
Wahltag: Alles spricht für Dagmar Reim
Die Intendantenwahl beim RBB läuft auf die Amtsinhaberin zu. Sowohl im Sender als auch den Gremien gilt sie als alternativlos.
Der Rundfunkrat des RBB entscheidet am Donnerstag, wer von 2013 bis 2018 die Zweiländeranstalt für Berlin und Brandenburg leiten soll. Alles andere als eine Wiederwahl der bisherigen Intendantin Dagmar Reim, 60, gilt als sehr unwahrscheinlich. Reim führt den Sender seit 2003. Sie war die erste Frau an der Spitze einer ARD-Anstalt. Zusammen mit Monika Piel (WDR) und Karola Wille (MDR) gibt es inzwischen drei ARD–Intendantinnen.
Neben Dagmar Reim haben sich sieben externe Anwärter für den Intendantenposten beworben. Festgeschriebene Kriterien, welche Bewerber zur Wahl zugelassen werden, gibt es nicht. Am Donnerstagnachmittag wird Klaus Böger für die siebenköpfige Wahlkommission im Sitzungssaal des RBB-Fernsehzentrums an der Masurenallee dem 29-köpfigen Rundfunkrat den Wahlvorschlag unterbreiten. „Die Kriterien, die wir angelegt haben, ergeben sich aus der Erfahrung der Kommissionsmitglieder, was ein Intendant zu leisten hat“, sagte Hans Helmut Prinzler dem Tagesspiegel. Der Vorsitzende des Rundfunkrats gehört ebenfalls zur Wahlkommission.
Genau wie die Wahl selbst sind auch die Namen der Bewerber geheim – es sei denn, sie entscheiden selbst, mit ihrer Kandidatur in die Öffentlichkeit zu gehen. Das ist allerdings nicht geschehen. Rundfunkratschef Prinzler wünscht sich darum auch, dass die Wahl des neuen RBB-Intendanten ähnlich diskret abläuft wie die Wahl von Reims Amtskollegin Monika Piel beim WDR. Piel hatte keinen Gegenkandidaten, beim RBB wird auch keiner erwartet. Prinzler hatte sich bereits eindeutig für Dagmar Reim ausgesprochen. „Eine dritte Amtszeit wäre ein Vorteil für den Sender“, hatte er gesagt.
Dagmar Reim gilt im Sender als alternativlos. In der Sache sind ihre Entscheidungen im Rundfunkrat mehrheitsfähig. Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass am Donnerstag über Stimmenthaltungen deutlich gemacht wird, dass ihr energischer Führungsstil und das mitunter harsche Auftreten nicht von jedem geschätzt wird. Zur Wiederwahl braucht sie eine Zweidrittelmehrheit.
Zu den Herausforderungen, die nach Ansicht der Wahlkommission auf den neuen Intendanten zukommen, gehört eine Verbesserung der Quote des RBB-Fernsehens. Der RBB war zuletzt mit einem Marktanteil von 6,1 Prozent das Schlusslicht unter den Dritten Programmen. Die Quotendebatte müsse allerdings um eine Qualitätsdiskussion ergänzt werden, fordern ihre Befürworter.
Prinzler sieht den Sender mit der für August vorgesehenen Programmreform auf dem richtigen Weg. Reim selbst hatte die Programmänderung, die vor allem mehr Platz für regionale Reportagen und Dokumentationen schaffen soll, hingegen eher als „Reförmchen“ bezeichnet. Ein weiteres wichtiges Thema für die nächste Amtszeit sind die Finanzen. SWR-Intendant Peter Boudgoust hatte davor gewarnt, dass sich die ARD-Sender bis 2020 auf Mindereinnahmen von 15 Prozent einstellen müssen. „Wir brauchen einen Intendanten, der beim ARD-internen Finanzausgleich die Position des RBB nachdrücklich vertritt, wie dies Frau Reim auch zuvor schon getan hat. Das ist ein zentraler Punkt für den neuen Amtsträger“, sagte Prinzler dazu. In dieser Frage herrscht Einigkeit mit dem Personalrat, der allerdings für die künftige Amtszeit auf eine offenere Informationspolitik bei anstehenden Entscheidungen wie der Programmreform drängt. Personalratschef Matthias Schirmer sprach sich für Reformen mit Augenmaß aus, damit der Umbau des RBB zu einem multimedialen Haus nicht zuviel Personal und Mittel bindet, die im laufenden Betrieb fehlten.
Viele der rund 1650 Beschäftigten stellen sich die Frage, ob der RBB-Intendantenposten so unattraktiv ist, dass es keine namhaften Bewerber aus dem eigenen Haus oder aus anderen öffentlich-rechtlichen Sendern gegeben hat. Nach einem Bericht der „Märkischen Oderzeitung“ haben sich für die Intendanz ein Philologe und freier Autor aus Plauen beworben, ein Dozent für Kompositionsästhetik, ein freier Regisseur und Produzent aus Berlin, ein Publizist aus Kleinmachnow, ein arbeitssuchender Jurist sowie ein ebenfalls arbeitssuchender Ingenieur. Einzige externe weibliche Bewerberin soll eine Berliner Politikwissenschaftlerin sein.
Wird Dagmar Reim am Donnerstag erwartungsgemäß wiedergewählt, ergibt sich daraus noch eine weitere Aufgabe. Bei Antritt der fünfjährigen Amtszeit 2013 ist sie 61 Jahre alt. Da ARD-Beschäftigte in der Regel mit 65 Jahren in den Ruhestand gehen, müsste sie bereits vor Ablauf ihrer dritten Amtszeit dafür sorgen, dass sie ihr Haus besenrein und mit einem besseren Marktanteil im Konzert der ARD-Dritten übergibt.