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Neuer Look. Vorne Marianne Koch, mittendrin ein „Star-Report“ mit Drosten, Lauterbach, Brinkmann & Co, das „Who’s Who im Kampf gegen Corona“.

© dpa

Die „Rentner-Bravo“ mit Christian Drosten: New Profs On The Block

Die Corona-Expert:innen sind die Popstars von heute. Wie die „Apotheken Umschau“ zum 66. Geburtstag mit ihrem Image spielt.

Christian Drosten hat in zwei Jahren Corona-Pandemie medial ja schon vieles über sich ergehen lassen müssen – nun hat es Deutschland bekanntester Virologe auch in die „Bravo“ geschafft, genauer in den „Star-Report zu den Corona-Virus-VIPs“, mit der eine Sonderausgabe der „Apotheken Umschau“ ab Samstag heraus kommt. Anlass der so genannten „Rentner-Bravo“: Die „Apotheken Umschau“ feiert 66. Geburtstag – und hat dabei offenbar die Selbstironie entdeckt.

Drosten ist in dem Heft nicht alleine, auch Karl Lauterbach, Hendrik Streeck oder Melanie Brinkmann sind hier „New Profs On The Block“. So haben sich mit Deutschlands ältestem Jugendmagazin (auch seit 1956 am Start) und Deutschlands reichweitenstärkster Gesundheits-Publikation zwei gefunden, mit Sicherheit werden am Samstag noch mehr Apotheken-Kunden das Heft nach Hause nehmen und lesen, als es ohnehin schon tun. Die Reichweite der „Apotheken Umschau“ liegt bei 18 Millionen. Da kommt die „Bravo“ nicht mit.

Wer denkt sich so was aus? Der Wort & Bild-Verlag in Baierbrunn, für den die Wörter Printkrise oder Strukturwandel in den Medien angesichts des Anzeigenaufkommens in der „Apotheken Umschau“ eher Fremdwörter sein sollten.

Das Geschäftsmodell ist stupend: Rund 90 Prozent der 20 000 Apotheken kaufen dem Verlag zwei Mal im Monat die Auflage von 7,5 Millionen Heften ab, wohl wissend, dass die Kunden in ihr Geschäft kommen und fragen: „Haben Sie die ,Apotheken Umschau?‘“ Von wegen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Apotheken, die das Blatt eben nicht anbieten.

Darauf könnte man sich ausruhen, aber natürlich will auch der Wort & Bild-Verlag mit der Zeit gehen. „Im Jahr 1956 wurden mit ,Apotheken Umschau’ und ,Bravo'’ zwei Magazine geboren, die es zum Kultstatus schafften“, heißt es in einer Verlagsmitteilung.

Der journalistische Anspruch soll nicht zu kurz kommen

Beide Magazine seien generationenprägend, klärten zu Tabuthemen auf und gingen mit den neuesten digitalen Entwicklungen. Der „Umschau“-Sonderausgabe liegt nun auf zehn Seiten Gesundheitscontent im Stil der „Bravo“ bei. Neben Erklärstücken zu Drosten & Co. sind das ein Interview mit dem einstigen „Bravo“-Coverstar Marianne Koch, 90, selbst Ärztin, eine Comic-Love-Story zwischen einem Apotheker und einer Kundin sowie Gesundheitstipps, hach, vom Urologen Dr. Frank Sommer und der Apothekerin Dr. Sandra Sommer.

Ausgedacht haben sich das Julia Rotherbl und Dennis Ballwieser, seit März 2021 Chefredakteure des Magazins. Mit der Jubiläumsaktion spiele man humorvoll mit dem Spitznamen der „Apotheken Umschau“ und biete Gesundheitsinformationen, die Spaß machen, sagt Rotherbl.

Die Corona-Expert:innen seien die Popstars von heute, mit Marianne Koch werde eine Person gecovert, deren Vita gleichermaßen die Welten Showbiz und Medizin verkörpere.

„Umschau“ 2.0 also. Apothekengänger wissen, der Printtitel ist tatsächlich stark im Wandel, wirkt flotter und dynamische, sieht nicht immer gleich nach ZDF-Pillen-Werbung aus. Auch der journalistische Anspruch soll nicht zu kurz kommen.

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Die Redaktion, heißt es, setze sich für eine stärkere Repräsentanz von Frauen im Gesundheitsjournalismus ein und scheue auch vor Themen wie dem Einfluss der Lebensmittelindustrie auf das Problem Übergewicht nicht zurück.

Stilistische Brillanz findet sich natürlich weiterhin eher woanders. Warum auch nicht, bei notorisch 7,6 Millionen verkauften Heften und fast 18,5 Millionen Lesern. Die durchaus jünger werden dürfen. Das (einmalige) Facelifting zum 66. Geburtstag flankiere einen Trend zur Verjüngung bei der „Apotheken Umschau“.

Die Cover werden diverser und frecher und in Baierbrunn nun auch Podcasts produziert („Klartext Corona“, „Frau Doktor, übernehmen Sie!“). Social Media und Videos generieren online 17 Millionen Visits im Monat.

Klar, die Themen der ersten „Umschau“-Ausgabe in 2022 zuletzt hatten schon eher mit der Ü60-Generation zu tun: Betreuung am Limit, Fit für die OP: Warum eine gute Vorbereitung wichtig für die Genesung nach einem Eingriff ist oder ein Text zum Thema Schlafapnoe. Geschichten wie die Titelstory – „Kein Corona 2.0. – was wir aus der aktuellen Pandemie lernen und ab sofort besser machen“ – könnten sich aber auf jeder Homepage, jeder Nachrichtenseite finden. Gesundheitsthemen gehen immer. Und was zu Christian Drosten auch.

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