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Erdbeben in Italien: Mindestens 120 Tote - tausende Menschen obdachlos
Ein Beben der Stärke 6,2 hat am frühen Mittwochmorgen in Zentralitalien schwere Schäden angerichtet. Tausende sind immer noch obdachlos. Die Ereignisse des Tages im Newsblog.
Stand:
- Heftige Erdstöße haben gegen 3.30 Uhr in der Nacht zu Mittwoch das Zentrum Italiens erschüttert.
- Das Beben erreichte etwa eine Stärke von 6,1 bis 6,2.
- Das Epizentrum lag in einer bergigen Region rund 150 Kilometer nordöstlich von Rom.
- Dutzende Menschen starben, viele wurden verletzt, weitere Opfer werden unter den Trümmern vermutet.
- Regierungschef Matteo Renzi besucht Erdbebenregion.
- Die Region ist schwer zugänglich; besonders betroffen ist das bei bei Urlaubern beliebte Amatrice.
(mit AFP, dpa, rtr)
Noch immer Vermisste - Suche dauert an
Auch nach Einbruch der Dunkelheit suchen Helfer weiter nach Vermissten, die unter den Trümmern verschüttet sind.
120 Tote und über 350 Verletzte wurden am Mittwoch geborgen. "Diese Bilanz ist nicht endgültig“, sagte Italiens Regierungschef Matteo Renzi am Mittwochabend beim Besuch in der Katastrophen-Region.
Für Hunderte Menschen ohne Dach über dem Kopf wurden Zelte aufgebaut, Hunderte weitere kamen in Sporthallen unter. Im Sportzentrum von Amatrice wurden Liegen aufgestellt. Allein in der Region Marken wurden laut Ansa rund 1500 Menschen obdachlos. (dpa)

Warum Erdbeben in Italien nicht ungewöhnlich sind
Italien wird von den Kräften der Plattentektonik geradezu in die Zange genommen. Schwere Erdbeben wie jenes vom Mittwochmorgen sind nicht ungewöhnlich, dennoch bleibt eine seriöse Vorhersage unmöglich. Warum das so ist, erklärt unser Autor Karl Urban hier.
Matteo Renzi spricht von mindestens 120 Toten
Nach den Worten des Regierungschefs Matteo Renzi sind mindestens 120 Menschen umgekommen. „Und diese Bilanz ist nicht endgültig“, sagte Renzi am Mittwochabend.
Er wies darauf hin, dass die Zahl der Toten weiter steigen könne. Es würden noch zahlreiche Menschen vermisst. Die Zahl der Verletzten gab er mit 368 an. (dpa)
Regierungschef Matteo Renzi besucht Erdbebenregion
Italiens Regierungschef ist am Mittwochabend in den betroffenen Orten angekommen. In dem besonders betroffenen Ort Amatrice traf er freiwillige Helfer, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Er besprach sich zudem mit Italiens Verkehrsminister Graziano Delrio und dem Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, gab aber kein offizielles Statement ab. „Es ist nicht der Moment, um zu reden“, sagte Renzi zu Journalisten. Am Mittag hatte er der Region jegliche Unterstützung zugesagt. „Wir lassen niemanden alleine“, sagte er bei einem kurzen Auftritt vor der Presse in Rom. (dpa)

Bilder der Verwüstung
Die Städte Amatrice, Accumoli und Arquata del Tronto sind nach dem Erdbeben verwüstet. Die Bildergalerie zeigt das Ausmaß der Zerstörung.
Zivilschutz meldet mindestens 73 Tote
Bei dem schweren Erdbeben in Italien sind mindestens 73 Menschen ums Leben gekommen. Das geht aus einer vorläufigen Bilanz des Zivilschutzes am Mittwoch hervor. Noch immer sind zahlreiche vermisst.
Dabei seien 53 Menschen in den Orten Amatrice und Accumoli umgekommen, 20 in der Gemeinde Arquata in den Marken.
Die Nachrichtenagentur Ansa hatte zuvor mindestens 63 Tote gemeldet.
Das Erdbeben mit einer Stärke von über 6 hatte in der Nacht die Regionen Latium, Umbrien, die Abruzzen und die Marken erschüttert. Mehrere starke Nachbeben folgten. (dpa)
Roten Kreuz bietet Hilfe an
"Die Bergwacht des Deutschen Roten Kreuzes steht bereit, Hilfsmaßnahmen des Italienischen Roten Kreuzes zu unterstützen, falls dies gewünscht wird", sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters am Mittwoch in Berlin.
Das italienische Rote Kreuz ist mit bereits sei dem Morgen mit freiwilligen Helfern vor Ort. Unsere Teams leisten Nothilfe für die betroffenen Menschen, darunter die Rettung von Verschütteten durch Suchhunde, medizinische Betreuung und Versorgung mit Notunterkünften und Nahrungsmitteln", berichtet Tommaso Dellalonga, Sprecher des Italienischen Roten Kreuzes. Auch psychologische Betreuung wird angeboten.
Caritas stellt 50.000 Euro bereit
Caritas international hat nach den schweren Erdbeben einen Soforthilfefonds in Höhe von 50.000 Euro bereit gestellt. „Wir wollen unseren Partnern vor Ort damit schnell und unbürokratisch zur Seite stehen“, sagte der Italien-Referent des Hilfswerks des Deutschen Caritasverbandes, Gernot Krauß, am Mittwoch in Freiburg.
Eingehende Spenden werden an die Caritas Italien weitergeleitet. Der italienische Zivilschutz koordiniert die Hilfsmaßnahmen, die sich wegen der geographischen Situation schwierig gestalten.
Zahl der Toten steigt auf 63
Die Zahl der Toten im mittelitalienischen Erdbebengebiet ist der Nachrichtenagentur Ansa zufolge auf mindestens 63 gestiegen. Allein in dem Ort Amatrice gebe es 35 Opfer, weitere 11 in Accumoli, schreibt die Ansa unter Berufung auf ihre Korrespondenten. Tote gab es auch in Arquata und Pescara del Tronto.
Weitere Menschen starben im Krankenhaus, unter ihnen ein kleines Mädchen, das in Amatrice aus den Trümmern gezogen worden war. Die Zahl von 63 Toten wurde offiziell bisher nicht bestätigt. Die Rede war von Hunderten Verletzten, die Zahl der Vermissten war unklar. (dpa)
Betroffene Region nicht weit von L'Aquila entfernt
Die betroffene Region liegt nur eine Autostunde nördlich von L'Aquila in den Abruzzen, wo 2009 mehr als 300 Menschen bei einem Erdbeben starben. Das Beben vom Mittwoch war das Schlimmste in Italien seit der Katastrophe von L'Aquila. Damals wurden vor allem die laxen Bauvorschriften kritisiert und die Tatsache, dass die Behörden die Bevölkerung nicht früh genug warnten. (AFP)
EU bietet Hilfe an - Satellitendienst zur Lagebeurteilung
Die Europäische Union hat Italien umfassende Unterstützung angeboten. „Die EU steht bereit zu helfen“, teilte Krisenmanagement-Kommissar Christos Stylianides mit. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen sei bereits in Kontakt mit den italienischen Behörden.
In einem ersten Schritt fragte Italien nach Angaben aus Brüssel die Nutzung des EU-Satellitenbilder-Dienstes EMS an. Dieses wurde eingerichtet, um im Katastrophenfall die Lagebeurteilung zu erleichtern. Die Karten des „Copernicus Emergency Management Services“ (EMS) können zum Beispiel detailliert das Ausmaß der Schäden zeigen. (dpa)
Tausende obdachlos
Das Erdbeben in Mittelitalien hat nach ersten Schätzungen mehrere Tausend Menschen obdachlos gemacht. Allein der Bürgermeister des Ortes Accumoli, Stefano Petrucci, sprach von 2500 Menschen ohne Dach über dem Kopf. Es sei kein einziges Haus mehr bewohnbar. „Wir müssen eine Zeltstadt für die gesamte Bevölkerung organisieren“, sagte Petrucci der Nachrichtenagentur Ansa zufolge. „Obwohl August ist, herrschen hier nachts zehn Grad.“
Italiens Regierungschef Matteo Renzi und Präsident Sergio Mattarella haben den Opfern des Erdbebens bereits Hilfe zugesagt. Aus vielen Ländern, unter anderem aus Deutschland, gingen Zusagen für Unterstützung ein. Italiens Infrastrukturminister Graziano Delrio war auf dem Weg in die Katastrophenregion. (dpa)
Papst Franziskus und Gauck bekunden Beileid
Papst Franziskus hat den vom Erdbebenbetroffenen Menschen sein tiefes Mitgefühl ausgesprochen. Er finde kaum Worte, seinen großen Schmerz auszudrücken, sagte der Papst am Mittwoch zu Beginn der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom. „Den Bürgermeister von Amatrice sagen zu hören, dass der ganze Ort nicht mehr existiert, und zu wissen, dass unter den Opfern Kinder sind, hat mich sehr berührt.“
Auch Bundespräsident Joachim Gauck bekundete seine Anteilnahme. „Mit großer Bestürzung habe ich die Bilder der Zerstörung gesehen, die das Erdbeben in Umbrien hinterlassen hat“, schrieb Gauck nach Angaben des Bundespräsidialamtes am Mittwoch in einem Kondolenzbrief an das italienische Staatsoberhaupt Sergio Mattarella. „Ich spreche Ihnen und den Angehörigen der Opfer auch im Namen meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger mein herzliches Beileid aus. Den vielen Verletzten sende ich meine besten Genesungswünsche.“ (dpa)
Mindestens 38 Tote, zahlreiche Vermisste
Die Zahl der Toten ist auf mindestens 38 gestiegen. Dies teilt eine Sprecherin der Zivilschutzbehörde mit. Die meisten Opfer gebe es in der Region zwischen Accumoli und Amatrice. Auch im Gebiet des nahegelegenen Arquata seien schon zehn Tote geborgen. Etwa 100 Menschen werden nach Behördenangaben allein in dem Dorf Arquata del Tronto noch vermisst. (rtr)
Steinmeier bietet Italien Hilfe an
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Italien Unterstützung aus Deutschland angeboten. „Die Nachrichten aus Italien über das nächtliche Erdbeben habe ich mit Erschrecken aufgenommen“, zitierte das Auswärtige Amt den Minister in einer Mitteilung. „Wir stehen in dieser Stunde in Trauer und Solidarität vereint an der Seite unserer italienischen Freunde und Partner.“ Außerdem bot Steinmeier Hilfe an: „Wenn gewünscht, stehen wir natürlich bereit, Unterstützung zu leisten.“ (dpa)
Bürgermeister befürchtet Dutzende Tote
Der Bürgermeister des stark beschädigten Ortes Amatrice geht von Dutzenden Opfern aus. „Viele sind noch unter den Trümmern. Wir bereiten einen Ort für die Leichen vor“, sagte Sergio Pirozzi am Mittwoch nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa.
Der Bürgermeister des ebenfalls massiv betroffenen Ortes Accumoli erzählte mit zitternder Stimme: „Das, was wir in L'Aquila vor Jahren gesehen haben, ist nun hier geschehen.“ In einem Telefongespräch mit dem Sender RaiNews24er ergänzte er: „Wir brauchen Hilfen.“ (dpa)
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