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Fußball-WM der Frauen nur im Pay-TV?: Es geht um viel mehr als nur um Geld
ARD/ZDF pokern mit der Fifa um die Fernsehrechte an der Fußball-WM im Sommer. Nicht ausgeschlossen, dass die am Ende nur im Pay-TV läuft.

Stand:
Wer für eine Fußball-Weltmeisterschaft der Männer rund 214 Millionen Euro ausgegeben hat, dem soll das Geld für eine WM-Endrunde der Frauen fehlen? Das ist der vorläufige Stand. ARD und ZDF haben bis zum 14. Februar Zeit, bei der Fifa für die TV-Rechte des Turniers in Australien und Neuseeland Ende Juli ein Angebot abzugeben. Das haben sie schon einmal getan, aber das war dem Weltfußballverband zu niedrig. Also wurde die Frist verlängert.
Frauen-EM mit sensationeller Quote
ARD und ZDF pokern. Ist ihnen klar, dass sie schlechte Karten haben? Die Fußball-EM 2022 in England war ein sensationelles Turnier, die deutsche Mannschaft wurde im Finale von der Jahresrekordquote von 17,89 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer gesehen. Die Wertigkeit des Frauenfußballs wuchs enorm, die EM wurde verstanden als Ausgangspunkt für nicht nur den sportlichen, sondern auch den gesellschaftlichen Aufschwung.
Aber klar, die WM down under wird am Vormittag und am frühen Nachmittag stattfinden, Mega-Einschaltquoten sind nicht zu erwarten. Und ja, die Fifa um den geschäftstüchtigen Präsidenten Gianni Infantino weiß um den Druck, der auf den Öffentlich-Rechtlichen lastet. ARD und ZDF haben dem Frauenfußball ewige Treue geschworen, deutschlandweit gibt es die gelernte Erfahrung und Erwartung, dass Olympische Spiele und Fußball-Turniere im gebührenfinanzierten Free-TV zu sehen sind. Und haben ARD und ZDF nicht gerade Lizenzen für Olympia-TV bis 2032 gekauft? Die Sommerspiele 2032 finden übrigens in Brisbane/Australien statt.
Was die Position der Öffentlich-Rechtlichen zudem schwächt – und zugleich stärkt: Laut Medienstaatsvertrag sind sie verpflichtet, bei Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften alle Spiele mit deutscher Beteiligung und unabhängig davon Eröffnungsspiel, Halbfinals und Finale zu übertragen. Damit sind ein Kauf- und ein Verkaufszwang formuliert.
Auch die Fifa hat ihre Friktionen im Rechtepoker. Sie kann kein Interesse an einer Frauen-WM im Pay-TV haben, der Wert und die Ausstrahlungskraft eines solch globalen Turniers mit 32 Mannschaften beruht auf der Sichtbarkeit der Spiele.
Eine Fußball-WM gehört ins Free-TV, egal, welcher Sender überträgt, egal ob sich Free- und Pay-TV wie bei der Männer-WM (ARD/ZDF/Magenta) verbünden. Wenn Frauenfußball eine Selbstverständlichkeit ist, ist die Übertragung einer WM der besten Fußballspielerinnen im frei empfangbaren Fernsehen nichts anderes.
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