zum Hauptinhalt
Ernst Huberty (Mitte), Dieter Adler (links) und Adi Furler haben die Bundesliga-„Sportschau“ geprägt.

© WDR/Klaus Barisch

Update

Legendärer Fußballmoderator: „Mr. Sportschau“ Ernst Huberty ist tot

Wohltuend gefasst, von großer Seriosität: Ernst Huberty moderierte über 20 Jahre die „Sportschau“. Nun ist er mit 96 Jahren gestorben. Ein Nachruf. Clubs und DFB würdigen Huberty.

Vergleiche sind gefährlich, denn auf einem Bein hinken sie immer. Aber was Heinz Florian Oertel für das Sportfernsehen der DDR war, das war Ernst Huberty für das Fußball-Fernsehen im Westen. Oertel starb in der vergangenen Woche mit 95 Jahren, nun meldet der Westdeutsche Rundfunk den Tod von Ernst Huberty. Er ist am Montag mit 96 Jahren gestorben.

Ernst Huberty war der Mann, der am 4. Juni 1961 die allererste „Sportschau“ moderierte. Die Sendung, ihr Moderator Huberty und seine beiden Kollegen Adi Furler und Dieter Adler begründeten den Ruf der Samstagsendung im Ersten, die in den Anfangsjahren der Bundesliga immer die ersten Bilder und Töne vom Spieltag lieferte. Live-Übertragungen gab es nicht, was die „Sportschau“ sofort in den Rang eines Zentralorgans hob.

Mit Ernst Huberty an der Spitze. In seinen Moderationen wirkte er nicht aufgeregt, sondern wohltuend gefasst und von großer Seriosität. Der Profifußball in jenen Jahren war keine Show, sondern eine sehr ernste Sache. Huberty wuchs in die Rolle des „Mister Sportschau“, extrem akkurat gescheitelt, im Anzug mit Krawatte.

Die Fans und die Zuschauer vertrauten ihm, seine Kollegen und er wussten, dass nicht sie die Attraktion der Sendung waren, sondern der rollende Ball. Information, Service, ein bisschen Begleitung für die wenigen Unkundigen – und ab ging es in den Spielbericht.

So einer wie Huberty musste auffallen. Und er fiel auf, weil er nicht nur Moderator, sondern auch Reporter war. Unvergessen bleibt er als Kommentator des Jahrhundertspiels Deutschland gegen Italien beim Weltmeisterschafts-Halbfinale 1970 in Mexiko, der legendären Wasserschlacht von Frankfurt bei der WM 1974 und der nicht minder geschichtsträchtigen Nacht von Belgrad beim Finale der Fußball-Europameisterschaft 1976.

Wenn Huberty moderierte und reportierte, dann wusste er seine Worte zu wägen. Nicht eigentlich ein Mann des Überschwangs und der Emotionen (wie Heinz Florian Oertel), war er mehr der Notar eines Spiels, nicht unterkühlt, dafür sehr präzise. Er hat diesen Beruf auf seine Weise geprägt: Das Geschehen auf dem Rasen, das der Zuschauer ja selber sieht, nicht „zerquatschen“, sondern das Spiel lesen. Erkennen, was andere nicht gleich erkennen, die Systematik einer Partie in eine Sprache übersetzen, die nachhallt.

Geboren wurde Ernst Huberty am 22. Februar 1927 in Trier. Nachdem er zunächst beim Südwestfunk in Baden-Baden als Sportreporter und Moderator gearbeitet hatte, kam er 1957 zum WDR, wo er Mitglied der Redaktion „Hier und Heute“ wurde. Drei Jahre später wechselte er zur Sportredaktion, moderierte von 1961 bis 1982 die „Sportschau“ und kommentierte Live-Spiele. 1970 übernahm er zudem die Leitung der Abteilung Sport im WDR.

Später gab er sein Wissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter; unter anderem coachte er Reinhold Beckmann und Monica Lierhaus. Da war er längst zur Autorität gereift, zur Legende geworden.

Clubs und DFB würdigen Huberty

Clubs aus der Bundesliga und der Deutsche Fußball-Bund haben den gestorbenen „Sportschau“-Pionier Ernst Huberty gewürdigt. Man trauere um einen der ganz Großen der deutschen Sportjournalisten-Geschichte, schrieb der deutsche Rekordmeister FC Bayern München auf seiner Homepage. „Mit seinen Reportagen schrieb er deutsche Sportgeschichte, begeisterte die Menschen über Jahrzehnte und wurde zum Vorbild nachfolgender Journalisten-Generationen. Ernst Huberty hat uns den Fußball auf seine ganz bestimmte, souveräne Art in unsere Wohnzimmer gebracht“, erklärte Club-Präsident Herbert Hainer. Eintracht Frankfurt schrieb auf Twitter, dass „einer der ganz Großen des deutschen Sportjournalismus von uns gegangen“ ist. Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund erklärte, man trauere um Huberty. „Ruhe in Frieden, „Mr. Sportschau“!“, wünschte der Verein. Auch der FC Schalke 04 anerkannte ihn als einen der „ganz Großen im deutschen Sportjournalismus“ und sprach der Familie und Freunden seine Anteilnahme aus. „Er hat mit seiner Souveränität vor der Kamera und seiner Sachlichkeit vor dem Mikrofon die Fußball-Epoche der 60er- und 70er-Jahre geprägt wie kein anderer Sportjournalist“, erklärte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Bernd Neuendorf. Er erinnerte zudem daran, dass Huberty als Coach und Mentor seine Nachfolger von Reinhold Beckmann bis Monica Lierhaus oder Oliver Welke begleitet habe. „Der Fußball sagt: Danke, Mr. Sportschau.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false