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Team Netflix: Firmenchef Reed Hastings (vorne rechts) bei der Eröffnung des Berliner Büros für den deutschsprachigen Raum. Mit dabei auch Matthias Schweighöfer (vorne links), der die erste deutsche Serie von Amazon Prime produziert hat.

© Netflix

Netflix plant 80 neue deutschsprachige Serien und Filme: Streaming-Haus des Geldes

Der Streamingdienst Netflix eröffnet sein Berliner Büro und pumpt bis 2023 eine halbe Milliarde Euro in deutschsprachige Produktionen.

Es ist schon kurios, aus welchen Gründen man auf Netflix aufmerksam werden kann. Matthias Schweighöfer hat seine erste Streamingserie mit Amazon Prime produziert. Zum Cast von „You are wanted“ gehörte Louis Hofmann. Als Schweighöfer die zweite Staffel besetzen wollte, gab Hofmann ihm einen Korb. Er wollte lieber in der ersten deutschen Netflix-Serie „Dark“ mitspielen, die auch international stark beachtet wurde. Schweighöfer hat die Botschaft verstanden. Inzwischen arbeitet er an seinem dritten großen Projekt mit Netflix. Ende Oktober startet „Army of Thieves”, in dem er die Hauptrolle des Tresorknacker-Genies Dieter spielt, zugleich Regie führt und das Ganze auch noch mitproduziert. Und 2022 steht der Film „The Swimmers“ auf dem Programm.

Erzählt hat Schweighöfer die Geschichte am Mittwoch bei der Eröffnung der neuen Netflix-Zentrale für Deutschland, Österreich und der Schweiz in Berlin. Nachdem die so genannte DACH-Region viele Jahre lang aus den Niederlanden mitbetreut wurde, hat der Streamingdienst nun in Berlin eine feste Adresse. Am Warschauer Platz in der Nähe der Oberbaumbrücke verfügen nun 80 Mitarbeiter für die drei deutschsprachigen Länder auf 2500 Quadratmetern einer großen Büroetage über genügend Platz, um neue deutschsprachige Serien, Filme und Dokus für die Netflix-Abonnenten rund um den Globus auf den Weg zu bringen.

„Deutschsprachige Inhalte werden auf der ganzen Welt gesehen, weshalb Deutschland, Österreich und die Schweiz für uns eine der wichtigsten Regionen weltweit ist“, sagte Netflix-Gründer Reed Hastings bei der Büroeröffnung. In den vergangenen drei Jahren seien 40 Produktionen aus der Region veröffentlicht worden, in den nächsten drei Jahren sollen die Investitionen in deutschsprachige Inhalte verdoppelt werden. „Ab sofort wollen wir bis 2023 mehr als 500 Millionen Euro für 80 lokale Serien, Filme und Shows ausgeben“, kündigte der Netflix-CEO an. Berlin ist neben Amsterdam, London, Madrid und Paris der fünfte Netflix-Standort in Europa. Im deutschsprachigen Raum kommt Netflix auf elf Millionen Abonnenten.

Pionier-Technik in Babelsberg

Berlin ist für Netflix auch technologisch ein ganz besonderer Standort. In Babelsberg entsteht derzeit die Mystery-Serie „1899“, gedreht wird in einem Atelier für visuelle Produktion. Bei den neuen Verfahren stehen die Schauspieler vor LED-Screens, die so mit den Kameras synchronisiert werden, dass die Bilder wie bei einem 3D-Spiel perspektivisch in Echtzeit berechnet werden, erläutert Jantje Friese die Technik. Bislang wurde das Verfahren nur von Disney bei „The Mandalorian“ eingesetzt. Die deutsche Serie „1899“ erzählt davon, was die Menschen auf einem Einwandererschiff bei ihrer Fahrt von Europa Richtung Vereinigte Staaten Mysteriöses erleben.

Ein vielfältigeres Angebot wünscht sich Netflix-Gründer Reed Hastings nicht zuletzt von den deutschsprachigen Produktionen.
Ein vielfältigeres Angebot wünscht sich Netflix-Gründer Reed Hastings nicht zuletzt von den deutschsprachigen Produktionen.

© Tobias Hase/dpa

Die große Aufgabe für Netflix ist es für Reed Hastings, die Abonnenten mit neuen Inhalten zu stimulieren. Die Zuschauer wollen Vielfalt, nicht immer wieder das Gleiche, sagt er. Die Serien- und Filmemacher schätzen an Netflix wiederum die schnellen Entscheidungen. Statt: Komm vorbei, wenn du das Drehbuch fertig hast, heißt es bei Netflix: dann leg mal los. Allerdings werde dann auch Tempo und voller Einsatz verlangt, sagt Showrunner Oliver Ziegenbalg.

Die Bandbreite der neuen Stoffe reicht dabei von der Sissi-Serie „The Empress“ mit Devrim Lingnau, in der die Geschichte der österreichischen Kaiserin als zeitgemäße Familientragödie erzählt wird, über die Miniserie „The Billion Dollar Code“ mit Mark Waschke und Mišel Maticevic über den jahrelangen Kampf zweier deutscher Computerpioniere gegen Google wegen des Algorithmus’ hinter Google Earth bis hin zu „Buba“ mit Bjarne Mädel als Kleinstadtverbrecher.

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Zu den deutschsprachigen Filmen, die Netflix in der Pipeline hat, gehört unter anderem die Neuinterpretation von Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“. Edward Berger, der für Drehbuch und Regie verantwortlich ist, kam es vor allem darauf an, den Stoff auf Deutsch und aus deutscher Perspektive umzusetzen.

2000 Quadratmeter Bürofläche stehen den 80 Netflix-Mitarbeitern in Berlin zur Verfügung. Jeder Raum ist nach einer Netflix-Produktion wie hier "Damengambit" gestaltet.
2000 Quadratmeter Bürofläche stehen den 80 Netflix-Mitarbeitern in Berlin zur Verfügung. Jeder Raum ist nach einer Netflix-Produktion wie hier "Damengambit" gestaltet.

© Kurt Sagatz

Der Film kommt 2022 ins Netflix-Regal, ebenso wie „München – im Angesicht des Krieges“ von Regisseur Christian Schwochow. Der Film spielt im Jahr 1938 und basiert auf dem Roman von Robert Harris. Es geht um die Frage, ob ein Diktator wie Hitler mit diplomatischen Mitteln aufgehalten werden kann, für Schwochow eine hochaktuelle Frage.

Zur Eröffnung des Berliner Büros wird zugleich das Team vergrößert. Katja Hofem, die zuvor für ProSiebenSat1 und Discovery den Streamingdienst Joyn an den Start gebracht hat, unterstützt Serienchefin Eva von Leeuwen als Vice President Series. Inga Leschek, zuvor Geschäftsführerin der RTL Studios, übernimmt den Bereich „Unscripted & Docs“ unter anderem für die deutschsprachige Region.

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