf einer Brücke sammelte sich massenhaft angespülter Unrat an.

© dpa/Bernd Weißbrod
Schwäbisch Gmünd: ICE entgleist
Bereits am Sonntag hatten Zehntausende Einsatzkräfte Keller leergepumpt und Straßen und Deiche mit Sandsäcken gesichert. Mehrere Landkreise riefen den Katastrophenalarm aus. Im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd entgleiste ein ICE nach einem Erdrutsch.
Bei dem Unfall wurde nach Angaben der Deutschen Bahn niemand verletzt. Die für den Fernverkehr wichtige Strecke zwischen Stuttgart und München war zwischenzeitlich gesperrt. Der Zug wurde am Sonntag geborgen.

© imago/7aktuell/IMAGO/7aktuell.de | Marc Gruber
Aktuelle Hochwasser-Lage in Bayern
In Bayern gehen an den Zuflüssen zur Donau die Fluten nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern vielerorts langsam zurück. Hier seien die Höchststände weitgehend erreicht, hieß es in der Nacht zu Montag im Lagebericht. Nun konzentriere sich das Hochwasser zunehmend auf die Donau selbst. Neuerliche Regenfälle könnten den weiteren Rückgang allerdings verzögern.
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In Bayern wurde die Situation am Abend in den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Donau-Ries dramatischer. Mehrere Orte wurden evakuiert. In der Ortschaft Ebenhausen-Werk bei Reichertshofen im bayerischen Landkreis Pfaffenhofen ist nach Behördenangaben in der Nacht zu Montag ein Damm gebrochen.
Das bayerische Innenministerium sprach von mehr als 3000 Menschen, die wegen des Hochwassers ihre Wohnungen verlassen mussten.

© dpa/Felix Hörhager
Pfaffenhofen: Ein Feuermann tot - ein weiterer vermisst
Im Kreis Pfaffenhofen an der Ilm sowie entlang der Donau spitzte sich die Lage am Sonntag weiter zu. Ein Feuerwehrsprecher sprach von einem unberechenbaren Hochwasser, „das wir so auch noch nie verzeichnen mussten“.
Bei einer Rettungsaktion in Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern starb ein 42-jähriger Feuerwehrmann. Dem zuständigen Landratsamt zufolge kenterte er bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot und wurde am frühen Sonntagmorgen tot geborgen. Sein Tod löste Bestürzung aus.
In Offingen in Schwaben wurde ein weiterer Feuerwehrmann vermisst. Der 22-Jährige war ebenfalls in einem Boot unterwegs. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot der DLRG-Wasserrettung sei aufgrund starker Strömung gegen 2.50 Uhr gekentert, teilte ein Polizeisprecher mit

© dpa/-
Vier Einsatzkräfte konnten sich demnach aus eigener Kraft an Land retten und blieben unverletzt. Nach dem 22-Jährigen laufe eine großangelegte Suche – Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei seien daran beteiligt. Neben Booten kommen dabei den Angaben zufolge auch zwei Hubschrauber zum Einsatz.
Schrobenhausen: Vermisste tot aufgefunden
Im oberbayerischen Schrobenhausen haben Rettungskräfte eine Leiche im Keller eines Hauses entdeckt. Es handele sich um eine vermisste 43-Jährige, nach der seit Sonntag gesucht worden war, sagte ein Polizeisprecher am Montag.
Zuvor hatten der „Donaukurier“ und „Bild“ berichtet. Die Frau ist das zweite bekannte Todesopfer des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg.

© imago/7aktuell/Marc Gruber
Wetterprognose für Süddeutschland
In der Nacht hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) alle Unwetterwarnungen vor schweren Gewittern mit Starkregen aufgehoben. Weiterhin gibt es demnach vor allem in Süddeutschland aber noch gebietsweise schauerartige Regenfälle mit Potenzial für Starkregen, wie der DWD am frühen Montagmorgen mitteilte.
Ab Mittag sollen dann vor allem Gebiete südlich der Donau sowie am Bayerischen Wald betroffen sein. Kleinräumig könnten dann auch Unwetter nicht ausgeschlossen werden.
Bis zum Abend könnten sich die Unwetter allmählich auch nach Süden, bis zum Hochrhein und ins nördliche Alpenvorland ausbreiten, hieß es. Am Abend sind auch an den Alpen erste kräftige Gewitter mit Starkregen möglich. (dpa/tsp)
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