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Fernseh-Kolumne zur WM 2014: Banalitäten-Hitparade ohne Ende
Kommentatoren, die Ereignisse beschreiben, die der Zuschauer nicht sieht und ziemlich verworrene Insektenkunde: Nach zehn Stunden Fußball-WM im Fernsehen zieht unser Kolumnist eine ernüchternde Bilanz.
Stand:
Fußball-WM, zweiter Spieltag. Australien - Niederlande, Spanien - Chile und Kamerun - Kroatien.
Sinnloser Zuschauerservice
Vor Absingen der Nationalhymnen – Zuschauerhinweis, Teletext 150. Dort Hymnen-Text, aber nicht in Landessprache, sondern Deutsch. Ziemlich wertfrei Info.
Etikettenschwindel
WM -Telegramm. Nix mit Infos. Singendes Zimmermädchen, Fußballprofi Max Kruse, nicht bei der WM, sondern beim Pokern. Roger Milla, Fußballer aus Kamerun, nein, nur ein Double. Und ziemlich verworrene Insektenkunde: eine Adonis-Libelle, die Ronaldo nervt, daher der Name – Hä? Die Deutschen, die wie Insekten über Portugal herfallen. Hä? Und ein Spieler, der einen Schmetterling vom Platz trägt. Banalitäten-Hitparade ohne Ende.
Text-Bild-Scheren
Gut wenn ein Reporter, das was die Kameras zeigen, dem TV-Zuschauer erklärt. Schlecht wenn er Dinge erklärt, die nicht zu sehen sind. Steffen Simon schwärmt vom schönen Stadion, zu sehen sind angeheiterte Fußball-Fans. Und als er das niederländische Königspaar erwähnt, wackelt ein Holländer in Frauenkleidern mit seinen Schaumstoffbrüsten.
Aufdringlichste Werbebotschaft
Reporter Simon, ganz eifersüchtig auf die Zuschauer, weil die auf die tolle Sportschau WM App zugreifen können und er nicht. Befehl zum Runterladen. Geht das nicht subtiler?
Nichtssagendes Interview
Schwester Leichtfuß Fernanda Brandao fand wohl in ganz Rio keinen Interviewpartner. Ihr Opa hatte auch keine Zeit, also kurz Rolle gewechselt. Jetzt wird Opdenhövel und sein Mikro vollgelabert. Höhepunkt der Sülz-Null-Nummer: ihre möglichen Gewissensqualen, wenn im Endspiel Brasilien auf Deutschland trifft. Für wen mitfiebern? Lösung: Sprechpause und rote Karte für die Dame.
Falsches Versprechen
„Wir müssen gewinnen. Irgendwie!“ Torschützenkönig Fernando Torres vor dem Spiel. Zwei Stunden später, Spanien von Chile besiegt und raus.
Fazit
Mehr als zehn Stunden WM-Fußball, TV-Flimmern von der ARD, einige Hochs, viele Tiefs.
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